„Wir kämpfen weiter“ – 100 Jahre Internationaler Frauentag

Vor 100 Jahren waren Frauen in praktisch allen Lebensbereichen nur Bürger zweiter Klasse und auch heute herrscht noch keine echte Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern, an den Lohnuntschieden trotz gleicher Arbeit wird das besonders deutlich

Der Internationale Frauentag blickt auf eine lange Tradition zurück. Er entstand im Kampf um Gleichberechtigung und Wahlrecht für Frauen. Initiiert durch Clara Zetkin (1857  – 1933) fand der erste Internationale Frauentag am 19. März 1911 statt. Millionen von Frauen in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA beteiligten sich. Die Wahl dieses Datums sollte den revolutionären Charakter des Frauentages unterstreichen. Der 18. März war der Gedenktag für die Gefallenen in Berlin während der Revolution 1848.

Die zentralen Forderungen waren: Kampf gegen den imperialistischen Krieg, Wahl- und Stimmrecht für Frauen, Arbeitsschutzgesetze, ausreichender Mutter- und Kinderschutz, der Achtstundentag, gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung und die Festsetzung von Mindestlöhnen.

In den folgenden Jahren wurde der Internationale Frauentag jährlich zwischen Februar und April begangen.

Die Festlegung des Internationalen Frauentages auf den 8. März erfolgte 1921 durch Beschluss der 2. Kommunistischen Frauenkonferenz. Damit sollte an den Textilarbeiterinnen-Streik in Petersburg erinnert werden, der auf andere Sektoren übergriff und eine große Arbeiterinnendemonstration auslöste. Diese Kämpfe fanden anlässlich des Frauentages am 8. März 1917 statt – nach dem alten russischen Kalender am 23. Februar – und lösten den Beginn der „Februarrevolution“ aus.

Einen starken Rückschritt brachte in Deutschland die NS-Ideologie von der Rolle der Frau als Ehefrau und Mutter. 1932 wurde der Frauentag von den Nationalsozialisten verboten und durch den Muttertag ersetzt.

Nach dem 2. Weltkrieg fanden in der sowjetischen Besatzungszone bereits 1946 wieder Feiern zum Frauentag statt. In den sozialistischen Ländern wurde die gesellschaftliche Befreiung der Frau gefeiert und der Tag mit offiziellen Feiern für die Frauen organisiert. In Westdeutschland wurde der Frauentag erst in den späten 60er Jahren von der neuen, autonomen Frauenbewegung wiederbelebt. Der 8. März wurde zu einer wichtigen Plattform der Frauenbewegung. Themen wie die Rechte von Ausländerinnen, die Diskriminierung von nicht heterosexuellen Lebensweisen und die bessere Sicherung der Frauenrechte im Rahmen der europäischen Annäherung werden aufgegriffen.

Und woher kommt der Brauch, Frauen am 8. März anlässlich des Frauentags mit einer roten Rose zu beschenken? 1986 feierte der Frauentag seinen 75. Geburtstag. Dieser Frauentag stand unter dem Motto: Wir wollen Brot und Rosen! Brot steht für: Recht auf Arbeit, gerechte Entlohnung, gleiche Bildungs- und Ausbildungschancen, menschgerechte Arbeitsbedingungen, berufliche Entfaltung und Fortentwicklung, eigenständige soziale Sicherung für die Frau.

Rosen steht für: die Möglichkeit mit Kindern zu leben und berufstätig zu sein, familiengerechte Arbeitszeiten, die Befriedigung kultureller Bedürfnisse, eine menschenwürdige Wohn- und Lebensumwelt, die gleichberechtigte Teilhabe von Männern an Hausarbeit und Kindererziehung, humane Politikformen, Toleranz und Frieden. Diese Forderungen haben bis zum heutigen Tage nicht an Aktualität verloren. 

Am 25. Januar 2011 wurde ein Sachverständigengutachten für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend übergeben. Die zentrale Bilanz lautet: Echte Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern herrscht in Deutschland noch lange nicht. 

Die Analyse macht deutlich, welche Risiken durch Fehlanreize im Berufsleben insbesondere für Frauen bestehen. So führt die Subventionierung geringfügiger, nicht sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse und der Anstieg sogenannter Minijobs besonders für Frauen dazu, dass sich ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und die soziale Sicherung im Alter weiter verschlechtern.

Mit dem Inkrafttreten des ersten Reichsvereinsgesetzes am 15. Mai 1908 konnten Frauen Mitglied in einer Partei werden. DIE LINKE hat sich in ihren programmatischen Eckpunkten zu diesem Erbe klar bekannt: zum Kampf vieler Frauengenerationen für ihre sozialen und politischen Rechte und Gleichstellung in allen Bereichen der Gesellschaft. 103 Jahre nach dem Ende des Politikverbotes für Frauen zeigen aktuelle Ereignisse, dass zwar die formellen Schranken für die politische Beteiligung von Frauen gefallen sind, aber die Akzeptanz von Frauen in der Politik nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist. Dies ist eine historische Verpflichtung für die neu gegründete LINKE: Frauen müssen nicht nur formal die gleichen Möglichkeiten haben am Parteileben zu partizipieren, sondern real und wirksam! 

Anke Hofmann