Tödliches Erbe: Wohin mit dem hochradioaktiven Atommüll?

Die Atomkatastrophe in Japan führt allen vor Augen ,dass das Restrisiko bei der Nutzung der Kernenergie unannehmbar ist und selbst bei einem schnellen Ausstieg ist die Endlagerfrage noch immer ungelöst

Noch im Oktober 2009 wurden auch die Bundestagsabgeordneten der LINKEN  von den Koalitionsparteien für ihre konsequente Ablehnung der Atomkraft beschimpft. Am 28. Oktober 2010 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Laufzeitverlängerung für deutschen Atomkraftwerke. Dieses Gesetz ermöglichte den Betreibern ca. 120 Milliarden Euro an zukünftigen Profiten. Im Schatten der Katastrophe in Japan gab Bundeskanzlerin Angela Merkel eine auf drei Monate befristete Aussetzung der Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke bekannt.

 Die verleugneten Aussagen von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), das Moratorium wäre nur aus wahltaktischen und nicht dauerhaften Gründen beschlossen worden, zeigen das die Atominteressen der Koalition wichtiger sind als der Wille der Bevölkerung. Was Restrisiko bedeutet erkennt die Welt seit dem 11. März mit jeder neuen Meldung aus Fukushima deutlicher als je zuvor. Auch die „japanische Hochtechnologie“ hat versagt.  Der Welt wird brutal klar, es gibt keinen absolut sicheren Reaktor und selbst abgeschaltetes AKW ist gefährlich. 

Alle hoffen, dass die Japaner die akute Kernschmelze stoppen  und das AKW stilllegen können. Dann bleibt die Frage, wohin mit den tödlichen Resten des Atomkraftwerkes? Schon jetzt gibt es zehntausende Tonnen Atommüll auf der Erde. Jedes Jahr kommen 12.000 Tonnen hinzu. Aber weltweit gibt es kein einziges Endlager auch nicht in Deutschland. Mit der Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke entstehen zusätzlich 5.000 Tonnen hochradioaktiver Müll. Für den Transport dieser Menge bräuchte es etwa 700 Castorbehälter. In jedem Castor ist mehr Radioaktivität enthalten als Tschernobyl freigesetzt wurde. Ein fertiges Endlager für hochradioaktiven Müll wird von der Bundesregierung etwa für das Jahr 2030 angestrebt, denn abgebrannte Brennstäbe müssen zuerst für mehr als fünf Jahre im Abklingbecken gut gekühlt lagern. Erst danach können die Brennstäbe dauerhaft in Glas eingegossen und in Castoren verpackt werden. Der Inhalt der Castoren entwickelt dann noch immer Temperaturen von mehr als 400 Grad. Erst nach weiteren 30 Jahren Abkühlung an der Luft kann bei einer Temperatur von noch immer 200 Grad an eine Endlagerung gedacht werden. Dann braucht man auch das Lager. Auch ohne Laufzeitverlängerung würde Deutschland noch ca. 2.000 Tonnen hochstrahlenden Atommüll verursachen. 

Allein der Rückbau des AKWs Rheinsberg dauerte 20 Jahre und kostete 420 Millionen Euro. Trotz des Abtransportes aller Brennelemente blieb ein gefährlicher Rest Radioaktivität übrig. Das sind tausende Tonnen verstrahltes Material, das dauerhaft sicher verwahrt werden muss. Der Rückbau eines AKW kostet zweieinhalb bis vierfache des Baupreises. Ob die Rückstellungen der Konzerne für den Abriss der Atomkraftwerke reichen werden ist unklar, falls nicht zahlt der Steuerzahler. Klar ist jedoch, die Betreuung und damit die Kosten eines Endlagers liegen letztlich beim Staat und somit kommt der „billige“ Atomstrom in Zukunft die Bürger richtig teuer. Jetzt jedoch sorgen die steuerfreien Rücklagen für Sondergewinne der Konzerne. Ende 2008 betrugen die Rückstellungen insgesamt 27,5 Milliarden Euro. Rückstellungen in diesen Größenordnungen und die Gewinne aus dem Betrieb stellen faktisch einen erheblichen finanziellen Anreiz zum möglichst lange dauernden Betrieb der Atomkraftwerke dar. 

Jedes Restrisiko ist ein Risiko und bei den möglichen Folgen einer atomaren Katastrophe stimmt die Risiko-Nutzen-Analyse der Atomkraft nicht. Deswegen gilt es den Weg des geringsten Risikos zu gehen: den Ausstieg aus der Atomenergie hin zu erneuerbaren Energien. Erst 40 Jahre nach dem Abschalten des letzten AKWs ist die Gefahr unbeherrschter atomarer Kettenreaktionen vorbei. Das Ende der Gefahr durch mögliche Verstrahlung, ausgelöst durch die Reste des atomaren Irrtums wird die Menschheit wohl nicht erleben. Wir hinterlassen unseren Nachfahren ein tödliches Erbe, sorgen wir jetzt dafür, dass es nicht noch größer wird!                    

Ralph Lenkert