Spaltung oder Auflösung – sind die Burschenschaften am Ende?

Seit langen sind die rechtsextremen Machenschaften der Burschenschaften bekannt. Dagegen regte sich nicht nur beim Burschentag in Eisenach Widerstand. Auch unter den Burschis selbst wollen einige mit Rechtsextremismus nichts zu tun haben.

Der Umgang mit rechten Strömungen innerhalb der Burschenschaften  ist seit Jahren der Dreh- und Angelpunkt innerhalb der Deutschen Burschenschaften mit ihren etwa 19.000 Mitgliedern und 140 Mitgliedervereinigungen.

Mehrere Vereinigungen, insbesondere die Burschenschaften aus Marburg und Göttingen, hatten  sich vor dem Eisenacher Burschenschaftstag eine Woche nach Pfingsten das Ziel gestellt, aus dem Dachverband auszutreten, weil sie die Nähe zum Rechtsextremismus ablehnen. In einem Aufruf der Initiative „Burschenschaften gegen Neonazis“ hat diese wenige Tage vor den Burschentagen in Eisenach ein deutliches Bekenntnis des Dachverbandes gegen Rechts und umfangreiche Reformen gefordert. Darüber hinaus verlangt die Initiative die Amtsenthebung mehrerer Funktionäre und den Ausschluss einiger Burschenschaften, deren Nähe zum Rechtsextremismus zu erkennen ist.

Erinnert sei an die Losung der 1915 gegründeten Deutschen Burschenschaften „Ehre, Freiheit, Vaterland“, als Refugium für intellektuellen Rechtsextremismus.

In Eisenach war deshalb im Dachverband ein heftiger Streit vorprogrammiert. Dazu kam noch, dass deren Pressesprecher Michael Schmidt von seiner Funktion zurück trat. Eine Debatte um die Zukunft des Verbandes wurde angesagt, diese aber kurzfristig wieder fallen gelassen. Hinzu kommt, dass bestimmte Teile von Burschenschaften im Jahre 2011 die Forderung nach einem „Arier-Nachweis“ als Voraussetzung für eine Mitgliedschaft erhoben. 

Die Initiative des Bündnisses der Burschenschaften gegen Neonazis hat dann am 2. Juni in der Eisenacher Innenstadt eine Demonstration mit über 250 Teilnehmern gestartet, um gegen diesen rechten Sumpf endlich  ein deutliches Zeichen zu setzen.

In einem Brief der Initiative „Burschenschaften gegen Neonazis“ an zahlreiche Parteien und Bürgermeister fordert diese die Auflösung des Dachverbandes, weil die Deutsche Burschenschaft rechtsextreme Burschenschaften im Verband duldet, fördert und finanziert und darüber hinaus Schlüsselstellungen mit rechtsextremen Burschenschaftlern besetzt.

Weil in den letzten Jahrzehnten keine wirksamen Maßnahmen gegen den  Rechtsextremismus Dachverband vorgenommen wurden, müsse dieser noch in diesem Jahr aufgelöst werden, lautet die Forderung.

Hannah Warlich, Sprecherin der Linksjugend aus Eisenach erwartete vor der Demo ein klares Bekenntnis des Dachverbandes der Burschenschaften gegen die rechtsextremen Tendenzen. Weiterhin sollte sich die Stadt Eisenach noch klarer gegen rechtsextremes Gedankengut in den Burschenschaften positionieren. Die künftige Oberbürgermeisterin Katja Wolf (DIE LINKE) werde in dieser Hinsicht mit Sicherheit Weichen stellen, so Hannah Warlich.

Kurz vor Beginn der Demo durch die Stadt waren laute Sprechchöre gegen Faschismus zu vernehmen, weil sich einige  Burschenschaftler in „Uniform“ schnellen Schrittes über den Marktplatz zu den umliegenden Cafe`s bewegten. Weil diese vor Ort ihren Namen nicht preisgaben und nur offenbarten, dass sie aus Nordrein-Westfahlen nach Eisenach gekommen seien,  war zu vermuten, dass sie dem rechten Flügel nahe standen.

„Die Grundideen und die Werte der Burschenschaften müssten auf einen außerordentlichen Burschentag innerhalb von acht Monaten zur Disposition gestellt werden, war zu hören.

„Die politische Willensbildung ist bei den Burschenschaften mehr und mehr verloren gegangen und dieser Tendenz  muss ein Ende gesetzt werden“ meinte der Burschenschaftler, ohne sich klar gegen rechte Tendenzen zu äußern.    


Gerd Anacker