„Schätzt auch mal einen Rat der Älteren“

Weil sich der Landesvorstand der Thüringern LINKEN einer Frischzellenkur unterzog, sprechen viele vom Generationswechsel. Doch was bedeutet das in der praktischen Arbeit, insbesondere für die Interessen von Seniorinnen und Senioren? UNZ fragte gezielt bei der Generation „60 Plus“ nach, wie sie den Generationswechsel bewertet.

Generationsübergreifendes Vorwärtsdenken 

 

Es ist richtig, dass ein Generationswechsel stattgefunden hat, aber weniger aus politischen Gründen, zumal ich mit der Arbeit des bisherigen Vorstandes überwiegend zufrieden war. Der Generationswechsels ist deshalb wichtig, um ein Zeichen für eine Verjüngung der Partei zu setzen und zu verdeutlichen: DIE LINKE ist eine Partei für junge Leute. Die jungen Generationen haben ihre eigenen Vorstellungen wie ihr Leben aussehen soll und diese Gedanken sollten zukünftig eine größere Rolle in der Parteiarbeit spielen. Ich bin optimistisch, dass sich daraus ein gemeinsames, generationsübergreifendes Vorwärtsdenken entwickeln könnte. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit, nicht nur aus 40 Jahren DDR, sondern aus der ganzen Geschichte der Arbeiterbewegung, gilt es zu bewahren, aus Fehlern zu lernen und die gemachten Erfahrungen zu nutzen, um sich gemeinsam für Neues zu öffnen. Zu viel junge und intelligente Menschen haben heute Angst vor Konsequenzen, wenn sie auf die Straße gehen und demonstrieren. Hier sind alle LINKEN-Mitglieder, aber natürlich vor allem die jungen, gefragt, den Menschen diese Angst durch ein selbstbewusstes Auftreten zu nehmen. Da sollten wir uns nicht verstecken. Es ist doch für uns als Thüringer LINKE eine ganz tolle Sache, wenn sich auf einem Parteitag gleich drei Kandidaten zur Wahl stellen, die alle prinzipiell für den Parteivorsitz geeignet sind. Knuth Schurztmann hat mir persönlich gut gefallen. Steffen Harzer hat in den letzten Jahren gute und wichtige Arbeit geleistet und kann nicht nur in Hildburghausen echte Erfolge vorweisen. Dass er jetzt erst einmal enttäuscht ist, kann ich gut verstehen, aber das gehört nun mal zur Demokratie dazu.   

Heinz Daßler 

 

 

Vorstand wird in Tätgkeit hineinwachsen

 

Zuerst möchte ich dem neugewählten Landesvorstand mit der neuen Landesvorsitzenden herzlich zu ihrer Wahl gratulieren.

Ich wünsche Euch, dass Ihr den Löwenanteil aller Eurer Vorhaben lösen könnt, denn alles schafft man ja bekanntlich nie!

Zum Landesparteitag, bei der Vorstellung der Kandidaten, hatte ich ein wenig Bedenken, dass nur die Jüngsten der Jungen gewählt werden und ihre Aufgaben durch mangelnde Erfahrung nicht gut genug erfüllen können. Aber mit der nun gewählten Leitung, einer „Mischung“ aus jüngeren und auch schon gestandenen Genoss-innen und Genossen, bin ich sehr zufrieden.

Mir gefällt, dass man nicht mehr sagen kann, „alte SED-Kader“. Nein, es sind Genossen, die durch dieses System geprägt wurden und sich den Zielen unserer Partei stellen und mittun wollen. „Mit den Forderungen wachsen die Taten“, sagte mal ein kluger Mann, und so wird der Landesvorstand auch in seine Tätigkeit hineinwachsen. Natürlich werden sie manches anders anpacken als es bisher war, aber das heißt doch nicht, dass es schlechter sein muss.

Ich finde es immer nicht prickelnd, wenn pessimistische Meinungen über unsere jüngeren Leute die Runde machen. Das gibt zu viele Irritationen. Auch ich war in einer ähnlichen Situation, ich wurde mit 27 Jahren Leiterin einer Kinderkrippe und war die jüngste von 37 Leiterinnen der Stadt Erfurt. Trotz vieler Unkereien und fragwürdigen Meinungen meiner Kolleginnen habe ich es geschafft, frei nach meinem Lebensmotto: Ich schaffe alles, wenn ich nur will!

Und so rufe ich dem neuen Leitungsgremium zu: Packt es an, habt Vertrauen in Euch selbst, schätzt aber auch mal einen Rat der Älteren 

Ursula Monsees

 

 

Anderer Politikstil

 

Den auf dem Suhler Parteitag vollzogenen  Generationswechsel sehe ich erst einmal positiv. Susanne Hennig hat auf dem Parteitag gesagt, ein „weiter so“ gibt es mit ihr nicht.

Demzufolge ist ein anderer Politikstil zu erwarten, worauf ich sehr gespannt bin. Wichtig ist dabei, die Parteibasis bis hin in alle Generationen mitzunehmen! Das ist sicherlich nicht einfach und verlangt Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Viele Mitglieder sind über 60 Jahre. Sie haben durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse einen gewissen Anspruch an Politik und sind auch bereit, diese Erfahrungen weiter zu geben und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich wünsche dem neuen Vorstand ein glückliches Händchen und vor allem kein Resignieren, wenn es gilt Widerstände zu überwinden. 

Schließlich haben wir im Jahr 2014 wichtige Wahlen, wo auf uns geschaut wird und es wichtig ist, Politik in die Öffentlichkeit zu tragen und ein geschlossenes Bild als Partei zu demonstrieren. Ein mit uns selber beschäftigen würde uns sehr schaden.

Bärbel Schmidt

 

 

Vertrauen in praktische Arbeit umsetzen

 

Der Generationswechsel wurde angestrebt und deshalb ist es gut, dass er auf dem Parteitag auch vollzogen wurde. Es ist nun an dem neuen Vorstand, dass in ihn gesetzte Vertrauen, durch die  politische Arbeit auch umzumünzen. Mit dem in Suhl gewählten Personal bin ich guter Hoffnung, dass uns das gemeinsam gelingen wird. Eine Gefahr, dass ältere Generationen nicht ausreichend berücksichtigt wurden, sehe ich dabei  nicht, denn es gibt genügend Aktive, die bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen und es gibt genügend junge Menschen, die zuhören und lernen wollen. Etwas problematisch scheint mir lediglich, dass der Südthüringer Raum im neuen Landesvorstand nicht optimal vertreten ist. Da erwarte ich, dass der neue Landesvorstand diesen Umstand in seiner Arbeit entsprechend berücksichtigt. Immerhin war bei der letzten Bundestagswahl  unser Wahlkreis Suhl-Schmalkalden-Meiningen einer der erfolgreichsten und das wollen wir 2014 noch weiter ausbauen.                      

Dr. Reiner Miersch 

 

 

 

Behandelt ältere Mitstreiter ebenbürtig

 

Generationswechsel ist ein oft benutztes Schlagwort in der Politik, welches kaum hinterfragt wird. Viele Leute und auch Freunde meiner Generation wurden zeitig in die Verantwortung genommen.

Wir durften uns in großen Jugendobjekten oder Jugendbrigaden der Volkswirtschaft bewähren. Nach kurzer Zeit fragte keiner nach dem Alter, sondern nach den Ergebnissen.

Dabei gab es keine Nachsicht, es zählte die Realisierung der Aufgaben. Die frühen Erfahrungen erwiesen sich dann oft als Stolpersteine, weil sich diese Erkenntnisse oft nicht mit den Auffassungen der Generation deckten, welche das Sagen hatte. Sie saßen auf ihren Sesseln und waren auf ihr Wunschdenken fixiert. Wohin diese Engstirnigkeit führte, haben die meisten Menschen in unserem Land persönlich erlebt. Eine zeitige Wachablösung durch kluge Köpfe, welche noch keine Privilegien brauchen, ist immer gut. „Wer allerdings keine alten Leute kennt, verzichtet auf eine Menge Spaß“. Das erkannte der britische Rockstar Freddi Mercury beim Rückblick auf sein kurzes Leben. Der Schauspieler Dieter Mann äußerte sich vor längerer Zeit zum Thema im „ND“. Den Staffelstab sollte man rechtzeitig übergeben und sich aus der vordersten Linie zurücknehmen. Es ist auch nützlich, sich einmal zurück zu lehnen. Der jungen Führungsmannschaft der Thüringer Linken sei ein erfolgreiches Wirken gewünscht. Behandelt ältere Mitstreiter ebenbürtig, denn auch deren Rat kann sich positiv auf kommende Entwicklungen auswirken. Nutzt diese kleine Basis, so lange sie zur Verfügung steht. In die erste Reihe jedoch gehört ihr.                         

Uwe Pohlitz