In Wiehe werden Kinderträume wahr

Viele kennen die großen Modellbahnanlagen in Hamburg und Berlin, das kleine Wiehe im Norden Thüringens ist dagegen nur wenigen ein Begriff. Dabei gibt es neben 12.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche noch viele mehr zu bestaunen.

Wer die weltgrößte Modellbahn-Ganzjahresschau in Wiehe besucht, muss Zeit mitbringen, viel Zeit. Denn wer sich auf die Anlagen in den fünf Hallen einlässt, begibt sich sozusagen auf Weltreise. Was man hier zu sehen bekommt, lässt nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Angesichts der riesigen Auswahl von Eisenbahn-Modell-Anlagen aus dem In- und Ausland auf einer Ausstellungsfläche von 12.000 Quadratmetern beginnen selbst die Augen von Vätern und Großvätern zu strahlen. Die unzähligen Züge, die sich durch bekanntes und unbekanntes Gelände schlängeln, vorbei an originalgetreu nachgebildeten Sehenswürdigkeiten, Städten, Bahnhöfen oder Industrieanlagen nehmen die Besucher gefangen. Mittels unzähliger Weichen und Stellwerke ändern die 125 Züge, die ständig auf der vollautomatischen  Anlage mit einer Gleislänge von 2.600 Metern unterwegs sind, ihre Richtung in vorgeschriebener Weise. Eine Meisterleistung der Technik. Da fauchen Dampfloks die Berge hinauf, flitzen ICE-Züge vorbei, transportieren Güterzüge wichtige Fracht durch Europa, selbst der berühmte Orient-Express fehlt nicht. Mit einer Großanlage in Halle F wurde gar den Eisenbahnen von der Ost- zur Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika ein Denkmal gesetzt.

Entstanden ist die Schau, um den Tourismus zwischen Nordthüringen und dem Harzvorland zu beleben. Der Initiator dieser Anlagen, Hans-Jörg Stiegler, ein gebürtiger Hesse, lebt und arbeitet seit 1991 in dieser         Region. 

Die riesige Modelleisenbahnschau wurde am 7. November 1997 in einer ehemaligen Scheune eröffnet. Seitdem kommt ständig Neues hinzu. 

Kurios ist, dass diese Ausstellung gerade hier ihren Platz fand, denn Wiehe hatte bis heute nie einen eigenen Bahnhof. Allerdings wurde der Eingang der Eisenbahn-Erlebniswelt einem Bahnhof nachgestaltet. So begrüßt derzeit ein Wandgemälde der Harzer Schmalspurbahn die Gäste. Auf der Freifläche vor dem Eingang  können Kinder auf einer Gartenbahn ihre Runden drehen.

Aber es gibt noch viel mehr zu sehen. Unter dem Motto „Kultur mit Pfiff“ sollen nicht nur die Modellbahnfans angesprochen werden. Es geht um Kultur im weitesten Sinne.

So hielt hier Endes des Jahres 2008 die Ausgrabungsstätte der weltbekannten „Terrakotta-Armee“ des ersten Kaisers von China (links unten) Einzug. Die originalgetreue Nachbildung der Ausgrabungsstätte, in China gefertigt, zeigt 780 u. a. Krieger im Maßstab 1:2,5 und den Kaiser in Lebensgröße. Zu den Funden gehören auch zwei Pferdegespanne, die dem Kaiser zu Überlandfahrten dienten. 

Im vorigen Jahr kam ein weiteres Weltkulturerbe hinzu: Die Moais – riesige aus Vulkangestein gehauene Kolosse der Osterinsel – die den Archäologen noch manches Rätsel aufgeben. In Wiehe sind 15 dieser Figuren zu sehen (unten rechts).

Außerdem gibt es noch eine Sonderausstellung für Münzfreunde.

Das Schöne: Die Modellbahn-Erlebniswelt in Wiehe, Am Anger 19, Telefon: 034672/83630, kann bei jedem Wetter besucht werden. Sie ist barrierefrei und täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Eintritt: Erwachsene 10 Euro, Kinder 5,50 Euro. Für das leibliche Wohl ist gesorgt, und man kann auch dieses und jenes für die eigene Eisenbahnanlage erwerben.                                

Regina Pelz