"Die Grundsätze politischer Parteien vertragen sich nicht mit meinem Begriff von geistiger Freiheit“

Das sagte Gerhart Hauptmann, der am 15. November 1862, vor 150 Jahren geboren wurde, zum Thema geistige Unabhängigkeit. Typisch für die politische Ambivalenz eines Autoren von Weltruf.

Von Frank Hildner


Gerhart Hauptmann, einer der gebildetsten Menschen mit einem außerordentlichen Schatz an Wissen, wurde am 15. November 1862 in Obersalzbrunn / Schlesien geboren. Er war nach Goethe und trotz Thomas Mann, Rilke, Kafka und Brecht einer der gewaltigsten Dichterpersönlichkeiten der deutschen Literatur und ist als Initiator der modernen Dichtung nicht mehr wegzudenken. Hauptmann hat in seinem langen Leben und für sein umfangreiches und vielfältiges Werk selbstverständlich viele Impulse der Weltliteratur aufgenommen. Man denke nur an die naturalistischen Autoren in Deutschland, Skandinavien und Frankreich und an die große russische Literatur sowie selbstverständlich an Goethe.

Umso wichtiger für uns, ist es heute nachzufragen, was waren die Ursachen und Gründe für Gerhart Hauptmanns Verhalten während des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik und besonders im Dritten Reich.


In der älteren Forschung wird Gerhart Hauptmann als bedeutender Repräsentant des Kultur- und Geisteslebens oft attestiert, dass er an politischen und gesellschaftlichen Prozessen interessiert gewesen sei, und es wurden Aspekte im Leben und Werk des Dichters akzentuiert, die den „homo politicus“, den Gesellschaftskritiker hervorhoben. So auch in der DDR ! Die Tatsache, dass Wilhelm II. Hauptmanns naturalistisches Werk „Rinnsteinkunst“ titulierte, ihm mehrmals den Schillerpreis verweigerte, seine Loge im Deutschen Theater aus Protest gegen die .Weber' kündigte und an der Absetzung des „Festspiels in Deutschen Reimen" beteiligt war, wird als Beweis dafür beigebracht, dass Hauptmann im Wilhelminischen Kaiserreich eine oppositionelle Stellung eingenommen habe. Vertraut man den Aussagen H.-D.Tschörtners und H.Wyslings, so war Hauptmann „der Kritiker der modernen Zeit" und übte mutig Kritik an der preußisch-deutschen Gesellschaft. Diese Auffassung, die auf die oben genannten Sachverhalte zurück zuführen sind, müssen jedoch bei genauerer Betrachtung der privaten und öffentlichen Äußerungen des Dichters relativiert werden.


Gerhart Hauptmann geriet durch die öffentliche Auseinandersetzung um die „Weber“, ins öffentliche und politische Rampenlicht des wilhelminischen Deutschlands. Seine Reaktion erfolgte prompt: Er propagierte immer wieder eine nur sich selbst verantwortliche Künstlerexistenz, die sich zu keiner Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit und erst recht nicht dem Staat verpflichtet fühlte. So hat den Dichter das Missverständnis, er habe mit den „Webern“ ein sozial-revolutionäres Drama schreiben wollen, stark und lange beschäftigt. Selbst 1912, anlässlich der Verleihung des Nobelpreises, antwortete Hauptmann der schwedischen Zeitung „Sozialdemokraten", „er habe nie einer politischen Partei angehört. Er wies darauf hin, dass die Kunst frei sein müsse, dass „Die Weber“ nur als ein Dokument des menschliches Lebens, aber beileibe nicht als eine Kritik der sozialen Gesellschaft aufzufassen ist". In Deutschland trug ihm diese Stellungnahme den Vorwurf des „Widerrufs“ ein. So war im sozialdemokratischen „Vorwärts“ im Dezember 1912 zu lesen, dass Hauptmann nicht gern an seine sozialistische Jugendliebe erinnert sein will, nachdem er von der Bourgeoisie gefeierter Dichter geworden ist.


Hauptmann verteidigte stets das Recht des Künstlers auf geistige Autonomie. „Wenn ich, als Dichter, keiner politischen Partei angehöre, so hat das einen Grund in meinem Bedürfnis nach geistiger Unabhängigkeit. Die Grundsätze politischer Parteien vertragen sich nicht mit meinem Begriff von geistiger Freiheit“.

Derart formulierte unpolitische Betrachtungen haben ihren Ausgangspunkt im romantischen Idealismus und verweisen auf die enge Wesensverwandtschaft zum Selbstverständnis Goethes, der über Dichtung und Politik geäußert hat: „So wie ein Dichter politisch wirken will, muss er sich einer Partei hingeben; und so wie er dieses tut, ist er als Poet verloren; er muss seinem freien Geiste, seinem unbefangenen Überblick Lebewohl sagen, und dagegen die Kappe der Borniertheit (…) über die Ohren ziehen“. Durch die intensive Beschäftigung mit Goethe, der für Hauptmann eindeutig Vorbildfunktion besaß, eignete er sich auch von diesem wesentliche Ansichten zum Verhältnis von Kunst und Politik an. Hauptmann nahm sich mit seinem unpolitischem Wesen aus der gesellschaftlichen Pflicht, obwohl er durch die ,Weber' und das „Festspiel in deutschen Reimen“ die politische Einbeziehung seiner Werke selbst erlebte.

Solcherart unpolitisches Selbstverständnis wurde von vielen seiner Zeitgenossen geteilt und dürfte auch bis heute in der künstlerischen Intelligenz zu beobachten sein. Hauptmanns Nationsverständnis war entpolitisiert. Wenn er von Deutschland sprach, meinte er ein ,Deutschland der Kunst und Kultur' und nicht den politisch verfassten Staat. Er stellte die Kulturnation vor die Staatsnation. Diese Symbiose zwischen nationalem Pflichtgefühl und unpolitischen Künstlertum immunisierte Hauptmann und die meisten seiner Schriftstellerkollegen gegen eine kritische Urteilsfindung hinsichtlich der in den Ersten Weltkrieg führenden Machtpolitik des Deutschen Kaiserreiches. Trotz moralischer Erwägungen stellte sich Hauptmann im Krieg vorbehaltlos hinter die deutsche Nation und damit zugleich hinter die deutsche Kriegführung. Gerhart Hauptmanns Kriegsengagement in zahlreichen Gedichten und Aufrufen, war schriftstellerische Schützenhilfe für die herrschende Klasse und zugleich bewusste Aufgabe seines humanistischen Ethos. Es ehrt ihn zwar, wenn er auf den Offenen Brief von Romain Rolland, welcher den Deutschen die Zerstörung von Gemälden und der Universitätsbibliothek von Löwen in Belgien vorwirft und Hauptmann beschwört, als Vertreter des geistigen Deutschland, sich von dieser Kriegführung zu distanzieren: „Seid Ihr die Enkel von Goethe oder die Attilas ? Führt Ihr Krieg gegen Armeen oder gegen den menschlichen Geist...“ ? Hauptmann antwortet in der gleichen Tonlage, indem er die Tatsache des Krieges bedauert, den Verlust von Menschenleben aber über den von Kunstwerken setzt. Gewiss ist es schlimm, wenn im Durcheinander des Kampfes ein unersetzlicher Rubens zugrunde geht, aber - Rubens in Ehren -ich gehöre zu jenen, denen die zerschossene Brust eines Menschenbruders einen weit tieferen Schmerz abnötigt. Weit davon entfernt , dem Krieg öffentlich entgegenzutreten, verharrte Hauptmann in Loyalität zum Vaterland und lehnte selbst 1917 die Bitte junger Schriftsteller, einen Friedensappell zu verfassen ab. Es gilt festzuhalten dass Hauptmanns Loyalität zum Kriegsdeutschland bis zum Kriegsende Geltung besaß. Daher muss die verbreitete Ansicht, Hauptmanns Kriegsengagement sei spontaner Art gewesen und habe nur kurze Zeit Bestand gehabt, relativiert werden. Dieser Befund wird dadurch bestätigt, dass Hauptmann selbst in einer, für Deutschland aussichtslosen militärischen Situation, sich nicht entschließen konnte, für einen vorzeitigen Frieden an die Öffentlichkeit zu treten.

Mit der Weimarer Republik tritt Hauptmann in den Zenit seines Wirkens als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Seine besten Werke liegen hinter ihm. Sein naturalistisches Drama ,Die Weber' waren bereits 1892 erschienen; 1912 hatte er den Literaturnobelpreis erhalten. Er bekam ihn für seine Verdienste um die Dramatik. Seitdem gehören Dramen wie „Vor Sonnenaufgang“ „Einsame Menschen“, „Der Biberpelz“, „Rose Bernd“, „Die Ratten“, „Hanneles Himmelfahrt“, „Die Weber“, „Die versunkene Glocke“ und „Vor Sonnenuntergang“ bis in die Gegenwart zum Repertoire der Theater. Sein Ruhm blieb ungebrochen. Thomas Mann bezeichnete ihn 1922 als den ungekrönten „König der Weimarer Republik“ und im Ausland galt er als Repräsentant der deutschen Literatur schlechthin. Er ist in der Republik eine Integrationsfigur ohnegleichen, und das aus gutem Grunde. Seine frühen Stücke wiesen ihn aus als einen Mann, der die Nöte und Hoffnungen des arbeitenden Menschen kennt und nicht zögert, sie auf der Bühne darzustellen. Diese Haltung, die Hauptmann, wie weiter oben schon erwähnt, gar nicht als politische Meinungsäußerung verstanden haben wollte, trug ihm allerdings auch die Feindschaft bzw. die Ablehnung der maßgeblichen Kreise von Kaiserreich, Weimarer Republik und des Dritten Reiches ein. Dies alles hinderte Gerhart Hauptmann nicht unter den politisch verantwortlichen jeder Zeit professionelle Freundschaften zu pflegen. Genannt sein Reichspräsident Ebert und Außenminister Rathenau, auch die Gauleiter Karl Hanke und Baidur Schirach. Hier zeigt sich auch ein wichtiger Charakterzug Hauptmanns, die Unentschiedenheit. Das bedeutet für ihn, Entscheidungsfragen zu stellen, aber sie nicht zu beantworten. Politischen wie auch anderen Entscheidungen möglichst aus dem Wege zu gehen, sich aber dabei das Wohlwollen der jeweiligen Macht nicht zu verscherzen. Eberhard Hilscher, sein wichtigster moderner Biograf bezeichnete Hauptmanns Lebensprinzip als „Prinzip des einerseits und andererseits". Unentschiedenheit prägte auch Hauptmanns Verhältnis zu den Juden. Einerseits fühlte er sich von ihnen fasziniert, z. B. Verleger Samuel Fischer oder der Theaterkritiker Alfred Kerr, andererseits wegen ihrer Überlegenheit abgestoßen. Hauptmanns Alter, sein Patriotismus, sicher auch seine große Naivität, ließen ihn 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland bleiben, wie übrigens auch der ebenso umstrittene Dichter Gottfried Benn, welcher sich dem NS-Regime andiente und nach der Flucht Heinrich Manns ins Exil, dessen Vorsitz, in der Sektion Dichtung der Akademie übernahm. Hauptmann hat den Nationalsozialismus nicht gewünscht, aber gemäß seiner Lebensauffassung, akzeptierte er Goebbels Disziplinierungen wie auch die Huldigungen. Sein Verhältnis zum NS-Regime war keineswegs eindeutig, sondern schwankend zwischen Distanz und Empfänglichkeit für die Avancen des Goebbelschen Propagandapparates. So unterschrieb er auch die von Gottfried Benn geforderte Loyalitätserklärung für die neue Regierung. Hauptmann, der zehn Jahre in Italien gelebt hat, bekam seine ersten Kontakte mit rechtsradikalen Ideen und Praktiken im faschistischen Italien. Lange bevor er von Hitler Notiz nimmt und dessen ,Mein Kampf liest, bewunderte er Mussolini, den er nach einer Audienz 1929, mit Bismarck und Napoleon vergleicht. Folgerichtig sein Telegramm an Mussolini zum 50. Geburtstag: „Der immer dankbare Gast Italiens sendet dem großen Führer seines Volkes in Verehrung viele Glückwünsche“. Gerhart Hauptmann bewies damit, dass ihm ein autoritäres Staatsmodell mit einem charismatischen Führer an der Spitze durchaus näher stand als eine von Parteienkonkurrenz und Meinungspluralismus geprägte Demokratie. Hier muss aber auch eingefügt werden, dass Hauptmann keinesfalls ein Nazi war. Er war ein unpolitischer Patriot und dadurch von einer erstaunlichen, erschütternden politischen Naivität, die sich immer wieder missbrauchen ließ und damit auch zur ,Schuld' wurde. In seinem zwiespältigen Verhältnis zum Faschismus, dessen Tragweite er nicht erkannte, fühlte sich aber durch ihn in seinem Patriotismus mit Deutschland bestätigt. Nachgeborene, die die Auswirkungen des NS-Regimes kennen, lesen deshalb sicher mit Unbehagen Hauptmanns Tagebuchaufzeichnungen zur so genannten Friedensrede Hitlers vom 17. Mai 1933: „Die gestern gehaltene Rede des deutschen Reichskanzlers wird man noch in hundert Jahren hören! Diese Rede müsste in ganz Deutschland angeschlagen werden". Und in einem Telegramm an einen befreundeten Anwalt schwärmt Hauptmann: „Die Rede des Reichskanzlers war das Größte dieser Art, was ich Zeit meines Lebens gehört zu haben mich erinnerte. Sie ist an Ausmaß, Tiefe und Überzeugungskraft eine wirkliche Tat, die zur edlen Befriedung der Welt und vor allem Deutschlands nach außen und innen jede schönste Hoffnung rechtfertigt“.

In der Tat teilte Hauptmann das Schicksal eines großen Teils unseres Volkes. Er erlag Verführungen, verharrte in Passivität und wurde eine Art Symbolfigur für die Wehrlosigkeit des deutschen Bildungsbürgertums gegenüber dem Faschismus. Politisch konnte sich ein großes Publikum immer an Hauptmann orientieren und hat sich orientiert. Kein anderer deutscher Dichter entsprach so sehr populistisch verbreiteten Meinungen, ob es 1914 die Begeisterung für den Ersten Weltkrieg, 1919 das Entsetzen über den Versailler Vertrag, 1918/19 die Hoffnung auf eine Demokratie oder 1933 die Korrektur von Versailles und deutsche Führungsansprüche.

Seine langjährigen Freunde, literarischen Mitstreiter, oftmals Juden, sahen sein Verhalten im NS-Staat anders. Enttäuschung, Unmut, Missbilligung und verachtendes Schweigen schlug Hauptmann aus den Zentren der Emigration Prag, Wien, Paris und anderen Zufluchtsorten entgegen. Zum großen Bruch kam es, als Hauptmann sich mit Hitlers Entschluss, Deutschlands Mitgliedschaft im Völkerbund zu kündigen, solidarisch zeigte. Vor allem sein langjähriger Freund, Alfred Kerr, veröffentlichte eine wortgewaltige Verdammung Hauptmanns. Hermann Hesse meinte es etwas lockerer: „Als ob Hauptmann nicht immer dorthin gelaufen wäre, wo Macht und Erfolg waren!“ Zur Ehrenrettung Hauptmanns sei hierzu erwähnt, dass er die Situation der jüdischen Mitbürger erkannte und auch bedauerte und gleichzeitig Freiräume, die ihm die Nazis ließen, nutzte. So setzte er sich für den Künstler Max Liebermann oder den Maler Avenarius ein, dessen Kunst als „entartet“ bezeichnet wurde. Dazu nutzte er den Freundesstatus von Generalgouverneur von Polen, Hans Franke, Gauleiter von Schlesien, Karl Hanke und Baidur von Schirach, Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien. Nicht unerwähnt darf Hauptmanns Antwort auf den persönlichen Appell von Maxim Gorki bleiben, dem russischen Volk zu helfen. Mit Freund und Außenminister Rathenau, warb er für eine „große, warme von Menschenliebe getragene Aktion von Volk zu Volk" und unterstützte die Entsendung eines Sanitätsschiffes mit Ärzten und Medikamenten in die junge Sowjetunion. Ferner schrieb er ein Geleitwort für die Broschüre „Russland und die Welt“, deren Erlös gleichfalls den Hilfsaktionen zugute kam. So steht Hauptmann vor uns als Humanist und Friedensfreund, zugleich aber auch Fatalist und Zauderer, ein Mensch der Mitte, der auf dem Irrweg der Nationalsozialisten mitschritt.

Am 13. und 14. Februar 1945 zerstörten angloamerikanische Bomber Dresden. Hauptmann musste den Untergang von den Loschwitzhöhen miterleben. Ein letztes Mal erfüllte er den Nazis einen Wunsch, seine Eindrücke zu formulieren. Die Schrift war schon fertig und beginnt mit den berühmten Worten: „Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens“. Sie kürzten das Bekenntnis und überschrieben es mit „Die Untat von Dresden". Gewiss kann man Gerhart Hauptmanns schwankende Haltung und sein „Mitläufertum" kritisieren und bedauern, aber aus dem Abstand von über einem halben Jahrhundert sollten wir ihm, trotz allem, als hervorragenden Repräsentanten unserer Nationalliteratur Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die sowjetischen Kulturoffiziere, meist hoch gebildete Germanisten, sahen dies offensichtlich ebenso. Für eine kulturelle Neugestaltung suchten sie eine geeignete Integrationsgestalt, die sich für die Mehrheit der Deutschen eignete. Das konnte weder ein Emigrant noch ein politisch ausgewiesener Antifaschist sein. So besuchte im Auftrag des Sowjetmarschalls Shukow, der Major Grigori Weiss und der Dichter Johannes R. Becher den hoch betagten und krankheitsgezeichneten Gerhart Hauptmann. Auf ihre Bitte, zur Mitarbeit als Ehrenvorsitzender des Kulturbundes, antwortet Hauptmann: „Das ist mehr als ich erwarten kann. Ich stehe zur Verfügung". Doch es sollte anders kommen: Am 6. Juni 1946 verstirbt Gerhart Hauptmann in Agnetendorf in seinem Haus „Wiesenstein". Entsprechend seines Wunsches wurde der tote Dichter nach Stralsund gebracht und nach einer Trauerfeier zur Bestattung auf die Insel Hiddenssee überführt. Zur Beisetzung auf dem Inselfriedhof würdigte Oberst Tulpanow den großen Sohn des deutschen Volkes, während Wilhelm Pieck, späterer Präsident der DDR, die Abschiedsworte spricht. Da der größte Teil des Hauptmann-Nachlasses in das Dokumenten-Center Westberlin verbracht wurde, hatten Literaturforscher der DDR erst Ende der 70 er Jahre Einblick in Hauptmanns Nachlassmaterialien. Daher blieben DDR-Lesern auch viele Seiten dieses Dichters, wie oben dargestellt verborgen. Vor allem wurde Hauptmann im Literaturunterricht stark überhöht, indem er „weit über bloße Elendsschilderungen hinausging...und vielmehr die revolutionäre Kraft der Volksmassen ahnen ließ", wie es im Literatur-Lehrbuch 8 bis 10 Klasse beschrieben wurde. Es war positives Wunschdenken für eine neue Zeit.