Das Vermächtnis wird weiter geführt

Auch wenn die Zeitzeugen immer weniger werden, dürfen die Verbrechen der Nazibarbarei nicht in Vergessenheit geraten. Dazu müssen Menschen wie Albert Albertowitsch Pawlowitsch ihre Erfahrungen an heutige Generationen weiter geben.

Es ist nun 68 Jahre her, trotzdem führen uns Zeitzeugen wieder in diese bewegenden Tage. Nichts ist vergessen, denn auch die Generation der Kinder und Enkel der ehemaligen Buchenwaldkameraden werden das Vermächtnis weiterführen.

Albert Albertowitsch Pawlowitsch aus Minsk/Weißrussland konnte in diesen Tagen mit seiner Tochter im Freundeskreis der Familie Kachel seinen 88. Geburtstag feiern. Seinen Leidensweg durch die faschistischen Lager bis zum 500 km langen Todesmarsch in das KZ Buchenwald wurde im Auftrag des Kulturvereins „Rotdorn“e. V. in einem Video aufgezeichnet und an seinem Ehrentag uraufgeführt. Seine Erlebnisse aus dieser Zeit bedürfen keines Kommentars über die Unmenschlichkeit faschistischer Ideen, welche in die Tat umgesetzt wurden.

Über das Weiterleben und über die Ausbreitung dieser Ideologie machen sich nicht nur die letzten Überlebenden dieser Verbrecherdiktatur Sorgen.

Diese Besorgnis war in allen Veranstaltungen rund um das geschichtliche Ereignis zu spüren. Es ergab sich auch die Notwendigkeit, ein ernstes Wort zur Würdigung und Nutzung solcher Gedenkstätten wie die ehemaligen Konzentrationslager auszusprechen.

Der Theaterregisseur und Publizist Tuvia Tenenbom veröffentlichte sein Buch „Allein unter Deutschen“ und war auch hier auf Lesereise. Er kam nach oberflächigen Beobachtungen zu der Auffassung, die Gedenkstätte Buchenwald mit einem Disneyland zu vergleichen und rückte die Leitung der Einrichtung und damit auch das Lagerkomitee in die Nähe von Antisemitismus. Herr Pawlowitsch war von einer derartigen Unterstellung zutiefst entsetzt. So erging es nicht nur diesem Ehemaligen. Buchenwald mit einem Disneyland zu vergleichen, weil dort vielleicht keine Gaskammern standen und die SS einen Zoo für ihre Familien unterhielten, ist mehr als Ignoranz. Zu Recht stand eine Erklärung des internationalen Lagerkomitees gegen einen Missbrauch von Gedenkstätten und einer Verunglimpfung der Gedenkkultur im Mittelpunkt der Veranstaltung. 

Die internationale Solidarität der in Buchenwald inhaftierten Menschen aus ganz Europa lebte bereits den europäischen Gedanken vor. Dieser war allerdings frei von Profitstreben und Umverteilung von unten nach oben. Der Solidaritätsgedanke der europäischen Völker kann nur wirklich zu einem geeinten Europa führen. Mit diesem Gedanken der 3. Generation der ehemaligen Buchenwald-Kameraden erfüllt auch diese Gedenkstätte einen wichtigen Auftrag.

Uwe Pohlitz