Ausbildungsqualität unverbessert

Zu diesem Schluss kommt der Ausbildunsgreport des DGB. Besonders zeigt sich das im Hotel- und Gaststättengewebe, wo es an jungen Fachkräften fehlt, weil sich die schlechte Qualität der Ausbildung herumspricht.

Von Sandro Witt 

 

Auch in diesem Jahr hat die DGB Jugend wieder eine bundesweite Befragung von Auszubildenden durchgeführt, um deren Sichtweise auf die Qualität der eigenen Ausbildung herauszufinden. Da der so genannte DGB-Ausbildungsreport, der gleichzeitig eine wissenschaftlich fundierte Studie ist, zum 8. Mal erscheint, lassen sich über den gesamten Zeitraum Entwicklungen der Ausbildungssituation in unterschiedlichen Branchen nachzeichnen. Mit der Grafik zu diesem Artikel lässt sich auf einfache Art und Weise darstellen, welche Ausbildungsberufe im letzten Jahrzehnt die mitunter schlechtesten Bewertungen von den jungen Menschen selbst bekam. Deutlich wird an dieser Stelle auch, dass schlechte Qualität sich herumspricht und junge Menschen durchaus bewusst die Entscheidung gegen eine Ausbildung beispielsweise im Hotel- und Gaststättenbereich treffen. Am Beispiel des Ausbildungsberuf „Restaurantfachmann/Frau“ lässt sich recht leicht erklären, welche Folgen fehlende Qualitätsentwicklung für die Fachkräfteentwicklung hat. Fand sich dieser Beruf in den letzten Jahren zwar immer auf den letzten Plätzen im Report, ist er seit 2013 auf dem Platz 35 und damit nicht mehr unter den 25 häufigsten Ausbildungsberufen. Das lässt darauf schließen, dass viele junge Menschen ihre Zukunft eben nicht mehr in diesem Beruf sehen. Wenn sich im HoGa-Bereich nicht endlich eine Qualitätsentwicklung abzeichnet wird es bei den „Köch_innen“ und „Hotelfachmann/Frau“ angesichts der nicht besetzten Ausbildungsstellen und den massiven Abbrecherquoten die gleiche negative Entwicklung geben.

Auch im 8. Jahr ist der Ausbildungsreport eine lesenswerte Studie nicht nur für junge Menschen die eine Entscheidungshilfe brauchen, sondern vor allem für die Ausbildungsverantwortlichen in den unterschiedlichsten Branchen. Für die Entwicklung und Überwachung der Ausbildungsqualität sind aber in Deutschland nach aktueller Gesetzeslage auch die Kammern zuständige Stellen. Diese haben sich aber in den letzten Jahren immer mehr zu selbstbewussten politischen Akteuren entwickelt und kommen weitestgehend ihrem eigentlichen gesetzlichen Auftrag immer weniger nach. Diese Entwicklung wird und muss zu einer Debatte in der Berufsbildung führen, wer denn diese hochsensible Aufgabe zur Überwachung und Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität übernehmen kann, wenn sich IHK/HWK und andere Zuständige der Aufgabe nicht wirklich stellen. Die Antwort der DGB-Jugend als eine der Erkenntnisse aus dem Report klingt durchaus nach einer überlegenswerten Alternative.

Wenn die Kammern ihrem gesetzlichen Auftrag nicht nachkommen, brauchen wir unabhängige Kontrollinstanzen. Diese Debatte muss konsequent in den nächsten Jahren geführt werden.

Während sich 63,2 Prozent der Auszubildenden vorstellen können, auch nach der Ausbildung im erlernten Beruf weiter zu arbeiten, wussten gerade einmal 29,6 Prozent der Auszubildenden zum Zeitpunkt der Befragung, dass sie im Anschluss an ihre Ausbildung übernommen werden. Im dritten Ausbildungsjahr hatten 45,5 Prozent und damit jede/r 2. Befragte noch keine Aussage zur Übernahme nach der Ausbildung.

Für 23,4 Prozent und damit für fast jede/n 4. Auszubildende/n ist der Ausbildungsberuf ausdrücklich nicht der Wunschberuf, sondern eine nicht geplante Alternative. Dies hat weitreichende Folgen, auf die im Report ausführlich eingegangen wird.

Wenn im Betrieb eine Interessensvertretung (JAV oder Betriebs-Personalrat) existiert, steigt die Ausbildungszufriedenheit. Während in Betrieben mit Interessensvertretung 82 Prozent der Befragten mit ihrer Ausbildung sehr zufrieden bzw. zufrieden sind, sind es in mitbestimmungsfreien Betrieben nur 63 Prozent. Andersrum sind in Betrieben mit Interessensvertretungen nur 3,7 Prozent der Befragten absolut unzufrieden. Ohne Mitbestimmung im Betrieb steigt dieser Wert auf 11,1 Prozent. Das alles spricht eindeutig für Jugend- und Auszubildendenvertretungen zur Steigerung der Zufriedenheit mit der Ausbildung.

 

Konsequenzen und Forderungen:

 

Als Konsequenzen aus dem Ausbildungsreport ergeben sich für die DGB Jugend u. a. folgende Forderungen:

1. Eine gesetzlich geregelte Ausbildungsgarantie für alle Ausbildungsinteressierten.

2. Eine gute Ausbildungsqualität, keine verkürzte Schmalspurausbildung.

3. Ein engagiertes Vorgehen bei Verstößen gegen gesetzliche Regelungen und Verordnungen durch zuständigen Stellen. 

4. Die Beseitigung der Benachteiligung weiblicher Auszubildender.

5. Erhalt und Verbesserung des Jugendarbeitsschutzgesetzes.

6. Eine unbefristete Übernahme aller Auszubildenden.

 

Der vollständige 8. Ausbildungsreport zum herunterladen:

www.dgb-jugend.de/ausbildung