Einst geachtet und geehrt, heute Persona non grata – Prof. Dr. Johannes Dieckmann zwischen 120. Geburtstag und 45. Todestag

„Steine gegen Dieckmann“ und „Hängt ihn auf!“ lauteten die Schlagzeilen im bundesdeutschen Blätterwald nach dem 13. Januar 1961 – Ergebnis einer Pogromstimmung, die dem Gast aus der als „Diktatur“ verteufelten DDR mit aller Deutlichkeit vor Augen führte, wie es um die so gerühmte „Freiheitlich-Demokratische Grundordnung“ der BRD bestellt war.




























 „Steine gegen Dieckmann“ und „Hängt ihn auf!“ lauteten die Schlagzeilen im bundesdeutschen Blätterwald in den Tagen nach dem 13. Januar 1961 – Ergebnis einer zuvor absichtsvoll geschürten Pogromstimmung, die dem Gast aus der so gern als „Diktatur“ verteufelten DDR mit wüstem Gebrüll, Morddrohungen und eingeworfenen Fensterscheiben mit aller Deutlichkeit, Peinlichkeit und Brutalität vor Augen führte, wie es um die so gerühmte „Freiheitlich-Demokratische Grundordnung“ der BRD wirklich bestellt war: Eingeladen worden war der Präsident der Volkskammer von Klaus Horn, Vorsitzender der Gruppe des Liberalen Studentenbundes an der Philipps-Universität Marburg, zuvor Leiter des „Gesamtdeutschen Referats“ des Allgemeinen Studentenausschusses (ASTA) gewesen, um über Möglichkeiten einer Wiedervereinigung zu sprechen, zumindest aber einen Beitrag zur Verständigung zwischen beiden deutschen Staaten zu leisten. Vorgesehen war ein Vortrag, den Johannes Dieckmann zu diesem Thema halten sollte. Es war die Zeit, in der sich die politische Führung der DDR einerseits noch Illusionen über eine Wiedervereinigung hingab, andererseits schon die Suche nach realistischen Möglichkeiten zum Abbau der Spannungen und nach einem sachlichen Mit- und Nebeneinander begonnen hatte. Jahre zuvor hatte die Mutterpartei FDP selbst noch Kontakte zur DDR und zur LDPD gesucht gehabt, ja, ihr Vorsitzender Erich Mende, ehemals Major der Nazi-Wehrmacht, war 1956 gar höchstpersönlich zu Gesprächen nach Weimar gefahren. Doch inzwischen war in der BRD härtester Konfrontationskurs angesagt, um die DDR „zum Verschwinden zu bringen“ (Egon Bahr), und so galt der eherne Grundsatz, wonach mit „denen da drüben“ nicht geredet, ja, die „Soffjettzone“ und die „Machthaber in Pankoff“ (Konrad Adenauer) nicht einmal zur Kenntnis genommen werden durften. So galt jene Einladung nicht nur als Tabubruch, sondern geradezu als eine Art Verbrechen, weshalb die Marburger Kreisverbände von CDU, FDP und SPD nach deren Bekanntwerden dagegen Sturm liefen und zudem einen Hetzfeldzug von bislang nicht dagewesenem Ausmaß gegen die DDR und ihren Repräsentanten Johannes Dieckmann entfachten. Die Grenze war damals noch nicht geschlossen gewesen, an die späteren Maßnahmen vom 13. August dachte noch kein Mensch und trotzdem wurde eine Hass- und Pogromstimmung geschürt, die der dann im Sommer entfachten schon sehr nahe kam. Das lautstark geforderte Verbot der Diskussionsveranstaltung musste der hessische Innenminister Schneider mangels ausreichender Rechtsgrundlage ablehnen, weshalb nun alle Register gezogen wurden: Das nahe Marburg gelegene Kurhaus Marbach wurde durch drei Hundertschaften Polizei abgeschirmt, während der Saal nicht nur bis auf den letzten Platz besetzt war, sondern sich auch zahlreiche Pressevertreter darin drängten - an die 200 interessierte Studenten hatten sich eingefunden, von denen keineswegs alle der DDR aufgeschlossen gegenüberstanden, dazu 100 Journalisten. Zwischen vier- und fünftausend aufgehetzte Personen, darunter zahlreiche Mitglieder schlagender Verbindungen, randalierten vor dem Gebäude, schnitten aus einer eigens zu diesem Zweck angefertigten DDR-Flagge das Staatswappen mit den Symbolen friedlicher Arbeit heraus, verbrannten es und grölten die dritte Strophe des „Deutschlandliedes“. Dann wurde gebrüllt „Dieckmann raus, hängt ihn auf!“ und Steine gegen die Fenster geworfen. Das waren Augenblicke, in denen es auch Johannes Dieckmann schwerfallen musste, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, schwebte er doch angesichts dieses aufgeputschten antikommunistischen Mobs in höchster Gefahr. Damit wurde einmal mehr bewiesen, was von allen schönen Reden über Freiheit und Demokratie zu halten war, und er konnte denn nur voller Bitterkeit feststellen „Da haben Sie Ihre Demokratie. 'Hängt ihn auf – wie gehabt, meine Damen und Herren!'“ und fügte hinzu „Gejohle, Steinwürfe – es fehlt nur, daß noch geschossen wird. Ich danke für diese Belehrung in Demokratie!“ Angesichts dessen war es schon bemerkenswert, dass so viele, vorwiegend junge Menschen mit dem Repräsentanten der DDR überhaupt zu reden bereit waren, doch auch so manchem von ihnen schmeckte angesichts eigener Unwissenheit und antikommunistischer Borniertheit nicht, dass der Präsident der Volkskammer ganz unverblümt eine sachliche Diskussion verlangte: „Ich bin nicht bereit, Fragen zu beantworten, die sich auf Pankow oder die Sowjetzone beziehen. Wenn Sie etwas von mir wissen wollen, dann nennen Sie gefälligst unseren Namen!“ Draußen wurde die Stimmung indes so angeheizt, dass sich die Polizei schließlich gezwungen sah, den Repräsentanten des offiziell nicht existierenden zweiten deutschen Staates gegen den hysterischen Mob zu schützen und ihn samt Begleitung ins Hotel zu bringen. Es war so traurig wie beschämend für die sich als freier und demokratischer Rechtsstaat anpreisende BRD, dass eine derartige Pogromhetze überhaupt möglich war. Dieses Ereignis von Marburg zeigte, wo wirklich zum Hass, und zwar solchem blindwütigster Art erzogen wurde, doch wer war jener Mann, der da buchstäblich um Haaresbreite dem Schlimmsten entgangen war?

Geboren am 19. Januar 1893 als Sohn eines Pfarrers im später zur Künstlerkolonie gewordenen Dörfchen Fischerhude im niedersächsischen Kreis Verden nahm er den für ein Kind aus gutbürgerlichem Hause damals typischen Weg: Nach dem Abitur studierte er in Berlin, Gießen und Göttingen Nationalökonomie und Philosophie und gehörte als Mitglied des Vereins Deutscher Studenten Berlin und Charlottenburg (VDSt) natürlich auch einer der zahlreichen nationalistisch, monarchistisch und antisemitisch ausgerichteten Studentenkorporationen an. Das Tragen der Farben Schwarz-Weiß-Rot galt als selbstverständlich, doch war der VDSt als nichtschlagende Verbindung wenigstens in einer Hinsicht eine etwas rühmliche Ausnahme und so blieb es Johannes Dieckmann erspart, sich das Gesicht auf dem Paukboden in der sogenannten Mensur durch Säbelhiebe zerhacken und mit den dafür typischen Schmissen „verzieren“ lassen zu müssen. Das Völkermorden des Ersten Weltkriegs freilich blieb ihm nicht erspart, denn 1916 griff die kaiserliche Kriegsmaschinerie unbarmherzig auch nach ihm. Im Gegensatz zu anderen Vertretern seiner Generation aus dem Bürgertum zog er aus dem Grauen im Schützengraben richtige Lehren und wurde Vorsitzender eines Arbeiter- und Soldatenrats. Nach dem Ende des Krieges gehörte er zu den engsten Mitarbeitern von Reichskanzler und Außenminister Gustav Stresemann, zudem wirkte er in dessen großbürgerlich-liberaler Deutscher Volkspartei (DVP) als Generalsekretär, zuerst im Bezirk Weser-Ems, dann in Niederrhein und schließlich in Sachsen. Zweimal gehörte er dem sächsischen Landtag an, von 1933 bis 1939 war er Geschäftsführer mehrerer Verbände der Kohlewirtschaft. Im August 1939 griff der bevorstehende Krieg ein zweites Mal nach ihm, doch zu seinem Glück konnte er die Uniform mit dem Hakenkreuz auf der rechten Brustseite schon 1941 wieder ausziehen – das Oberschlesische Steinkohlen-Syndikat brauchte den nunmehrigen Hauptmann der Reserve dringend als Geschäftsleiter. Wenn auch kein aktiver Widerstandskämpfer gewesen, so waren die Jahre bis 1945 doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen: Sein Vetter Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim wurde als einer der Beteiligten am Attentat auf Hitler zusammen mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Werner von Haeften noch in der Nacht des 21. Juli 1944 im Hof des sogenannten Bendlerblocks in Berlin ermordet, Johannes Dieckmann anschließend von der Gestapo unter verschärfte Beobachtung gestellt. Er war noch einmal davongekommen, doch ließen ihn gerade die Verbrechen des Faschismus und die mutige Tat seines Vetters zu der Erkenntnis kommen, dass sich das Bürgertum endlich neu orientieren und in seinem eigenen Interesse mit den Kräften zusammenarbeite müsse, die von Anfang an am entschiedensten gegen Faschismus und Krieg gekämpft hatten. Er fand sich gewissermaßen „auf dem linken Rand des zerbrochenen Floßes“ seiner Bürgerwelt (Karl Georg Egel in „Doktor Schlüter“) wieder: Als Gründer des Sächsischen Kohlekontors und der Zeitung „Sächsisches Tageblatt“, vor allem aber als Mitbegründer der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD), Abgeordneter des Landtags und Justizminister setzte er sich in seiner Partei allen Anfeindungen und allem Unverständnis zum Trotz für eine Zusammenarbeit aller Parteien der Sowjetischen Besatzungszone ein, konnte doch nur so der Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung Wirklichkeit werden. „Eine harte Prüfung ist auch eine harte Erkenntnis.“, hatte der tschechische Schriftsteller Karel Čapek nach der faschistischen Besetzung seines Heimatlandes geschrieben. Johannes Dieckmann hatte diese für einen Menschen bürgerlicher Herkunft harte Prüfung bestanden, denn er war zu wichtigen und richtigen Erkenntnissen gelangt, Erkenntnisse, die neben ihm auch manche weitere Vertreter des Bürgertums zogen, die andere wiederum aber nicht ziehen wollten, vielleicht auch nicht konnten. Es war eine Zeit harter Auseinandersetzungen in der LDPD gewesen, in der sich am Ende die für eine gemeinsame Zukunft und damit für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte Eintretenden durchsetzten – jedenfalls bis zum Herbst jenes verhängnisvollen Jahres 1989. Als weitere wichtige Schlussfolgerung galt ihm die Notwendigkeit, zur Entwicklung eines neuen Verhältnisses zur Sowjetunion beizutragen. So war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, 1947 als einer ihrer Gründer beim Aufbau der späteren Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft mitzuwirken. Er gehörte ihrem Zentralvorstand an und stand von 1963 bis 1968 als Präsident an der Spitze der Freundschaftsgesellschaft.

Bedeutende Verdienste erwarb sich der Liberaldemokrat Johannes Dieckmann um die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik als staatliche und gesellschaftliche Alternative zur Restauration alter, überlebter Verhältnisse im Monate zuvor geschaffenen westlichen Separatstaat namens Bundesrepublik Deutschland: Als sich der aus der Volkskongressbewegung hervorgegangene Deutsche Volksrat am 7. Oktober 1949 zur Provisorischen Volkskammer konstituierte, wurde er zu ihrem Präsidenten gewählt. Ihm gegenüber leistete Wilhelm Pieck am 11. Oktober den Amtseid als Staatspräsident. In seiner Funktion als Präsident der obersten Volksvertretung leitete Johannes Dieckmann deren Arbeit mit Sachverstand, Umsicht, Leidenschaft und Disziplin. Gleiches betraf seine Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender des 1960 gebildeten Staatsrats der DDR. Die hohen Anforderungen, die er seinen Mitarbeitern stellte, stellte er auch stets an sich selbst. Der bekannte Mediziner Prof. Dr. Gummel bescheinigte ihm „politische Weisheit und Charakterfestigkeit“ und Fritz Selbmann (SED), Wirtschaftsminister und Schriftsteller, schrieb voller Hochachtung: „Johannes Dieckmann ist ein guter und redlicher Verbündeter, wenn die Sache das Bündnis lohnt; ein bequemer Partner ist er nicht und war es nie. Er ist, ganz im Gegenteil, ein sehr streitbarer Herr. Er liebt den Streit und sucht ihn, und er versteht zu streiten, mit Verstand und Leidenschaft, mit Geist und Charme. Dabei hat er eine seltene Gabe: Er ist imstande, einem seiner Streitfreunde, nachdem er am Abend mit ihm die Klinge gekreuzt und keinen Millimeter preisgegeben hatte, am anderen Morgen zu schreiben, daß der andere doch eigentlich gar nicht so unrecht habe.“ Der Präsident der Volkskammer, inzwischen auch Ehrendoktor und Professor, präsentierte seinen Staat, wie „DER SPIEGEL“ mit einigem Neid anerkennen musste, auf zahlreichen Auslandsreisen als „respektabel“ und es gelang ihm, der im bundesdeutschen Blätterwald als „immer in Rede und Habitus bürgerlich“ bezeichnet wurde, so manches dem Kalten Krieg und der Bonner Alleinvertretungsanmaßung geschuldete Eis zu brechen. Als ihm beispielsweise 1959 auf dem Flughafen von Neu-Delhi, wo die DDR bereits eine durch ihre Arbeit sehr geschätzte und anerkannte Handelsvertretung unterhielt, ein sehr reservierter Empfang zuteil wurde, dankte er in seinem stark vom Oxforder Akzent und Begriffen der Jahrhundertwende geprägten Englisch, was eine spürbar positive Reaktion auslöste und Ausgangspunkt für gute und sachliche politische Gespräche wurde. Er war ein Mensch mit Charme und Mutterwitz und liebte das, was späteren Repräsentanten der DDR wie Erich Honecker leider fast völlig abging: Der Präsident der Volkskammer mischte sich gern unters Volk, um das sprichwörtliche Ohr an der Masse zu haben, ihm „aufs Maul zu schauen“, wie Martin Luther einmal gesagt hatte. So sah man ihn in Gaststätten, nein, nicht in Nobelrestaurants, sondern in der Eckkneipe, wo die Leute von Schraubstock und Werkbank ihr Bier tranken, bei Volksfesten und Sportveranstaltungen, wo er mit Menschen ins Gespräch kam, sich ihre Sorgen und Nöte anhörte, Politik erklärte, überzeugend erklärte, diskutierte und bei seinen Gesprächspartnern am Ende die Erkenntnis hinterließ, mit einem Mann gesprochen zu haben, der ein wahrer Politiker des Volkes war. Als ihn der Tod am 22. Februar 1969 jäh aus seinem Schaffen riss, trauerten viele, viele Menschen um Johannes Dieckmann. Dass die Bekanntgabe dieses für die ganze Republik so schweren Verlustes nicht zuerst durch das Präsidium der Volkskammer – dieses folgte erst an dritter Stelle – und auch nicht durch den Zentralvorstand der LDPD, deren stellvertretender Vorsitzender er war - dieser kam an zweiter Stelle - sondern zuallererst durch das ZK der SED erfolgte, war freilich deren führender Rolle geschuldet, spricht aber ebenso für die hohe Achtung und Anerkennung, die er sich erworben hatte. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Prof. Dr. Manfred Gerlach, bis 1989 Vorsitzender der LDPD und stellvertretender Vorsitzender des Staatsrats der DDR, sagte über ihn: „Dieckmann war eine starke Persönlichkeit, der die Menschen in seinen Bann zog und es vermochte, als ausgezeichneter Redner und guter Journalist zu überzeugen. Noch heute sprechen viele innerhalb und außerhalb unserer Partei von Begegnungen mit ihm, von Versammlungen, in denen er auftrat. Er kam immer an! … Meines Erachtens war er einer der profiliertesten Politiker nicht nur unserer Partei.“ Jenen Kreisen des Bürgertums, die in ihrer von maßloser Profitgier und Antikommunismus geprägten Uneinsichtigkeit nicht begreifen wollten, dass dieses mit jenen ihr innewohnenden Geißeln der Menschheit über kurz oder lang seine eigene Gesellschaft zerstören würde, galten Menschen wie Johannes Dieckmann, Johannes R. Becher, Bert Brecht, Manfred von Brauchitsch oder Karl-Eduard von Schnitzler dagegen als „Nestbeschmutzer“, Aussätzige und Verfemte, an denen man aus der eigenen Borniertheit heraus kaum ein gutes Haar ließ. „DER SPIEGEL“ behauptete in typischer Unkenntnis und Überheblichkeit, er habe „als Exponent des Bürgertums beständig an der Entmachtung des Bürgertums“ mitgewirkt, was in einer Hinsicht durchaus stimmt und ihm vollkommen zur Ehre gereicht: Es war die Entmachtung der Kreise des Bürgertums, die den Faschismus und damit den Auslöser der bislang schlimmsten Katastrophe in der deutschen Geschichte an die Macht gebracht hatten. Johannes Dieckmann hatte durch sein Wirken bewiesen, dass es auch für Menschen bürgerlicher Herkunft eine gute Perspektive gab, denn Sozialismus sollte eine Gesellschaft für alle sein, die ebenso alle brauchte, weil sie nur durch tatkräftiges Wirken aller errichtet werden und funktionieren konnte. Straßen, Plätze und Schulen wurden nach ihm benannt, die meisten dieser Ehrungen dürften, bei Schulen auf jeden Fall, ab 1990 schnell gestrichen worden sein. Die bei WIKIPEDIA veröffentlichte Liste der Ehrenbürger von Dresden gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass dort sein Name getilgt wurde. Ebenso ist er weiterhin als Ehrenbürger von Hoyerswerda/Wojerecy verzeichnet. Eines bleibt auf jeden Fall – dieser ehrliche und aufrechte sozialistische Politiker aus bürgerlichem Hause würde sich im Grabe herumdrehen, müsste er erfahren, das seine „im und für den Sozialismus“ gewirkt habende Partei, oder besser gesagt, die von dieser nach 1989 übriggebliebenen Reste, bei einer großbürgerlich-neoliberalen, massenhafte Arbeitslosigkeit als normal und Armut per Gesetz als richtig und notwendig ansehenden und die Kriegsbeteiligung der BRD unterstützenden „Partei der Besserverdienenden“ untergeschlüpft sind.


H.-J. Weise

 

Quellen:

„Gestorben Johannes Dieckmann“, in: „DER SPIEGEL“ 10/1969

Gresmann, Hans: „Tumult in Marburg – Staatsangehörigkeit: deutsch. (DDR) – Rabauken erteilen 'Belehrung in Demokratie'“, in: „DIE ZEIT“, 20.01.1961

Hanemann, Theo: „Moment bitte, Herr Dieckmann“ (Untertitel: Geschichten, Anekdoten, Erinnerungen), 2. Auflage, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1987