Trotz alledem: 40.000 gedachten Rosa und Karl

Auch nach dem Wirbel um die Kommunismus-Äußerungen der Vorsitzenden der Linkspartei, Gesine Lötzsch, wurde den Ermordeten von 1919 die Ehre erwiesen – ohne das die Opfer politisch instrumentalisiert wurden.


Mit einer nicht alltäglichen Debatte über den Kommunismus beginnt das Jahr 2011. Ausgelöst hatte sie Gesine Lötzsch durch eine, vorab in der „Jungen Welt“ veröffentlichten, Rede mit dem Titel „Wege zum Kommunismus“. Insbesondere die Aussage: „Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung. Auf jeden Fall wird es nicht den einen Weg geben, sondern sehr viele unterschiedliche Wege, die zum Ziel führen“, sorgte für Wirbel. Dieser kam nicht nur aus der üblichen rechten Ecke, die schon bei bloßer Erwähnung des K-Wortes ihrer Giftpfeile via Bild und Welt abschießt, auch in Reihen der Linkspartei begann eine kritische Auseinandersetzung. Lesen Sie dazu  den gemeinsamen Beitrag des Thüringer Landesvorsitzenden Knut Korschewsky und des Fraktionsvorsitzenden Bodo Ramelow unter: http://www.die-linke-thueringen.de/Default.asp?mid=0&uid=0&iid=972


Auch Dank der kostenlosen „Werbung“ bürgerlicher Zeitungen kamen am 8. Januar, dem Tag vor der „LL-Demo“, mehr als 4.000 Besucher auf die Rosa-Luxemburg-Konferenz in der Berliner Urania. Dort stellte die Parteivorsitzende ausdrücklich fest: „Ich will eine andere Gesellschaft, eine Gesellschaft, in der Menschen nicht ausgegrenzt werden. Und das schließt Stalinismus und autoritären Sozialismus grundsätzlich aus. Nein, ich habe die Opfer des Stalinismus und des autoritären Sozialismus nicht vergessen, natürlich nicht.“


Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass im Namen des Kommunismus Verbrechen begangen wurden. Wenn nun aber gerade christlich-konservative Politiker über die angeblich 100 Millionen Toten poltern, sollten sie bedenken, wie viele Menschen allein im Namen des Christentums ermordet wurden, von den Toten durch imperialistische Kriege ganz zu schweigen. Jetzt damit zu beginnen, die Opfer gegeneinander aufzurechnen, nutzt aber niemanden etwas und würde bedeuten, auf das niedrige Niveau vor Hass blinder Antikommunisten abzusteigen. Eine objektive Aufarbeitung der Geschichte sieht anders aus. Der Toten gilt es zu Gedenken, ohne sie für politische Zwecke einzuspannen.


Das taten 40.000 Menschen am 9. Januar in Berlin. Sie gedachten der ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Unter den zahlreichen Teilnehmern der LINKEN aus Thüringen waren der Landtagsfraktionsvorsitzende Bodo Ramelow und der Hildburghäuser Bürgermeister und Bundesvorstandsmitglied Steffen Harzer. Auch das „Linksaktiv“ aus dem Saale-Orla-Kreis zeigte in Berlin erneut Flagge und beteiligte sich entsprechend des Aufrufes an der LL-Demo unter dem Motto: „Gegen die Herrschaft des Kapitals“. Die Teilnehmer appellierten, sich gegen jegliche Kriegsbeteiligung sowie die  Privatisierung der Gewinne bei gleichzeitiger Vergesellschaftung der Verluste zu wehren.


Fotos: H. Sedlacik/M. van der Meer