Sieg der Demokratie über die „sächsischen Verhältnisse“

Zehntausende Demokraten haben sich in Dresden erneut erfolgreich gegen brauen Ungeist gewährt und ein klares Zeichen gegen die faschistische Geschichtsverfälschung gesetzt.

Etwas mehr als 67 Jahre ist es her, dass der Krieg, den die Faschisten selbst entfesselt hatten, als gnadenloser Feuersturm zu ihnen zurückkehrte. So, wie vorher Warschau, Rotterdam oder Coventry, versank am 13. Februar 1945 auch das barocke Dresden in Trümmern. Seit Jahren versuchen tausende Nazis aus ganz Europa das Gedenken an alle Kriegsopfer für ihre Zwecke zu missbrauchen, indem sie allein den deutschen Opfern gedenken und eine vermeintliche Unschuld Dresdens herbeihalluzinieren. 

Doch dem stellt sich das Bündnis „Dresden Nazifrei“ mit seinen zahlreichen Partnern entgegen. Mit dem Mahngang „Täterspuren“, an dem sich über 2.000 Menschen beteiligten, wurde am 13. Februar erinnert, wer für den Untergang Dresdens die wahre Verantwortung trägt: Die Nazis selbst sind Schuld am Bombenhagel auf das Elbflorenz, denn sie allein haben den Krieg vom Zaun gebrochen.  

Trotz des Feuerwerks an Kriminalisierung gegen jene, die sich gegen Opfermythen und für Demokratie einsetzen, waren auch in diesem Jahr wieder tausende Antifaschisten unterwegs, um den Naziaufmarsch zu verhindern. 

Obwohl die sächsische CDU-Fraktion die von vielen Thüringer Landtagsabgeordneten unterstützten, friedlichen Demonstrationsblockaden als „rechtswidrig“ bezeichnete,  schreckte dies kaum jemanden ab. Selbst viele, der über 10.000 Teilnehmer der Menschenkette kamen zu den Blockaden rund um den Naziaufmarsch. Dort blieb es überwiegend friedlich. Hatte die Polizei im letzten Jahr noch Wasserwerfer eingesetzt und Blockaden gewaltsam aufgelöst, siegte in diesem Jahr die Vernunft. Die Staatsmacht hielt sich weitestgehend zurück, verkleinerte die Marschroute der Nazis und beließ die mehreren tausend engagierten Antifaschisten in Hörweite der Nazikundgebung. So konnte die braune Hass-Propaganda gegen die viel lautere Nazis-Raus-Rufe kaum durchdringen. 

An diesem 13. Februar obsiegte die Demokratie gegen den Überwachungsstaat und die „sächsischen Verhältnisse“. Doch was wird wohl noch kommen? Gab es wieder eine massive Bespitzelung aller Teilnehmer per Handyüberwachung? Wird es wieder eine einseitige Hexenjagd auf mutige LINKEN-Politiker geben, die sich auch in diesem Jahre von allen Parteien am stärksten am Widerstand gegen den braunen Ungeist beteiligten? Muss Jenas Jugendpfarrer Lothar König für das Abspielen des Egotronic-Klassikers „Raven gegen Deutschland“ eine erneute Hausdurchsuchung der sächsischen Polizei befürchten? Nach den großen Erfolgen vom 13. und 18. Februar kann man sich nur Wünschen, dass die „sächsischen Verhältnisse“ auch wirklich endgültig besiegt sind.

Thomas Holzmann


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