Schon jetzt mehr als 100.000 über 75-Jährige mit Minijobs

Die drohende Altersarmut wird „als untragbares gesellschaftliches Problem“ in Thüringen wie in ganz Deutschland für die Bundestagswahlen im kommenden Jahr durch das Thüringer Arbeitslosenparlament zum Thema gemacht. Das beschlossen die 141 Vertreter der Thüringer Arbeitsloseninitiative – Soziale Arbeit und weiterer Vereine und Verbände als Interessenvertreter von Erwerbslosen und von Erwerbslosigkeit bedrohten Menschen am 29. Oktober auf der 31. Sitzung des Thüringer Arbeitslosenparlaments in einer Entschließung

Die drohende Altersarmut wird „als untragbares gesellschaftliches Problem“ in Thüringen wie in ganz Deutschland für die Bundestagswahlen im kommenden Jahr durch das Thüringer Arbeitslosenparlament zum Thema gemacht. Das beschlossen die 141 Vertreter der Thüringer Arbeitsloseninitiative – Soziale Arbeit und weiterer Vereine und Verbände als Interessenvertreter von Erwerbslosen und von Erwerbslosigkeit bedrohten Menschen am 29. Oktober auf der 31. Sitzung des Thüringer Arbeitslosenparlaments in einer Entschließung. Arbeitslosen- parlamentspräsident Hans-Hermann Hoffmann forderte dabei von der Landes- wie von der Bundesregierung „konsequente und wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut und der Altersarmut“. In diesem Zusammenhang wurden die Träger des Thüringer Erwerbslosenparlaments beauftragt, die nächste Sitzung im Jahr 2013 als Sozialgipfel für Thüringen vorzubereiten.

Jens Petermann, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, umriss mit seinem Einführungsbeitrag die derzeitige Situation im Bereich der Renten- und Altersarmut. Schon jetzt haben über 100.000 Menschen über 75 Jahre einen Mini-Job, damit sie über die Runden kommen. Unter den über 65-Jähriogen  gibt es bereits 760.000 Mini-Jobber, davon zwei Drittel Frauen. „Die Zahlen sind alarmierend, aber bekannt“, so Petermann. Er fordert als Gegenmaßnahmen „einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von mindestens zehn Euro, die Wiedereinführung der Rentenbeiträge für Landzeitarbeitslose, die Anrechnung der Kindererziehungszeiten auf die Rente und vor allem die endgültige Angleichung des Rentenniveaus von Ost und West. Kernpunkt seiner Forderungen war jedoch die Einführung einer solidarischen Rentenversicherung aller Erwerbstätigen, einschließlich der Beamten, Abgeordneten, Richter, Staatsanwälte.

Stefan Werner vom Paritätischen Wohlfahrtsverband konstatierte: „Deutschland hat ein Verteilungsproblem. Das hat nichts mit Gleichmacherei zu tun.“ Er sagte, eine Steigerung der Altersarmutsquote von derzeit 2,5 auf über zehn Prozent in wenigen Jahren voraus. Eine Ursache sind Arbeitsverhältnisse wie die von gegenwärtig 52.000 Menschen in Thüringen, die ihren Lohn durch Hartz IV aufstocken müssen. Die Tafeln in Thüringen sprechen von einem massiven Anstieg von älteren Menschen, die die Tafeln aufsuchen.

Auf dem Sozialgipfel sollen spätestens im September 2013 Lösungsvorschläge für die Bekämpfung und Vermeidung von Altersarmut erarbeitet werden. Diese Vorschläge sollen außerdem Grundlage für die „Wahlprüfsteine“ sein, die den Kandidaten der Parteien vor den Bundestagwahlen übergeben werden.


Gerd Dolge