„Raub der Freizeit“

Während die Bauern-Proteste gefeiert werden, stehen die Lokführer bei ihren Streiks ziemlich alleine da. Dabei würde vor allem die 35-Stunden-Woche die Bahn und die Verkehrswende voranbringen. UNZ sprach darüber mit Oliver Reichert und Steffen Mühlberg von der GdL.

 

Trotz klirrender Kälte stehen während der erste Streiktage im Januar ein dutzend Lokführer vor dem Erfurter Hauptbahnhof. Anders als bei den Bauern, zwei Tage früher, sind keine Medien und keine Politprominenz mehr vor Ort. Und auch die Solidarität hält sich in Grenzen. Gab es bei den Bauern von Passanten einen Daumen hoch oder ein „Richtig so“, hört man auf dem Bahnhofsvorplatz eher Sätze wie: „Jetzt ist aber mal gut“. Kein Wunder, findet Erfurts GdL Vorsitzender, Oliver Reichert. „In den Medien wird fast nur die Sicht des Bahnvorstands rausgekehrt. Wenn der sich aber nicht bewegt, müssen wir ja auf die Straße gehen. Diesen Stress machen wir uns nicht gerne. Nicht nur wegen der Kälte würden unsere Leute lieber im warmen Führerstand ihre Arbeit verrichten“.

Da geht es ihnen vermutlich nicht viel anders als den echten Bauern auf ihren Treckern, deren Aktionen die Lokführer prinzipiell richtig finden. Schließlich müssten die ja auf die Straße, weil die Politik seit Jahren ihren Job nicht richtig macht. „Nur die mediale Berichterstattung über die GdL lässt noch sehr zu wünschen übrig“, meint Reichert mit Blick auf das Einschießen von Springer und Co. auf die GdL, allen voran deren Chef Klaus Weselsky.

 

„Gerade wir versuchen doch, den Beruf Lokführer wieder attraktiver zu machen."

Für das Agieren der Bahn hat hier keiner Verständnis. Steffen Mühlberg, GdL-Vorsitzender von Jena-Göschwitz meint, dass er bisher nur in der „Jungen Welt“ wirklich mal die Sicht der Lokführer gelesen habe, poltert: „Wenn du, so wie Bahn händeringend nach Leuten suchst, kannst du nur zwei Dinge machen: Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen! Die jungen Leute wollen Work-Life-Balance und da musst du mitgehen, sonst machen die was anderes“. Reichert ergänzt: „Gerade wir versuchen doch, den Beruf Lokführer wieder attraktiver zu machen. Das haben die da oben (der Bahn-Vorstand, der sich unverschämte Boni zuschachert, die Red.) aber noch gar nicht verstanden“, ergänzt Reichert. 

Dabei gibt es sogar schon zwei private Bahn-Unternehmen, die Tarifverträge mit 35-Stunden-Woche abgeschlossen haben. Bis 2028 wird die Arbeitszeit in Halbjahresschritten halbiert, bei vollem Lohnausgleich! Für Mühlberg ist das der eindeutige Beweis: „Was wir fordern ist machbar. Nicht sofort, aber das verlangen wir ja auch gar nicht.“ So will die GdL der Bahn genug Zeit einräumen, um binnen 4 Jahren neues Personal einzustellen. Zum Vergleich: Eine Ausbildung zum Lokführer dauert drei Jahre, Umschulungen, wie sie auch in Erfurt angeboten werden, sogar weniger als ein Jahr. 

 

Der Vorstand  ist total mitarbeiterfern, die sehen nur  Zahlen

 

Das nützt aber wenig, wenn die Bahn ihre Vorstellung von Arbeitsbedingungen nicht ändert. „Für einen Lokführer bei DB Cargo im Fernverkehr würde das zukünftig bedeuten: 7 Tage die Woche mit Reisetasche unterwegs zu sein. Dann 2-3 Tage zu Hause und anschließend wieder 7 Tage auf der Strecke, erklärt Reichert. In seinen Augen ist das Sklaverei. Mühlberg wirft ein: „Für mich ist das Raub der Freizeit, während daheim Haus, Hof und Garten warten.“  „Zumal es dir jederzeit passieren kann, dass ein Kunde deinen Zug noch einen Tag stehen lässt. Dann hängst du noch einen Tag länger im Hotel rum“, so die Erfahrung von Reichert. Für Mühlberg ist das kein Wunder, wenn der Vorstand „total mitarbeiterfern“ ist: „Die sehen nur schwarze und rote Zahlen, aber keine Menschen.“ Menschen arbeiten auch bei anderen Eisenbahn Verkehrsunternehmen, die in Thüringen fahren. Die der Stadt Erfurt gehörende Erfurter Bahn, ihre Tochter Südthüringen Bahn und das merkwürdige niederländische Konstrukt Abellio, haben eigene Tarifverträge. Deswegen fuhren deren Züge auch während des GdL-Streiks vom 10. bis 12. Januar. Die Kollegen haben untereinander alle ein gutes Verhältnis. Man kennt sich. Bei der nächsten Tarifrunde wird das Thema 35-Stunden-Woche auch hier auf dem Verhandlungsplan stehen. Und die GdL hat noch mehr vor: einen neuen Bundesrahmentarifvertrag für Lokführer mit gleichem Geld für gleiche Arbeit. Bis jetzt verdienen Lokführer zwischen 2.700 Euro und 3.800 Euro. Die GdL will, dass alle EU-weit den gleichen Lohn kriegen. Das wäre nicht nur gut, um das für die Verkehrswende so dringend benötigte neue Personal zu bekommen. Es würde auch die Erpressung per Lohndumping bei den EU-weiten Ausschreibungen unmöglich machen. Also wird weiter gestreikt.

 

.Trotz klirrender Kälte stehen während der erste Streiktage im Januar ein dutzend Lokführer vor dem Erfurter Hauptbahnhof. Anders als bei den Bauern, zwei Tage früher, sind keine Medien und keine Politprominenz mehr vor Ort. Und auch die Solidarität hält sich in Grenzen. Gab es bei den Bauern von Passanten einen Daumen hoch oder ein „Richtig so“, hört man auf dem Bahnhofsvorplatz eher Sätze wie: „Jetzt ist aber mal gut“. Kein Wunder, findet Erfurts GdL Vorsitzender, Oliver Reichert. „In den Medien wird fast nur die Sicht des Bahnvorstands rausgekehrt. Wenn der sich aber nicht bewegt, müssen wir ja auf die Straße gehen. Diesen Stress machen wir uns nicht gerne. Nicht nur wegen der Kälte würden unsere Leute lieber im warmen Führerstand ihre Arbeit verrichten“.

Da geht es ihnen vermutlich nicht viel anders als den echten Bauern auf ihren Treckern, deren Aktionen die Lokführer prinzipiell richtig finden. Schließlich müssten die ja auf die Straße, weil die Politik seit Jahren ihren Job nicht richtig macht. „Nur die mediale Berichterstattung über die GdL lässt noch sehr zu wünschen übrig“, meint Reichert mit Blick auf das Einschießen von Springer und Co. auf die GdL, allen voran deren Chef Klaus Weselsky.

 

„Gerade wir versuchen doch, den Beruf Lokführer wieder attraktiver zu machen."

Für das Agieren der Bahn hat hier keiner Verständnis. Steffen Mühlberg, GdL-Vorsitzender von Jena-Göschwitz meint, dass er bisher nur in der „Jungen Welt“ wirklich mal die Sicht der Lokführer gelesen habe, poltert: „Wenn du, so wie Bahn händeringend nach Leuten suchst, kannst du nur zwei Dinge machen: Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen! Die jungen Leute wollen Work-Life-Balance und da musst du mitgehen, sonst machen die was anderes“. Reichert ergänzt: „Gerade wir versuchen doch, den Beruf Lokführer wieder attraktiver zu machen. Das haben die da oben (der Bahn-Vorstand, der sich unverschämte Boni zuschachert, die Red.) aber noch gar nicht verstanden“, ergänzt Reichert. 

Dabei gibt es sogar schon zwei private Bahn-Unternehmen, die Tarifverträge mit 35-Stunden-Woche abgeschlossen haben. Bis 2028 wird die Arbeitszeit in Halbjahresschritten halbiert, bei vollem Lohnausgleich! Für Mühlberg ist das der eindeutige Beweis: „Was wir fordern ist machbar. Nicht sofort, aber das verlangen wir ja auch gar nicht.“ So will die GdL der Bahn genug Zeit einräumen, um binnen 4 Jahren neues Personal einzustellen. Zum Vergleich: Eine Ausbildung zum Lokführer dauert drei Jahre, Umschulungen, wie sie auch in Erfurt angeboten werden, sogar weniger als ein Jahr. 

 

Der Vorstand  ist total mitarbeiterfern, die sehen nur  Zahlen

 

Das nützt aber wenig, wenn die Bahn ihre Vorstellung von Arbeitsbedingungen nicht ändert. „Für einen Lokführer bei DB Cargo im Fernverkehr würde das zukünftig bedeuten: 7 Tage die Woche mit Reisetasche unterwegs zu sein. Dann 2-3 Tage zu Hause und anschließend wieder 7 Tage auf der Strecke, erklärt Reichert. In seinen Augen ist das Sklaverei. Mühlberg wirft ein: „Für mich ist das Raub der Freizeit, während daheim Haus, Hof und Garten warten.“  „Zumal es dir jederzeit passieren kann, dass ein Kunde deinen Zug noch einen Tag stehen lässt. Dann hängst du noch einen Tag länger im Hotel rum“, so die Erfahrung von Reichert. Für Mühlberg ist das kein Wunder, wenn der Vorstand „total mitarbeiterfern“ ist: „Die sehen nur schwarze und rote Zahlen, aber keine Menschen.“ Menschen arbeiten auch bei anderen Eisenbahn Verkehrsunternehmen, die in Thüringen fahren. Die der Stadt Erfurt gehörende Erfurter Bahn, ihre Tochter Südthüringen Bahn und das merkwürdige niederländische Konstrukt Abellio, haben eigene Tarifverträge. Deswegen fuhren deren Züge auch während des GdL-Streiks vom 10. bis 12. Januar. Die Kollegen haben untereinander alle ein gutes Verhältnis. Man kennt sich. Bei der nächsten Tarifrunde wird das Thema 35-Stunden-Woche auch hier auf dem Verhandlungsplan stehen. Und die GdL hat noch mehr vor: einen neuen Bundesrahmentarifvertrag für Lokführer mit gleichem Geld für gleiche Arbeit. Bis jetzt verdienen Lokführer zwischen 2.700 Euro und 3.800 Euro. Die GdL will, dass alle EU-weit den gleichen Lohn kriegen. Das wäre nicht nur gut, um das für die Verkehrswende so dringend benötigte neue Personal zu bekommen. Es würde auch die Erpressung per Lohndumping bei den EU-weiten Ausschreibungen unmöglich machen. Also wird weiter gestreikt.