Otto Dix würde sich im Grabe umdrehen

Seit der Aussetzung der Wehrpflicht muss die Bundeswehr immer stärker auf Werbetour gehen. Doch viele junge Menschen sind längs aufgewacht und wollen mit Militär lieber nicht zu tun haben.

Zum Schülerband-Wettbewerb der Bundeswehr in Gera spielten mit unterschiedlichem Niveau diverse Gruppen, deren Publikum weitgehend nur aus der eigenen Schulklasse zu bestehen schien. Die Stücke welche sie wiedergaben stammten großteils von Rockbands der siebziger Jahre. Lieder wie „TNT“ und „Highway To Hell“ passten besonders und hätten einem gewissen Ex-Verteidigungsminister und Ex-Doktor bestimmt auch gut gefallen. Getreu dem Motto „Gitarren statt Knarren“ verzichtete die Friedensinitiative Gera während der Darbietungen der Kinder und Jugendlichen auf das Abspielen von Konservenmusik, um die jungen Interpreten nicht zu verunsichern. Sehr verunsichert waren die Veranstalter der „Bundeswehr“, welche bereits am Vortag die Eventfläche mit schwerem Gerät okkupiert hatte. Vorsorglich waren Sanitäter, Militärpolizei und ein Schwimmpanzer aufgezogen. Offenbar befürchtete man Ausschreitungen zwischen den zwei Dutzend Kindern vor der Bühne und den Friedensaktivisten am Rande des Platzes. Die originell kostümierten Wehrdienstberater und Jugendoffiziere lümmelten gelangweilt herum, da die anwesenden Schüler für die Anwerbung zum Kriegsdienst noch deutlich zu jung waren. Fazit: Ein  Riesenaufwand für die Militärs und somit den Steuerzahler und noch viel zu Tun, um den Beschäftigten einer Kriegführenden Armee ausreichend zivile Arbeitsplätze anbieten zu können. Ob die Stadt Gera mit den Einnahmen aus der Platzmiete den Haushalt sanieren kann, bleibt fraglich. Otto Dix, in Gera geborene Maler und von den Nazis Verfolgter, würde sich bei dieser Propaganda-Show der Militärs im Zentrum Geras wohl im Grabe umdrehen.

Sirko Matz