Nein zur unkonventionellen Erdgasförderung – nein zu Fracking

Mit dieser Methode besteht nicht nur die Gefahr, dass ein gefährlicher Giftcocktail in den Boden gelangt, auch die Energiewende wird behindert – von Dr. Johanna Scheringer-Wright

Der Energiehunger unserer Welt macht die Energiekonzerne reich. Gerade jetzt, wo im Nahen Osten verstärkt politische Konflikte aufleben und Kriege um Öl geführt werden steigen die Preise. Vor diesem Hintergrund suchen multinationale Konzerne nach neuen Förderquellen.

Dabei ist klar, große und leicht zugängliche Erdgas- und Erdölfelder wurden in Deutschland schon ausgebeutet. Das Augenmerk richtet sich nun auf unkonventionelle Vorkommen. Von denen spricht man, wenn das Gas nicht in großen Blasen vorkommt, sondern in Poren von Sedimenten und Gesteinen eingeschlossen ist, wie z. B. Schiefergas oder Kohleflözgas.

Um dieses Erdgas gewinnen zu können, müssen die Gesteine aufgebrochen werden. Dies geschieht mit einem Verfahren, das als Hydrolic Fracturing, kurz „Fracking“, bezeichnet wird. Bei diesem Verfahren wird in Bohrlöcher mit großem Druck ein Gemisch aus Wasser, Chemikalien und Quarzsand in die gasführende Gesteinsformation gepresst, um so horizontal Gänge aufzubrechen aus denen das Erdgas abgeführt werden kann. Die benutzten Chemikalien sind nicht ungefährlich. Für die Erhaltung der Durchlässigkeit der Leitungen und der aufgebrochenen Gänge im tiefen Gestein kommen Biozide und krebserzeugende Stoffe in das Flüssigkeitsgemisch. Nur etwa 30 Prozent der eingeleiteten Frackingflüssigkeit werden gewöhnlich wiedergewonnen. Der Rest, einschließlich der giftigen Bestandteile, verbleibt im Untergrund. Wenn dieser Giftcocktail durch Poren und Risse aufsteigt, ist das Grundwasser gefährdet. Zudem ist das  aufwändige Leitungssystem, das benzolhaltiges Lagerstättenwasser abführt immer wieder Ursache für Bodenverseuchungen. So mussten kürzlich in Niedersachsen insgesamt 22 Leitungen mit einer Länge von 43 km stillgelegt werden, weil krebserregende Benzole durch die Kunststoffrohre in das Erdreich diffundiert und bis ins Grundwasser gelangt waren. 

In den USA, wo vermehrt unkonventionelles Erdgas gefördert wird, häufen sich  Umweltschäden. Zusätzlich zu diesen Gefahren ist bei dieser Erdgasförderung ein großer Flächenverbrauch zu beklagen. In kurzen Abständen müssen neue Bohrlöcher in die Tiefe getrieben werden.

Nordrhein-Westfalen hat kürzlich nach Vorbild von Frankreich ein Moratorium für Fracking ausgesprochen. Viele Gemeinde- und Kreistage in Niedersachsen verabschieden parteiübergreifende Resolutionen gegen Fracking. DIE LINKE Bundestagsfraktion und die linken Landtagsfraktionen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen fordern ein grundsätzliches Verbot von Fracking.

In Thüringen wurden kürzlich drei Aufsuchungsgenehmigungen für „unkonventionelles“ Erdgas erteilt. Die abgesteckten Claims umfassen das gesamte Eichsfeld, den Unstrut-Hainich-Kreis und die größten Teile des Kyffhäuserkreises, Gotha und Weimarer Land. Die Aufsuchungen sollen im Sommer beginnen.

Jetzt steht die Entscheidung an: Wird in Thüringen die Energiewende durchgesetzt oder wird das fossile Energiezeitalter von den multinationalen Konzernen mit riskanten und teuren Fördermethoden weitergeführt?

Die ökologische Plattform (ÖPF) Thüringen diskutierte auf ihrem Jahrestreffen im Oktober 2011 das Energiekonzept der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag und auch über Fracking.  Dabei wurde deutlich: Wenn jetzt in Thüringen auf einen Weg gesetzt wird, das fossile Energiezeitalter durch riskante Erdgasförderverfahren zu verlängern, dann wird das die Umstellung auf erneuerbare Energien behindern. Energieeinsparungen werden dann unter Verweis auf die zusätzliche Erschließung „neuer“ Erdgasvorkommen noch weniger realisiert. Auf Initiative der ÖPF wurden in LINKEN Kreisverbänden Beschlüsse gegen Fracking gefasst, so z. B. im Eichsfeld.

Auch sonst regt sich Protest in Thüringen. Das Thema wurde aufgrund eines Antrags der Grünen schon im Landtag diskutiert und am 11. April gab es in Oberdorla die erste Demonstration mit über 200 Teilnehmern.