Menschenwürdige Arbeit muss erkämpft werden

Am 7. Oktober machte der DGB und seine Verbündeten auf die skandalösen Zustände im Arbeitmarkt aufmerksam – atypische Arbeitsverhältnisse nehmen immer weiter zu.

Während die Bundesregierung weiter an das Märchen vom Jobwunder und dem blühenden Arbeitsmarkt dank der Ausweitung des Niedriglohnsektors und der Zeit- und Leiharbeit glaubt, sieht die Wirklichkeit in den Betrieben und Unternehmen ganz anders aus.  In Erfurt waren 2010 insgesamt 37 Prozent aller Arbeitsverhältnisse atypisch. Damit ist das Normalarbeitsverhältnis zwar immer noch die Regel, unbezahlte Praktika, Mini-jobs, Teilzeit oder Leiharbeit legen aber deutlich zu, wie auch eine Studie der Hallenser Regionalstelle des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung belegt. 

Neben der Frage der Beschäftigungsverhältnisse für eine menschenwürdige Arbeit, sei gerade auch der Mindestlohn essenziell, wie Bodo Ramelow betonte. Dass in Thüringen immer noch Stundenlöhne von 3,28 Euro gezahlt werden, wie es u. a. bei der Friseurkette Masson der Fall ist, sei ein Kennzeichen von Sklaverei, so der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Thüringer Landtag, der erneut heftig kritisierte, dass Menschen trotz einer Vollzeitstelle zu Bettlern gemacht werden, die zum Amt gehen müssen. 

Neben Erfurt fanden auch in Jena und Suhl ähnliche Aktionen statt. Die Problematik von Niedriglöhnen ist aber keineswegs auf Thüringen oder Deutschland begrenzt. Die Entwicklung, dass trotz massiver Produktivitätssteigerungen die Löhne sinken und sich gleichzeitig die Arbeitsbedingungen verschlechtern, ist ein Prozess der nahezu weltweit zu beobachten ist. 

Heuchlerisch lobt Bundespräsident Christian Wulff die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften während der letzten Krise. Doch so, wie diese Krise von den Normal- und Geringerverdienern ausgebadet wurde, sind es nun die Reichen und Superreichen, die von dem kurzem Aufschwung profitieren, während die nächste Krise bereits wieder am Horizont heraufdämmert. Dann wird es von Arbeitgeberverbänden und Bundesregierung wieder heißen, den Gürtel enger schnallen und sparen. Nicht nur in Deutschland sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erpressbar geworden, durch den stetig zunehmenden internationalen Konkurrenzdruck. Deswegen kann man sich den Forderungen Bodo Ramelows nur anschließen, den Prozess der Verarmung zu beenden und zu verhindern, dass ein Kollege zum Feind des anderen wird. Sei es durch die Leiharbeit oder den unmenschlichen Lohnwettbewerb mit den Entwicklungsländern.           

Thomas Holzmann