Klarer Sieg der Demokratie über braune Unkultur

Mehr als 2.000 Gegendemonstranten und „nur“ 650 Neo-Nazis – so lautet die Bilanz des „Rock für Deutschland“ (RfD) am 7. Juli, einer der größten Nazi-Konzertveranstaltungen Europas, angemeldet vom Geraer NPD-Stadtrat Gordon Richter. 650 Neonazis sind unzweifelhaft noch immer 650 zu viel, aber zum ersten Mal in der zehnjährigen Schreckensgeschichte des „RfD“ waren deutlich mehr Demokratinnen und Demokraten in der Otto-Dix-Stadt als Nazis. Wurden derartige Protestaktionen im Regelfall von LINKEN, SPD, Grünen, Gewerkschaften und verschiedensten Akteuren der Zivilgesellschaft getragen, unterstützten in diesem Jahr auch erstmals CDU-Politiker, wie Ministerpräsidentin Lieberknecht, Landtagspräsidentin Dietzel und Innenminister Geibert den Widerstand. Angesicht ihrer jahrelangen Kriminalisierung antifaschistischen Widerstandes und der immer neuen Skandale um die Rolle des Verfassungsschutzes und die NSU-Morde, wurde diese Tatsache nicht von allen Beteiligten nur mit Wohlwollen aufgenommen. Besonders Innenminister Geibert wurde von vielen eher als Teil des Problems, denn als Teil der Lösung aufgefasst. 

Der größte Dank für das am Ende  erfreulich deutliche Signal gegen Rechtsextremismus und ihrer Event-Unkultur gilt aber den Anmeldern der Demonstration: Sandro Witt und Melanie Siebelist. Die Erwartungen des Bündnisses „Gera nazifrei“ – im Vorfeld galten 1.000 Teilnehmer schon als Erfolg – wurden deutlich übertroffen, auch Dank der massiven Unterstützung vieler weiterer Thüringer Bürgerbündnisse, aber auch aus anderen Bundesländern. Das ist ein klarer Sieg der Demokratie über die braune Unkultur, wenn gleich leider noch längst kein endgültiger. 

In vorderster Front kämpfte mit vielen anderen wieder einmal Jenas Jugendpfarrer Lothar König gegen den braunen Spuk. Mit lauter Musik – die im Gegensatz zu dem hasserfüllten Geschranzel der Nazis auch als solche bezeichnet werden kann – versuchte er den Rechtsextremen Einhalt zu gebieten. Auch viele andere Demons-trantinnen und Demonstranten hatten  eigene Vorstellungen von ihrem ganz persönlichem Einsatz gegen Neonazis und braunes Gedankengut. Eines einte jedoch alle: der Protest war ausnahmslos friedlich und kunterbunt. Das Zeichen ist leuchtend klar und eindeutig: Nazis waren, sind und werden auch zukünftig in Gera unerwünscht sein. Man darf hoffen, dass das zehnte „Rock für Deutschland“  auch das letzte war und Nazi-Konzerte zukünftig nur noch dort stattfinden, wo sie hingehören: auf dem Mond.   

Fotos: Reiner von Zglinicki