Klare Ansage: Nazis waren in Gera unerwünscht

Rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger traten mit dem „Aktionsbündnis Gera gegen Rechts“ den Anhängern von Hassmusik und braunem Ungeist friedlich aber entschieden entgegen

Mit Trillerpfeifen, Rasseln und „Nazis-raus-Rufen“, mit zahlreichen kreativen Plakaten und Transparenten, mit einer „Party gegen Rechts“ und vor allem mit viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen an den verschiedenen Kundgebungs- und Blockadeorten rund um die Spielwiese boten in Gera etwa 1.000 Bürgerinnen und Bürger am 6. August, einem der schwülsten Tage dieses Sommers, den Neonazis die Stirn. Von diesen waren nach Polizeiangaben an die 600 angereist, die hier zum 9. Mal ihren so genannten „Rock für Deutschland“ feiern wollten, damit waren es nur knapp ein Drittel der eigentlich angekündigten NPD-Anhänger von Hassmusik und braunem Ungeist.

„Es darf nicht nachgelassen werden, jeglicher rassistischen und menschenverachtenden Ideologie und den geistigen Nachfahren derer, die für die größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte stehen, entgegenzutreten“, hatte Bodo Ramelow erklärt, der wie auch andere Landtags- und Bundestagsabgeordnete der LINKEN in der Otto-Dix-Stadt vor Ort war. 

Beim offiziellen Abschluss, nachdem mit einer Spontandemonstration die Aktiven von den verschiedenen Protestorten rund um die Spielwiese „eingesammelt“ worden waren, ergriffen Sprecher des Bündnisses aus Parteien, Gewerkschaften und Organisationen nochmals das Wort. Oberbürgermeister Norbert Vornehm (SPD) dankte allen, die gekommen waren. „Wir stehen für das tolerante, das weltoffene Gera“, rief er, „und wir kommen solange zurück, bis die Spielwiese nazi-frei ist“. 

Nächstes Jahr will die NPD zum zehnten Mal ihr Hassfest in Gera feiern. Dann gelte es, dass sich noch mehr Menschen den Rechten entgegenstellen.  Der Gewerkschafter Sandro Witt nannte Blockaden „ein legitimes demokratisches Mittel, um Gewalttäter zurückzuhalten“. Der Geraer LINKE Politiker Dieter Hausold wandte sich gegen Stimmen, die meinen, dass es besser sei, die Nazis zu ignorieren. „Wir wollen sie nicht ignorieren und wir wollen sie nicht in dieser Stadt und in diesem Land“, betonte er und würdigte die Rolle des Aktionsbündnisses, das den Protest lange und gut vorbereitet hatte.

Mit Verweis auf die Demonstration im Februar in Dresden hatte es Bodo Ramelow als einen Skandal bezeichnet, dass mit der Speicherung von Millionen Handydaten tausende friedlich gegen Nazi-Ungeist protestierende Bürgerinnen und Bürger „unter Generalverdacht gestellt werden“. Es sei vielmehr „höchste Zeit, dass verantwortliche Politik – die Zuständigen –  nicht nur reden, sondern konsequent alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches NPD-Verbotsverfahren schaffen und die Spitzel des Verfassungsschutzes abziehen, damit die Feinde der Demokratie sich nicht weiter ungehindert tummeln können“.   


Annette Rudolph

Fotos: Peter Lahn