Keine Angst vor unterschiedlichen Meinungen

Parteitag in Sömmerda bestätigte Knut Korschewsky als Landesvorsitzenden, Gegenkandidat Steffen Harzer zeigt sich als fairer Verlierer und engagiert sich weiterhin im Landesvorstand.

Ungewöhnlich voll für einen Landesparteitag war die Pressetribüne am 5. November im Sömmerdaer Volkshaus. Die Medienvertreter warteten händereibend auf den großen Skandal, die hasserfüllte Schlammschlacht, die sie so gerne in DIE LINKE hineingetragen hätten. Doch sie blieb aus. Mit einer deutlichen Steigerung seines schwachen Wahlergebnisses von Schleiz 2009 wurde Knut Korschewsky als Landesvorsitzender bestätigt – 68,4 Prozent der Delegierten stimmen für den seit 2006 amtierenden Vorsitzenden. Zweifelsfrei ist das eine Anerkennung für seine Arbeit in den letzten zwei Jahren. Trotz des hauptsächlich demografisch bedingten Mitgliederrückgangs ist der Thüringer Landesverband gut aufgestellt und wird von manchen beneidet, wie Parteichef Klaus Ernst und der hessische Landesvorsitzende Ulrich Wilken betonten. Auch die Bundestagsabgeordneten Luc Jochimsen und Ralph Lenkert bekräftigten, dass manche ihrer Kollegen in Berlin die Thüringer beneiden, weil ihnen der Landesverband den Rücken frei hält, damit sie sich auf ihre fachliche Arbeit konzentrieren können. Neben diesen lobenden Worten dürften vor allem auch die zahlreichen Regionalkonferenzen, auf denen intensiv über das Parteiprogramm und die Strategie für die nächsten Jahre mit der Basis debattiert wurde, zu dem guten Ergebnis Korschewskys beigetragen haben. Der Landesvorsitzende hatte in seiner Rede selbstkritisch drauf hingewiesen, dass die Einbeziehung der Basis früher nicht immer so war, wie es sein sollte. 

Korschewskys Gegenkandidat Steffen Harzer, dem im Vorfeld durchaus von manchen 50-50-Chancen eingeräumt wurden, erhielt 27 Prozent und zeigte sich im Anschluss als fairer Verlierer. Dass während der Vorstellung der Kandidaten kurzzeitig die Emotionen hochkochten, als sich Harzer gegen den Vorwurf, er würde nach mehr Kompatibilität zur SPD suchen, zur Wehr setzte, ist verständlich und zeugt davon, dass DIE LINKE eine lebendige und zugleich diskussionsfreudige Partei ist. Aber selbst das reichte den Medien nicht aus, um einen großen Skandal aufzublasen. Zumal Steffen Harzer selbst darauf verwiesen hatte, dass Streit nicht als Bedrohung aufgefasst werden dürfe und keiner vor unterschiedlichen Meinungen Angst haben müsse. Seine erfolgreiche Kandidatur für den Landesvorstand zeigt, dass er sich trotz der Wahlniederlage weiter aktiv im Landesverband engagieren wird. Angesicht der Bürgermeister- und Landratswahlen im nächsten Jahr dürfte seine kommunalpolitische Expertise – er ist seit Jahren sehr erfolgreicher Bürgermeister von Hildburghausen – ohnehin unverzichtbar sein. 

Neu gewählt wurde die Landesgeschäftsführerin Anke Hofmann und die  Stellvertreter des Landesvorsitzenden, Susanne Hennig und Sandro Witt, beide erst Anfang 30. Damit soll auch ein Signal der Verjüngung gesendet werden. Das Vertrauen der Basis in die Parteiführung ist nach diesem Landesparteitag gewachsen, was sich der Landesvorsitzende durchaus auf seine Fahnen schreiben kann. Besonders die zahlreichen Regionalkonferenzen haben die Basis offenbar besser in die politische Arbeit des Landesverbandes integriert. Angegangen werden muss aber, neben den anstehenden Wahlen im nächsten Jahr, vor allem die Problematik des Mitgliederrückrangs, denn auch daran wird sich die Parteiführung spätestens in zwei Jahren messen lassen müssen.                

Thomas Holzmann