„Gelöbnixx“ auf Schloss Friedenstein

Die Wehrpflicht wird abgeschafft, aber die Kriege bleiben genauso wie die überholten militaristischen Rituale, die keiner braucht. Auf Schloss Friedenstein regt sich Widerstand.

Etwa 20 Menschen demonstrierten unter dem Motto „Gelöbnixx“auf dem Innenhof der Gothaer Friedensteinkaserne gegen das letzte öffentliche Gelöbnis von Wehrpflichtigen in einer der Thüringer Kasernen. Gothaer machten mit ihrem Plakat „Auf Schloss Friedenstein den Krieg beschwören – Nein“ auf die Geschichte des Namens aufmerksam. Auch die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Landtag und Gothaer Wahlkreisabgeordnete, Martina Renner, nannte im Vorfeld die Ortswahl sehr befremdlich. Eine Armee, die einen Umbau auf weltweite Intervention und Angriffsfähigkeit vollziehe, stünde keinesfalls in der Tradition des Namens des Schlosses, der nach einem langjährigen Krieg die Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck brachte. Der Erbauer des Schlosses, Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, sehnte sich nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges nach Frieden und gab dem ab 1643 errichteten Gebäude seinen Namen.

Der geduldete stille Protest gegen das Gelöbnis richtete sich natürlich grundsätzlich gegen die Militarisierung der deutschen Außenpolitik und gegen den daran ausgerichteten  Umbau der Bundeswehr. Aber auch das Ritual selbst stand im Fokus der Kritik. Öffentliche Gelöbnisse sind ein veraltetes Ritual des Militarismus, entstanden aus der Verpflichtung von Söldnern gegenüber den Herrschenden, das letztlich die Rolle der Wehrpflichtigen im Sinne des Mythos der für ihren Dienstherrn tapfer kämpfenden Soldaten überhöht. Wie rückschrittlich das  Gelöbnis ist, wird auch in der im Soldatengesetz verankerten Gelöbnisformel deutlich. Die Wehrpflichtigen bekennen sich nicht zur Verfassung und deren Grundwerten, sondern inhaltslos zum Staat und geloben in völkischer Verbundenheit, „tapfer das deutsche Volk“ zu verteidigen. „Gesellschaftliche Entwicklungen in den letzten 60 Jahren sind am Ritual selbst und an dessen Inhalt vollkommen vorbei gezogen“, resümiert Martina Renner.

Foto und Text: Steffen Dittes