Gedenken gegen den Geschichtsrevisionismus

Während in Buchenwald wie in jedem an die Ermordung Ernst Thälmanns erinnert wurde, erschien in Berlin ein fragwürdige Biografie über den früher Vorsitzenden der KPD.

Auch in diesem Jahr fanden wieder 50 Getreue den Weg zur Gedenkstätte Buchenwald, um an der Thälmann-Ehrentafel seiner Ermordung vor 67 Jahren durch die Faschisten zu gedenken. Elke Pudszuhn, Vorsitzende des TVVdN/BdA eröffnete die Feierstunde mit einem bewegenden Anti-Nazi- Lied von Hannes Wader. Der zu Herzen gehenden Gedenkrede Bodo Ramelows folgten die Anwesenden mit gespannter Aufmerksamkeit. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Thüringer Landtag kritisierte mit deutlichen Worten die skandalöse Herausgabe einer „Thälmann-Biografie“ von Armin Fuhrer: Ernst Thälmann – Soldat des Proletariats. Dieses Machwerk wurde anlässlich des Gedenktages am 18. August auf dem Gelände der Ausstellung Topografie des Terrors u. a. unter Mitwirkung des Direktors der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, vorgestellt. Ein illustrer Kreis, der sich da versammelte, um das Andenken Thälmanns und seiner Kampfgefährten zu besudeln und zu verunglimpfen. „Man kann Thälmann nicht unterstellen, dass er in einer Zeit, in der er in so genanter „Schutzhaft“ war, Täter gewesen sei. Er war von Anfang an Opfer. An diesem Tag eine Biographie zu einer Gedenkveranstaltung vorzustellen, um sich mit der DDR auseinanderzusetzen, das finde ich geschmacklos und ahistorisch“, resümierte Ramelow und kritisierte: „Ich denke, dass man damit einem Opfer noch einmal sein Opfersein nehmen will. Das haben Thälmann und all die Genossinnen und Genossen, die umgekommen sind nicht verdient.“ Bodo Ramelow mahnte: „Es ist richtig und wichtig an ihn zu erinnern, um draus immer wieder den Bogen zum Schwur von Buchenwald aufleben zu lassen“. Ottomar Rothmann, Kommunist und ehemaliger Häftling machte während seines kurzen, einprägsamen Statements deutlich, dass die Ermordung Ernst Thälmanns durch die Nazi-Barbaren eine unumstößliche Tatsache ist, trotz aller anderen Spitzfindigkeiten und Gegenauslegungen bürgerlicher Schreiberlinge.

Foto und Text: Reiner von Zglinicki


Zeitzeuge Ottomar Rothmann 


In den Aufzeichnungen zu meiner Lagerzeit habe ich zu dem scheußlichen Verbrechen an Ernst Thälmann vermerkt, dass ich davon am 21. August Kenntnis erhalten habe. In einem Gespräch mit meinem Blockältesten Otto Storch an diesem Tag informierte er mich darüber. Und ich höre noch heute seine Worte: „Da haben es die Faschisten tatsächlich fertig gebracht, unseren Thälmann zu ermorden. Dafür werden sie bezahlen.“

Wenn meine Beziehungen zu Thälmann auch nicht so eng geknüpft waren wie die vieler älterer Kameraden, so spürte ich doch, dass etwas Außergewöhnliches geschehen war. Unwillkürlich rückten wir noch enger zusammen, unabhängig von Parteizugehörigkeit, von Glaubensbekenntnissen oder Nationalität, denn irgendwie ging uns Thälmann alle an.

Wenn ich mich so genau an den 21. August erinnere, hat das seinen gewichtigen Grund: Im Lager gab es einige Tageszeitungen, die der eine oder andere Kamerad erhalten hat. In einer solchen Zeitung tauchte die Meldung auf, Thälmann sei bei einem Luftangriff auf Buchenwald umgekommen. Dieser Angriff erfolgte aber bekanntlich erst am 24. August. Da war uns und mir klar, dass es sich bei dieser Meldung um eine Lüge handelt. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht schwer zu rekapitulieren und festzustellen, dass wir bereits drei Tage vor dem Luftangriff von der Bluttat Kenntnis hatten. Ich kann mich erinnern, dass der Mord an Ernst Thälmann uns durch einen Kameraden vom Kommando Leichenträger bekannt wurde.

Wenn ich mich zeitlich nicht irre, wurden im Oktober 1944 im Lager bekannte Kameraden von der SS verhaftet. Dadurch bekam ich Kenntnis davon, dass im Lager eine illegale Trauerfeier für Ernst Thälmann durchgeführt worden war, die von einem Spitzel verraten wurde. Durch die Haltung und Tapferkeit der verhafteten Kameraden gelang es aber der Gestapo und SS trotz Terror nicht, in die illegale Organisation im Lager einzudringen.

Handeln wir auch in der Gegenwart im Geiste Ernst Thälmanns und der tapferen Kumpels von Buchenwald im Kampf gegen Neofaschismus und für die Erhaltung einer demokratischen Ordnung.