Erstes kreisweites Bürgerbegehren läuft auf vollen Touren

Im Ilmkreis regt sich Widerstand gegen die Schulschließungspläne von CDU, FDP und Freien Wählern – der Erhalt ist auch eine Frage der Lebensqualität in den Kommunen

Einen Monat nach dem Start des ersten kreisweiten Bürgerbegehrens in Thüringen ist die Unterschriftensammlung voll in Gang. Die Reaktionen angesprochener Mitbürgerinnen und Mitbürger sind durchweg positiv. Das Engagement der Stützerbacher Bürgerinitiative zur Rettung ihrer Schule ist beispielhaft und hat Unterstützung verdient.

Immerhin geht es um ein einzigartiges Projekt: Die Grundschule ist eine der sieben zertifizierten Kneipp-Schulen in Deutschland, die einzige im Ilm-Kreis. 

Altes Fachwerkhaus, Kneippanlage im Garten, Bolzplatz, Spielplatz, Yogaraum, Schulgarten mit Kräutergarten, direkter Zugang zum Wald sind nur einige der Vorzüge dieser Grundschule. Dazu kommen die Betreuung der Kinder durch die Kneippärztin Frau Dr. Helm, viele Kooperationen mit Vereinen und die auch Zusammenarbeit mit dem      Kneippkindergarten im Ort, vor allem aber die Leidenschaft, mit der Lehrerinnen, Erzieherinnen und Eltern mit den Kindern gemeinsam das Kneipp-Konzept (Wasser, Kräuter, Ernährung, Bewegung, Lebensordnung) leben.

Ausgerechnet diese Schule, in die zum Schuljahresbeginn 29 Kinder neu eingeschult werden können und die über die nächsten Jahre stabil Schülerzahlen über 100 ausweisen kann (im Schuljahr 2011/12 sind es aktuell 111), soll nach den Willen des Landrates und der Kreistagsmitglieder aus CDU, Freien Wählern und FDP geschlossen werden.

Das wollen die Stützerbacher nicht und haben das erste kreisweite Bürgerbehren in Thüringen, initiiert. Sie wollen ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen und sie hoffen auf breite Unterstützung. Es geht ihnen nicht nur um ihre Schule. Sie wollen, dass auch andere Schulen im ländlichen Raum des Kreises weiter bestehen bleiben können. 

Das ist der Grund, warum die Kreistagsfraktionen von Linkspartei, SPD/ Grüne, die Landtagsabgeordneten der LINKEN aus dem Ilm-Kreis, Petra Enders und Sabine Berninger sowie  Martina Renner und Frank Kuschel, aber auch der Bundestagsabgeordnete Jens Petermann (DIE LINKE) aus Arnstadt und MdL Eleonore Mühlbauer von der SPD dieses Anliegen unterstützen

Wird die Grundschule Stützerbach geschlossen sind bei der Anwendung der gleichen Argumentation die Grundschulen in Dörnfeld, Holzhausen, Ichtershausen, Kirchheim, Marlishausen, Martinroda, Osthausen und Plaue in ihrem Bestand gefährdet. Dort sind zum Teil, wie in Dörnfeld mit 64 Grundschülern und neun aktuellen Einschulungen oder in Martinroda mit aktuell 76 Grundschülern und 21 Einschulungen, deutlich kleinere Schulen, die aber für die Lebensqualität ihrer Gemeinden, wie überall, von unschätzbarem Wert sind.

Die Finanzen sind in jeder Kommune ein wichtiger Faktor, auch im Kreis. Aber Geld ist nicht alles. Wenn es um Schule geht, geht es immer um Kinder. Und wenn es um Kinder geht, geht es um Zukunft. Wir unterstützen all diejenigen, die ein weiteres Schulsterben im Ilm-Kreis nicht wollen. Die     Kneipp-Schule Stützerbach ist ein Signal für lebenswerte Kommunen. 

Nach einem Monat aktiven Sammelns sind bislang gut 2.000 Unterschriften bei den Organisatoren eingegangen. Bis zum 31. Oktober ist Zeit, die erforderliche Anzahl von 7.000 Unterzeichnern des Bürgerbegehrens zu erreichen. Dann muss sich der Kreistag erneut mit der Schulnetzplanung befassen. Ein erfolgreiches Bürgerbegehren ist das beste Argument für den Erhalt der Schule.


Eckhard Bauerschmidt