Beim Stadionbau droht eine Blamage bis auf die Knochen

Mit Bundesfördermitteln sollten das Erfurter Steigerwaldstadion und das Jenaer Erst-Abbe-Sportfeld umgebaut werden – alles nur Profilierungsbedarf im OB-Wahlkampf?

Wie schön hätte es alles werden sollen. Vor etwas mehr als einem Jahr kreierte Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) ein Konzept für den Umbau der maroden Stadien in Erfurt und Jena. Dabei sollten die Kosten von insgesamt über 50 Millionen Euro über Fördergelder aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsinitiative Regionale Wirtschaftsförderung finanziert werden.Während die Fans von RWE und FCC schon jubelten, nährten sich erste Zweifel. Kritik, die Städte müssten wegen ihres Eigenanteils an der Finanzierung die Kindergartenbeiträge erhöhen  Schwimmbäder schließen usw. begegnete man mit der Aussage, dass dies andere Töpfe seien und man darauf im Wirtschaftsministerium keinen Einfluss habe. Viel schwerer wog aber schon zu Beginn, dass die Gefahr einer nicht sachgerechten Verwendung der Fördergelder zu einer späteren Rückzahlung führen könnte und die Städte bzw. das Land auf einem gewaltigen Schuldenberg sitzen bleiben würden – es wäre nicht das erste mal. Aber auch davon wollte man nichts hören. Nun die Kehrtwende. Plötzlich zieht auch Machnig sein eigenes Konzept in Zweifel – weil die EU das Ganze überprüft, heißt es offiziell. Warum man das nicht vor einem Jahr wusste bleibt ebenso rätselhaft wie die offenbar fehlende Möglichkeit, die Rechtfertigung der Subventionen für den Stadionbau im Vorfeld zu überprüfen und nicht erst wenn die Bagger rollen. Vor allem DIE LINKE hatte seit längerem Zweifel an der Tragfähigkeit der Finanzierung und kritisierte auch die ungenügende Bürgerbeteiligung bei solchen Großprojekten – Stuttgart 21 lässt grüßen. Als „eine Blamage bis auf die Knochen“, bezeichnet die Stadträtin und Landtagsabgeordnete Susanne Hennig die ablehnende Haltung der EU. Zurecht, denn alle Zweifel hatten Machnig aber auch der Erfurter OB Bausewein im Wahlkampf stets  zurückgewiesen. „Wenn Oberbürgermeister und Wirtschaftsminister dies nicht absehen konnten, dann aufgrund eigenem Profilierungsbedarf im Wahlkampf um die Stadtoberhäupter in Erfurt und Jena. Dieses Wahlversprechen ist ihnen aber jetzt wohl auf die Füße gefallen“, sagt Susanne Hennig, die nun die vorliegenden Alternativen der LINKEN für die Sanierung des Erfurter Stadions schnellstmöglich wieder diskutieren will. „Bodo Ramelow hat zusammen mit der RWE-Spitze bereits vor Jahren ein Sanierungskonzept vorgelegt. Sollte die Multifunktionsarena endgültig scheitern, müssen Stadtrat und Verwaltung diese Konzepte im Interesse des Erfurter Sports aufgreifen und umsetzen. Schließlich ist der Sanierungsbedarf des Steigerwaldstadions unbestritten.“ Für Jenas Ernst-Abbe-Sportfeld gilt, abgesehen von der 1997 neu gebauten Haupttribüne das Gleiche. Auch hier gab es schon vor Jahren alternative Konzepte. 

Nun kann man über den Sinn und Unsinn des Profifußballs trefflich streiten, ein Teil der Kultur in Deutschland ist er. Auch in Thüringen gibt es zehntausende Fußballfans, die sehen, dass Städte wie Dresden, Leizpig, Magdeburg oder Halle, längst ein neues Stadion haben. Doch die Thüringer Fußballfans schauen nun wohl in die Röhre, weil man lieber von 100 Großveranstaltungen im Jahr träumt, anstatt eine realistische und vor allem ehrliche Perspektive zu schaffen.                    

Thomas Holzmann