Antifaschisten vom Apoldaer Faschingsumzug ausgeschlossen

Der Fasching ist normalerweise nicht nur die Zeit ausgelassener Geselligkeit, sondern auch der satirischen Auseinandersetzung mit den Mächtigen. Davon war in Apolda in diesem Jahr nicht viel zu sehen, schlimmer noch das Weimarer Bündnis gegen Rechts durfte mit ihrem Wagen nicht teilnehmen.

Wer glaubte, dass der 25. Apoldaer Faschingszug am 5. März einen besonderen Höhepunkt, mit beißendem Witz, scharfer Satire und karikierten Motiven an die Adresse der Herrschenden gerichtet darstellen würde, musste sich sehr schnell eines Besseren belehren lassen. Vergebens wartete man auf kritische Motive hinsichtlich der Machenschaften der schwarz-gelben Koalition. Ein paar sehr zaghafte Ansätze gingen im Wagengewühl unter und hatten eher zustimmenden Charakter. Die etwa 85 Themenwagen waren kaum mehr als eine Selbstdarstellung regionaler Vereine. Das hat man in Apolda und anderswo in Thüringen schon besser gesehen. Aber es kam noch dicker. Der Apoldaer Faschingsverein hat am 21. Februar dem Bürger-Innenbündnis gegen Rechts (BgR) die Teilnahme am Umzug verboten. „Aus Angst vor Übergriffen seitens der Nazis“, so der Zugmeister Klaus-Dieter Weilepp. Unter dem Motto: „Lieber Fasching als Faschismus, lieber integrieren statt rausschmeißen“, wollte das Weimarer Bündnis gegen Rechts satirisch die Integrationsdebatte beleuchten, sogar mit Unterstützung einer Samba-Gruppe aus der Stadt. Gedacht war das Motto auch als satirische Auseinandersetzung mit der Münchberg-Losung im Amtsblatt „Kriminelle Ausländer raus“. (siehe UNZ 1/11, S.11). 

„Das Motto passt nicht“ kommentierte Weilepp lakonisch. „Unser Verein ist laut Satzung der Tradition verpflichtet“. Weilepp resümierte: „Unser Verein ist auch gegen Rechts, aber wir tragen Verantwortung für 25.000 Menschen bei dem Umzug. Wir fürchten, dass Ihre Teilnahme (gemeint war das Bürgerbündnis) Tumulte unter Neo-nazis am Straßenrand auslösen wird.“ Der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Apoldaer Stadtrat, Michael Schade, vermutet, dass sich Zugmeister Weilepp, selbst Mitglied in der SPD, der Parteiräson der Sozialdemokraten unterordnen musste, die hinter den Kulissen gegen eine Teilnahme des BgR gearbeitet haben.

Es ist schon mehr als bedauerlich, wenn sich ein Faschingsverein durch  wenige Gewaltbereite in seiner Kritik einschüchtern lässt. Auch vor dem Hintergrund des Skandals um die Ausstellung Neofaschismus muss man das Ganze wohl als ein Stück „Thüringer Demokratie“ bezeichnen. Oder doch eher als Stück aus dem Tollhaus?


Foto und Text:

Reiner von Zglinicki