Weimar muss am Zug bleiben

Mehr als 2.000 Weimarer Bürgerinnen, Bürger und Gäste beteiligten sich an dem großen farbenprächtigen Protestfest: Ein buntes, lachendes, ernstes, skurriles Volks- und Kulturfest. Dieses Event unter dem Motto: „Nächster Halt – Weimar?“ fand am 9. April im Bahnhof und auf dem Bahnhofsvorplatz statt. 

Eröffnet wurde die Großveranstaltung vom Präsidenten der Weimarer Musikhochschule Prof. Christoph Stölzel mit seinem Kontrabass-Akkordeon-Klarinetten-Trio. Vier Stunden agierten abwechselnd: Theater am Stellwerk, Figurentheater Weimar, Madrigalchor Weimar, der Thüringer Eisenbahnverein, der Stadtsportbund, Jugendfeuerwehr, die Mal- und Zeichenschule, der Zirkus Tasifan und viele andere mehr.

Um was ging es nun eigentlich? Vorausgegangen waren monatelange Proteste der Stadt Weimar gegen die Kürzungen im Bahnverkehr: Briefe aus allen großen Kultureinrichtungen, Protest-Postkarten, Cartoons und Banner sowie Petitionen der Studierenden unterstützten die zähen und langwierigen Verhandlungen im Rathaus. Regel- mäßige musikalische Proteste in Form von IC-Express-Konzerten, jeden Donnerstag um 10:00 Uhr im Hauptbahnhof, gaben dem Widerstand gegen die Kürzungen eine ganz eigene Individualität.

Der Präsident der Hochschule für Musik, Christoph Stölzl nannte schon im Dezember 2010 das Kind beim Namen und brachte mit seinem Brief an die Deutsche Bahn AG die zunehmend stärker werdende Weimarer Empörung über die weggefallene ICE-Anbindung zum Ausdruck. Er schrieb u.a.: „Wie sollen wir unsere Kongresse, unsere Meisterkurse, unsere buchstäblich tagtägliche Kommunikation mit der Politik, der Kultur und der Wissenschaft in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, den europäischen Hauptstädten der ganzen Welt aufrechterhalten, wenn die Bundesbahn uns von den Lebensströmen des ICE-Netzwerkes ausschließt? Die Fahrplanänderung ist ein Skandal, ein Affront gegen die Kultur in unserem Land.“

Drei deutlich und klar formulierte Forderungen waren das Hauptanliegen des großen Protestfestes: Stündlicher Fernverkehr von und nach Weimar,  regelmäßige Direktanbindung nach Berlin, Köln, Frankfurt etc., Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung!


Reiner von Zglinicki