Von „urbanen Freiräumen“ und „Stadtnaturmenschen“

Eine Gruppe engagierter Umweltschützer hat mitten in Erfurt ein grünes Idyll geschaffen, das eine ganze Menge zu bieten hat. Dabei ist jeder willkommen, der mitmache will.

Die Landeshauptstadt Erfurt kokettiert gerne mit ihrem einst durch die IGA gewonnenen Image als Blumen- und Gartenstadt. Von offizieller Seite wird freilich wenig dafür getan und ginge es nach dem Ex-OB Ruge, würde man wohl am liebsten den größten Teil des heutigen ega-Geländes auch noch verramschen und die blühendende Landschaft mit Luxusvillen für das Jet-Set zubetonieren.  Dabei ist Erfurt und Umgebung, im Vergleich zu anderen Orten Thüringens, ohnehin nicht gerade mit der allerschönsten Natur ausgestattet. 

Wie gut, dass es auch in der Landeshauptstadt noch Menschen gibt, die sich im Kleinen für „urbane Freiräume“ einsetzen. In der Krämpfervorstadt, nur etwa 15 Minuten Fußweg vom Anger entfernt, hat die beim BUND angelagerte Aktionsgruppe „Lagune“ bereits 2006 einen interkulturellen Garten geschaffen.  Einst befand sich eine Autowerkstatt auf dem Gelände, das der derzeitige Besitzer den Lagunauten kostengünstig bis auf Widerruf zur Verfügung gestellt hat.  

Dieser öffentliche Naturerfahrungsraum soll es vor allem Kindern ermöglichen – im Gegensatz zu gewöhnlichen Spielplätzen – im kreativen Umgang mit Naturmaterialien, Körpergefühl und Handfertigkeit zu trainieren und beim Rollenspiel mit anderen Kindern soziale Bindungen und Konfliktbewältigung zu erlernen. Die basisdemokratisch organisierte Lagune steht grundsätzlich jedem offen, der sich in irgendeiner Form beteiligen will.  Die Lagunauten bezeichnen sich selbst als „Stadtnaturmenschen mit einer gemeinsamen Idee“. Und Ideen haben diese Leute reichlich. Am 6. August gibt es eine von vielen Veranstaltungen: die „Schmetterlingsnacht“ mit einem Mix aus Musik, Kunst, Pflanzenkunde und interkulturellem kulinarischen Angebot. Auch private Partys im „urbanen Garten“ sind für nur 50 Euro möglich. Wer mehr wissen möchte, kann an jedem ersten Montag im Monat um 20:00 Uhr zum Lagunauten-Stammtisch in die „Offene Arbeit“, Allerheiligen Straße 9, gehen oder jeden Dienstag ab 16:30 Uhr direkt zur Lagune in die Werner-Uhlworm-Straße 9.     

Damit dieses Projekt weiter leben – oder besser noch wachsen – kann, braucht es Verbündete aller Art. Unterstützung finanzieller oder materieller Art ist ebenso gern gesehen wie Schlüssel, die neue Türen in Richtung Ziel öffnen – garantiert nicht ohne Gegenleistung. Dabei kann man den Lagunauten nur viel Erfolg wünschen, denn Erfurt braucht dringend solche Freiräume – am besten in jedem Stadtviertel.                                           

www.lagune-erfurt.de