Oldtimerfieber in Apolda

Als eine Show der Superlative konnte man das 18. Apoldaer Oldtimer-Schlosstreffen vom 3. bis 5. Juni mit Fug und Recht bezeichnen. Zur offiziellen Eröffnung am 4. Juni reisten Fahrer und Fahrerinnen mit zwei-, drei oder vierrädrigen Fahrzeugen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland an.

274 historische Automobile und Motorräder präsentierten sich. Bis zum offiziellen Beginn des Treffens war der Apoldaer Marktplatz ein knatterndes Automeer mit immerhin 188 PKW und 86 Motorrädern. 

Neben einer Menge von historischen Fahrzeugen, darunter auch PS-starke Oldtimer aus den USA und Australien, wurden natürlich die „Oldies“ aus der Region vor und nach 1945 nicht vergessen. Der hohe Stellenwert, den Apoldas große Automobilbautradition  genießt  wurde dokumentiert und gebührend gewürdigt.  In den Jahren 1904 bis 1928 wurden in der Apoldaer Firma „Ruppe und Sohn“ (ab 1912 Apollo-Werke AG) Rennautos der Marken „Piccolo“ und „Apollo“ hergestellt. Aber  auch Fahrzeuge aus anderen ostdeutschen Regionen genossen große Beachtung. Besondere Aufmerksamkeit galt den Fahrzeugen, die zum festen Bestandteil der ehemaligen DDR-Kultur gehören. So berichtete beispielsweise die Fahrerin eines armeegrünen „Trabant”, dass dieser mit seinem Fahrer seit 1972 bis zur Wen- de an der deutsch-deutschen Grenze seinen Dienst tat.  „Die Farbe ist noch im Orginalzustand“, meinte die Besitzerin. Die Eigentümer des leider einzigen  „EMW“ auf der Show, ein jünge- res Ehepaar, berichtete, dass ihr Modell im Jahre 1952 gebaut und somit einer der ersten dieser Serie gewesen sei. Neben „Wartburg“, „Trabant“, „Lada“ usw. konnten die Besucherinnen und Besucher eine besondere Rarität bewundern: den „HORCH – Sachsenring P 240“. Dieser ist einer der noch etwa 20 fahrbereiten Exemplare des 1372mal gebauten „HORCH“ nach dem 2. Weltkrieg (Bauzeit: 1956 bis 1959), davon fünf Cabriolets für die NVA als Paradefahrzeuge und sieben Kombis für die DEFA Babelsberg. 

Das diesjährige Oldtimer-Schlosstreffen stand unter dem Motto: „Oldtimer und Wein an Saale und Ilm“ mit einer touristischen Ausfahrt. Den Oldtimerfreunden boten sich auf der 85 Kilometer langen Strecke phantas-    tische Eindrücke des Weimarer Landes und der angrenzenden Kreise. Das große bunte Rahmenprogramm bei strahlendem Sonnenschein bot beste Voraussetzungen für optimale Geselligkeit. Die ungekünstelte, herzliche Freude der überall an den Dorfstraßen versammelten Bevölkerung hinterließ viel wohlwollendes Staunen bei so manchem Fahrer: „Wenn bei uns mal so ein Event stattfindet, stehen höchstens mal vier oder fünf Leute  herum“, stellten beispielsweise Detlef Rohr und Karl Weinhold aus Fritzlar fest.

Kein steriles Event, keine starre Ausstellung: Das Oldtimer-Schlosstreffen entwickelte sich kontinuierlich zu einem beliebten Volksfest, dessen Teilnehmerzahl jährlich wächst. Waren es 1994 zur Premiere noch 50 Freunde historischer Fahrzeuge, vermeldeten die Veranstalter 2010 die stattliche Zahl von 284 Teilnehmern aus 11 Bundesländern. Veranstaltungsleiter Hans Jürgen Giese freute sich auch in diesem Jahr über die große Anzahl der Teilnehmer. Die ältesten Automobile stammten aus den Jahren 1904 bis 1929.

Foto und Text: 

Reiner von Zglinicki