Liebe geht durch den Magen

In Bad Salzungen hat DIE LINKE im Dezember und Januar ein ganz besonderes Lokal betrieben: Im Restaurant der Herzen kochten Politiker*innen kostenlos für alle. Aber in der Kutscherstube geht es um viel mehr als nur das leibliche Wohl.

Das Restaurant der Herzen ist gleichermaßen großartig wie eine Schande. Großartig, weil es in dunklen Zeiten Menschen, denen es dreckig geht, eine echte Freude macht. Eine Schande, weil es in einem reichen Land überhaupt nötig ist.   Auch schon vor den Krisen durch Pandemie und Krieg kredenzte ein Restaurant der Herzen in der Evangelischen Stadtmission Erfurt von Anfang Dezember bis Ende Januar gutes Essen für Bedürftige.

 

Das Restaurant der Herzen ist offen für alle 

egal welche Herkunft

 

Weil durch die Preisexplosionen viele nur noch am Essen sparen können, hatte DIE LINKE im Wartburgkreis diese Idee aufgegriffen.  Die Landtagsabgeordnete Anja Müller aus Bad Salzungen will „in diesen schwierigen Zeiten ein Gefühl des Zusammenhalts schaffen“. Das Essen ist natürlich kostenlos. Für Müller und DIE LINKE besonders wichtig: „keine Stigmatisierung!“ Das Restaurant der Herzen ist offen für alle  – egal, welcher sozialen, politischen oder kulturellen Herkunft. Einen Offenbarungseid wie beim Sozialamt oder dem Jobcenter muss in der Kutscherstube in Bad Salzungen nicht geleistet werden. Die Küche öffnete erstmals am 2. Dezember und anschließend jeden Freitag, immer von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr. 

 

Keine Konkurrenz zu anderen Gaststätten

 

Anja Müller hatte durch viele Besuche bei der Salzunger Tafel gesehen, wie große die „versteckte Armut“ ist.  Manche Menschen seien aber auch einfach nur einsam. Für sie kann das Restaurant der Herzen ein Ort sein, wo sie sich  austauschen und Kontakte pflegen können. „Das ist ein Angebot in dieser Krise, uns zusammenzusetzen und zusammenzuhalten“, sagt Anja Müller. Das kommt sehr gut an. Sogar in den sozialen Medien gibt es viel Lob und keine Hasskommentare. Es läuft so gut, dass Müller betonen muss: „Das Ganze soll in keinerlei Konkurrenz zu anderen Gaststätten stehen“.

Diejenigen, die das Essen für die Menschen kochen, spenden die Lebensmittel im Vorhinein. Zur Finanzierung gibt es außerdem ein Spendenkonto  und während der Öffnungszeit steht eine Spendenbox, die von einigen Besucher-*innen gefüllt wird“, bekräftigt Sven Schlossarek, Kreisvorsitzender der Linken.

 

Auch der LINKE Bundesvorsitzende steht am Herd

 

Die meisten, die kommen, haben mit der Linkspartei erstmal nichts zu tun. Und zu einer Abenddiskussion über Foucault oder Gramsci würden die wohl auch kaum gehen. Schade nur, dass am 27. Januar das Restaurant der Herzen zum letzten Mal seine Tore öffnet. Dann will sich auch der Bundesvorsitzende der Linkspartei,   Martin  Schirdewan, in der Kutscherstube an den Herd stellen.  Die Begeisterung über das Restaurant ist so groß, dass Anja Müller bereits über eine Weiterführung nachdenkt.

 

Wann kommt der Stammtisch der Herzen?

 

„In dem Restaurant geht es gar nicht ums Essen, sondern um Liebe“, meinte eine Gästin. „Viele kommen gar nicht wegen der Klöße, sondern, um zu quatschen, zu lachen oder weil sie Hilfe beim Wohngeldantrag brauchen. Auch eine Gruppe verwitweter Frauen trifft sich dort regelmäßig. Sind es nicht genau diese niedrigschwelligen Angebote der Linkspartei abhanden gekommen sind? Warum gibt es so was nicht in Erfurt und sei es als Stammtisch der Herzen? Sicher haben nicht alle das Glück, eine leerstehende Gaststätte unter dem Parteibüro zu haben, das auch noch kostenlos genutzt werden kann. Aber wo ein Wille ist ...

 

Das Soziale Zentrum in Bad Salzungen

 

In Bad Salzungen hat sich die Kutscherstube zum „Sozialen Zentrum“ der Stadt entwickelt, findet Müller: „Hier trifft der  Banker auf den Bauhofarbeiter und den Flaschensammler. Zu essen kriegen alle, egal wo sie herkommen“. 

Deshalb will die Landtagsabgeordnete dem Kreisvorstand auch vorschlagen, das Projekt weiter zu führen. Vielleicht als Café der Herzen. Für Spielenachmittage oder doch als Restaurant, wenigstens einmal im Monat. An Ideen mangelt es nicht. Es braucht nur Menschen, die sie umsetzen.