Ein Fest wider den Kommerz

Einen erfrischend bunten Farbklecks gegen den grauen Alltag in der Landeshauptstadt Erfurt setzen die ehrenamtlichen „Kulturflashmobber“ am 14. August auf der „Räuberwiese“ im Brühler Garten.

Es gibt Tage, da kann einen selbst die Stadt Erfurt noch angenehm überraschen. Ein solcher Tag war der 14. August, als der Brühler Garten zum zweiten Mal in eine „Räuberwiese“ verwandelt wurde. Hat die Landeshauptstadt sonst eher einen leicht provinziellen Charakter, war an diesem Nachmittag davon nichts zu spüren. Die „Kulturflashmobber“ riefen und hunderte von Gästen kamen. Das Publikum war dabei so bunt zusammengewürfelt wie das wechselhafte Wetter, vom Kleinkind bis zum rüstigen Senioren, vom Punk bis zum Anzugträger war alles vertreten. Sie alle wurden geeint mittels der durchweg fröhlichen, lachenden Gesichter. Was könnte wichtiger sein in einer Zeit, in der die Menschheit durch die Auswüchse des globalen Kapitalismus tagtäglich am Rande des Abgrunds steht? Auch mit solchen Veranstaltungen kann ein Beitrag geleistet werden, aus dem System auszubrechen.

Auch wenn es keine politische Veranstaltung war, so sandte sie doch ein politisches Signal aus. Geradezu symbolisch hing ein Vogelkäfig mit geöffneter Tür über der Räuberwiese, wohl um an John Lennons berühmten Aphorismus „Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen“, zu erinnern.

Während die meisten Festivals nur noch vom Kommerz beherrscht werden, ist die Räuberwiese erfrischend anders. Auch wenn vielleicht nicht jeder auf die ausschließlich angebotene elektronische Musik stand, so bot sich doch die Gelegenheit, in geselliger Atomsphäre einander näher zu kommen und genau das war auch das Anliegen der Organisatoren, die alle rein ehrenamtlich tätig sind. Der Eintritt in den Brühler Garten war selbstredend frei und alles blieb so friedlich und entspannt, dass kein einziger Polizist gesichtet wurde. Auch die Anwohner äußerten sich bisher durchweg positiv über die Veranstaltung und feierten teilweise sogar mit. Selbst als mitunter heftiger Regen einsetzte, machte sich kaum jemand auf den Heimweg. Ganz im Gegenteil, während die einen Schutz unter den Zelten suchten, nutzen viele den warmen Regen im sonst so kühlen Sommer aus, um zu tanzen. Angesichts der großen Zufriedenheit der Besuchter wird es sicher bald wieder eine Räuberwiese geben, denn Erfurt braucht dringend derartige Angebote einer nichtkommerziellen Gegenkultur, zumal seit der Räumung des besetzten Hauses im Jahre 2009 kein alternatives Kulturzentrum mehr besteht. Vielleicht nehmen sich bald andere die Räuberwiese zum Vorbild, um die Statd mit ihrem eigenen Kulturflashmob zu bereichern.

  

 

Thomas Holzmann