„Die Techniker der ‚Endlösung’“

Am 27. Januar, dem Holocaustgedenktag, wurde in Erfurt der Erinnerungsort „Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“, im früheren Verwaltungsgebäude der Firma am Sorbenweg 7 eröffnet. Geladene Gäste aus Politiker und Gesellschaft. Volkhard Knigge, Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, würdigte das zivilgesellschaftliche Engagement und vergaß auch die Hausbesetzer dabei nicht.

Mit dem Gedenkort Topf & Söhne in Erfurt wird erstmals in Deutschland am authentischen Ort die Mittäterschaft eines Unternehmens bei der Massenvernichtung von Millionen Menschen durch die Nazis dokumentiert. Die Ofenbauer der Erfurter Firma Topf & Söhne statteten die Krematorien der Konzentrationslager aus und versorgten die unterirdischen Gaskammern mit Lüftungstechnik. „Sie wussten, was sie taten, penibel untersuchten sie vor Ort, wie lang die Verbrennung der Leichen dauerte und wie sie optimiert werden konnte. Wie technisch präzise, effizient und gleichzeitig brutal und unmenschlich sie dabei vorgingen, belegt eindrücklich die neue Ausstellung, Techniker der ‚Endlösung’. Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz, im früheren Verwaltungsgebäude der Firma“, so heißt es in der Pressemitteilung der Bundesregierung, deren Kulturstaatsminister Bernd Neumann zusammen mit der Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht den Gedenkort am 27. Januar eröffnet hatte. Er betonte, dass „Täterorte die Verstrickung einer ganzen Gesellschaft in die nationalsozialistischen Verbrechen“ zeigen. Nicht nur große Konzerne, sondern auch kleine und mittelständische Betriebe seien Hitlers wissende Helfer gewesen. Hier würden tiefe Einblicke in Mitwisser- und Mittäterschaft möglich. 


Ergreifender Höhepunkt der Veranstaltung war die durch Schüler des Weimarer Goethegymnasiums in Zusammenarbeit mit dem Erfurter Jugendtheater Schotte gestaltete Szenische Lesung „Technik ohne Moral“ auf der Grundlage von Zeugen- und Verhöraussagen von Mitarbeitern der Firma Topf & Söhne. 


Volkhard Knigge, Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, würdigte das zivilgesellschaftliche Engagement, den Einsatz des Stadtrates Erfurt, von Wissenschaftlern und Abgeordneten – auch von Hausbesetzern – eine „wunderbare, große, breite Bewegung“ für diesen Erinnerungsort. Auch in Zukunft werde „ohne Zivilgesellschaft Erinnerungskultur nicht funktionieren“.


„Der 66. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Au-schwitz-Birkenau durch die Rote Armee mahnt Politik und Gesellschaft, den Erhalt von Gedenkstätten und die Fortführung der Erinnerungsarbeit als wichtiges Ziel zu verankern“, hatte der LINKE-Fraktionschef Bodo Ramelow in einer Presseerklärung zum 27. Januar betont, an dem traditionell auch eine Delegation des Landtags (im Foto unten mit Präsidentin Birgit Diezel und MdL Knut Korschewsky, Landesvorsitzender der LINKEN) in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald Kränze niedergelegt hatte. 


Annette Rudolph