Deutsches Nationaltheater holt Asylbewerber auf die Bühne

Never Land. „Kein Land in Sicht“ heißt das Stück, welches das Deutsche Nationaltheater am 19. November erstmals im Weimarer E-Werk auf die Bühne brachte.

Never Land. „Kein Land in Sicht“ heißt das Stück, welches das Deutsche Nationaltheater am 19. November erstmals im Weimarer E-Werk auf die Bühne brachte: zehn Asyl-Bewerber erzählten ihre dramatischen Geschichten über Krieg, Verfolgung, Flucht und vom Leben im deutschen Asylbewerberheim. Sie berichteten von ihrer paradoxen Situation: Staatenlos, ohne irgendeine Zugehörigkeit, ohne bürgerlichen oder gesellschaftlich legitimierten Status, außer dem der Geduldeten, bewegen sie sich als Fremde. Die 110 Flüchtlinge – unter ihnen 35 Kinder, die im Asylbewerberheim am nördlichen Stadtrand von Weimar leben – haben ihre Familien, ihre Heimat verlassen und hoffen immer noch auf ein besseres Leben, auf ein Land, in dem sie sich wieder heimisch fühlen können. Aber ein solcher Flecken Erde ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Diese Menschen sind täglichen entwürdigenden Auflagen unterworfen, dürfen nicht arbeiten und ein festgelegtes Gebiet nicht unerlaubt verlassen. 

Drei Monate probten die Darsteller für das Stück. Ein schwieriges Unterfangen. Die meisten lernen erst seit wenigen Monaten Deutsch, standen nie zuvor vor Publikum. Aus Asylanten wurden auf der Bühne Menschen. Ein Abend, der den Blick dafür öffnen sollte, dass die vermeintlichen Fremden gar nicht so anders sind. Der in Berlin lebende brasilianische Regisseur Carlos Manuel unterhielt sich mit vielen Bewohnern des Weimarer Asylbewerberheims, interviewte sie, versetzte sich in ihre Lage und entwickelte gemeinsam mit zehn von ihnen den Theaterabend. Die Akteure sprachen, sangen und berichteten auf Arabisch, Dari, Deutsch, Farsi, Französisch, Kurdisch und Türkisch über ihr vergangenes Leben, die Flucht, ihre Lage in Deutschland sowie darüber, was sie  hier sind und wie sie sich fühlen. 

Im Anschluss an die zweite Aufführung am 30. November gab es ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur Carlos Manuel, der Ausländerbeauftragten der Stadt Weimar Ulrike Schwabe, der Leiterin der Flüchtlingssozialberatung Manuela Wenzel und Mitwirkenden der Produktion. Weitere Vorstellungen mit Publikumsgespräch finden am 11. und 27. Dezember um 20:00 Uhr  im E-Werk statt.

    

Foto und Text:

Reiner von Zglinicki