An vorderster Front gegen rechte Netzwerke

Karsten Halbauer kämpft in Ostthüringen gegen ein krudes Bündnis aus Reichsbürgern und Windkraftgegner und fühlt sich von den politisch Verantwortlichen nicht ernst genommen.

Seit 2007 war Karsten Halbauer Vorsitzender der lokalen Jagdgenossenschaft. Dort müssen, alle die eine bejagbare Fläche haben, Mitglied sein. Der Rest wird dann - normalerweise - demokratisch und nach klaren Regeln gemanagt. Aber nicht in Hundhaupten, Kreis Greiz.
„Windkraftgegner, Landratsamt und Reichsbürger der Linie Reuß arbeiten hier Hand in Hand“, schimpft Halbauer. Erst haben sie das Linke-Mitglied rechtswidrig vom Vorsitz der Jagdgenossenschaft „geputscht“, dann wurde Halbauer vom Ministerium wieder eingesetzt, nur um 2023 „legal“ abgewählt zu werden. Schon 2019 haben sich die Windkraftgegner mal eben die Grundbuchdaten aller Eigentümer – nicht nur die der bejagbaren Flächen – unter den Nagel gerissen. Und das ist nur einer von zahlreichen Vorwürfen, die Halbauer erhebt.
Vom Landesdatenschutzbeauftragten fühlt er sich nicht ernst genommen. Der hat trotz umfangreichen Schriftverkehrs sich seit 2020 nicht wirklich gerührt. Halbauers Kampf gegen diese merkwürdigen neurechten Netzwerke, die ihn als Linken und Windkraftbefürworter bekämpfen, scheint generell in Erfurt niemanden so richtig zu kratzen. Dabei hatte er sich in den letzten Jahren an alle möglichen politischen Instanzen gewandt. Da wird erst gut zugeredet, dann aber doch nicht weitergeholfen. Und am Ende wird man als Spinner abgetan.
Es ist kompliziert, rechtlich, aber vor allem politisch. Denn in Greiz herrscht die berüchtigte Landrätin Martina Schweinsburg (CDU). Die hat zwar mit dem Gebaren von Klimawandel leugnenden Reichsbürgern erstmal nichts zu tun, aber mit der einflussreichen Landrätin will sich in Thüringen niemand anlegen. Das erinnert fast ein bisschen an den Fall Gustl Mollath. Der deckte schwarze Kassen bei der Unicredit Bank, landete in der „Klapsmühle“ ehe sich heraus stellte, dass viele seiner Vorwürfe stimmten.
Frust und Depression sind nach jahrelangem, zermürbenden Kampf natürlich nicht überraschend: „Es verletzt mich zutieftst, dass Rechtsradikale so durchmarschieren können, und keinen scheint es zu interessieren.“ Kein Wunder, dass ein stets engagierter Mensch wie Halbauer auf düstere Gedanken kommt, die sich dann auch nicht so leicht vertreiben lassen. „Es wird nichts richtig beantwortet, aber dir in den Arsch getreten. Man bekommt das Gefühl, die sitzen das aus.“ Aussitzen ist aber nicht Halbauers Ding. Zwischenzeitlich hat er sogar auf eigene Rechnung eine Anwältin eingeschaltet, aber sogar die meinte bald nur lapidar: „Sie können mir ja gern weiter 160 Euro die Stunde zahlen, aber ich werde ihnen auch nicht helfen können“.
Wenn schon nicht konkret geholfen werden kann, würde sich Halbauer freuen, wenn einflussreiche Leute, seinen Fall wenigstens mal an die Öffentlichkeit bringen würden. Aber auch darauf wartet er bislang noch vergebens …