„Klimaschutz funktioniert nur mit sozialer Gerechtigkeit“
Ver.di und Fridays for Future haben jetzt eine strategische Partnerschaft. Die Pädagogik-Studentin Antonia Scheffel ist gerade erst über das neue Bündnis „Wir fahren zusammen“ zu Klimaschutz.-Bewegung gekommen. Mit UNZ sprach sie über die Erfolge der Klima-Bewegung, neue Strategien und Bündnisse mit Beschäftigten.
Seit 2019 ist Fridays for Future in Thüringen aktiv. Trotzdem werfen viele der Bewegung vor, sie habe nichts erreicht. Wie siehst du die Erfolgsbilanz der Klimabewegung?
Klimaschutz und Klimakrise sind durch uns einfach viel mehr in die Öffentlichkeit gekommen. An uns kommt man in der Debatte eigentlich kaum noch vorbei. Uns ist aber auch klar geworden, das Appelle an Regierungen und die Gesellschaft alleine nicht reichen. Deswegen haben wir ja auch die neue Kampagne: „Wir fahren zusammen“ gegründet. Damit wollen wir vor allem auch das Thema Gerechtigkeit mehr nach vorne rücken und gleichzeitig neue Bündnispartner gewinnen. Klimaschutz funktioniert nun mal nur mit sozialer Gerechtigkeit.
Wobei man für Fridays for Future Erfurt sagen muss, dass hier von Beginn an „Climate Justice“ also Klimagerechtigkeit sehr wohl auf Transparenten zu lesen war und auch skandiert wurde. Allerdings gehörst du vermutlich zu einer neuen Generation, die noch mal eigene, neue Akzente setzen möchte?
Das stimmt, ich bin gerade erst über die Kampagne „Wir fahren zusammen“ dazu gekommen. Das Thema Gerechtigkeit mag da auf Schildern gestanden haben, aber es ist uns vielleicht nicht ausreichend gelungen, das auch zu transportieren. Ich hoffe, dass das gerade jetzt, durch unsere neuen Bündnispartner (u.a ver.di, IG Metall) endlich auch überall ankommt. Fridays for Future scheint mittlerweile sogar im Mainstream angekommen zu sein.
Besteht da nicht die Gefahr einer gewissen Abnutzung, und muss man da nicht radikaler werden als nur mal einen gemeinsamen Streik mit ver.di zu machen?
In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass wir neue Strategien brauchen. Ziviler Ungehorsam wäre da eine Richtung, aber ich sage: Es gibt auch noch andere Wege! Z.B. eben hier in Erfurt, in Thüringen ganz konkret den öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern.
Wie viele Menschen engagieren sich denn zurzeit für Fridays for Future in Thüringen?
Das ist aufgrund unserer dezentralen Struktur ziemlich schwer zu sagen. Außerdem kommen gerade über „Wir fahren zusammen“ viele neue Leute dazu, so wie ich ja auch. Momentan tut sich recht viel, weil unsere Leute ja auch in vielen anderen Bündnissen mitarbeiten.
Als Klimaaktivistin bekommt man sicher oft auch viel Hass ab. Was war dein bisher schlimmstes bzw. dein bisher schönstes Erlebnis im Kampf für Klimagerechtigkeit?
Was die schlimmen Ereignisse angeht, da können andere Leute, die schon länger dabei sind, sicher viel mehr erzählen. Mir begegnet auf jeden Fall sehr häufig Hass auf Klima- kleber*innen. Sehr positiv erlebe ich dagegen die Zusammenarbeit mit den Beschäftigten der EVAG. Da lohnt es sich auch immer, sich einer Kritik zu stellen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Am Anfang kam uns da ganz viel Skepsis entgegen, aber uns wurde zugehört und dann wurde sehr schnell klar: die Beschäftigten sind dabei. So gelingt es uns auch, mehr Menschen zu gewinnen, die vorher der Klimabewegung skeptisch gegenüber standen oder damit überhaupt gar nichts zu tun hatten. Auf den ersten Blick mag das gar nicht so recht zusammenpassen, aber ich bin mir sicher, es lohnt sich da dran zu bleiben. Wir wollen in Gesprächen nach Gemeinsamkeiten suchen und uns nicht an irgendwelchen Unterschieden aufreiben. Diese Hoffnungen nehmen wir aus der Kampagne auf jeden Fall mit.
Thomas Holzmann