Die AG Cuba Sí feiert am 24. Juli ihren 20. Geburtstag. UNZ sprach mit den Koordinatoren der AG, Miriam Näther, Justo Cruz und Konstantin Seeger.

 Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Erinnern wir uns doch einmal für unsere Leser an die Gründung der AG im Jahr 1991 ...


Justo: Zum 31. Dezember 1990 beendete das neue, vereinte Deutschland einseitig alle Abkommen der DDR mit Kuba. Einer dieser Verträge – 1981 geschlossen – sollte bis zum Jahr 2001 Gültigkeit haben. Durch diesen Vertrag lieferte die DDR jährlich 24 000 Tonnen Milchpulver nach Kuba. In dieser Zeit, als in Deutschland nicht wenige auch den baldigen Zusammenbruch Kubas „voraussahen“, fanden sich in Berlin Kubafreunde unterschiedlichster Couleur zusammen und berieten, wie man der sozialistischen Insel helfen könnte. Das war die Geburtsstunde von Cuba Sí und der Beginn der Spendenkampagne „Milch für Kubas Kinder“. Sie hatte sofort große Resonanz. Mit den Spendengeldern kaufte Cuba Sí das in Kuba jetzt so dringend benötigte Milchpulver und organisierte die Lieferungen auf die ­Insel.


Miriam: Aber nicht nur Geld wurde gespendet: Viele Sachspenden für Krankenhäuser, Betriebe und Institutionen wurden aus den „abgewickelten“ DDR-Betrieben zusammengetragen; so entstand unsere zweite Kampagne „Kuba muss überleben“. Mehrere Solidaritäts­container gehen jedes Jahr per Schiff auf die Reise nach Kuba. Für diese Kampagne startete Cuba Sí auch besondere Spendenaktionen. Einige Beispiele seien hier genannt: der Kauf von Bussen für Santiago de Cuba, von 3 Mähdreschern für die Soja-Ernte oder der Kauf von Computertechnik für kubanische Verlage. Anfang 2000 schickten wir drei neue, komplett ausgestattete Krankenwagen nach Kuba. Und im Februar dieses Jahres haben wir in unserem Projekt in Havanna einen Bulldozer übergeben. Dieser wird helfen, landwirtschaftliche Nutzflächen zurückzugewinnen und in fruchtbares Ackerland zu verwandeln. Außerdem unterstützte und unterstützt Cuba Sí mehrere Kulturprojekte in Kuba.


Konstantin: Auch nach Naturkatastrophen leistet Cuba Sí immer wieder finanzielle und materielle Hilfe. Nach den schweren Wirbelstürmen des Jahres 2008 z. B. überwies Cuba Sí 340 000 Euro als Soforthilfe, dazu schickten wir per Container noch 15 Tonnen Baumaterial und Werkzeug im Wert von 100 000 Euro.


Und all das wird aus Spenden finanziert?


Miriam: Ja! Cuba Sí finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Und wir möchten – auch im Namen unserer kubanischen Partner – all denen herzlich danken, die uns in all den Jahren so tatkräftig unterstützt haben. Der Leiter unseres Projektes in Pinar del Río, José ­Trujillo, sagte einmal: „Eure kleine Truppe leistet mehr Hilfe für Kuba als so manch reiche Regierung!“


Justo: Unbedingt erwähnen möchte ich auch unsere vielen fleißigen ehrenamtlichen Helfer, die so manchen Abend oder manches Wochenende für Cuba Sí „spenden“. Unsere AG hat derzeit rund 40 Regionalgruppen in der gesamten Bundesrepublik, auch hier in Dresden.


Muss man in der LINKEN sein, um bei Cuba Sí mitzumachen?


Konstantin: Nein, die Mitarbeit bei Cuba Sí ist nicht an eine Parteimitgliedschaft in der LINKEN gebunden – zu uns haben auch parteilose Kubafreunde, Mitglieder der DKP und Mitglieder aus verschiedenen sozialen Initiativen gefunden. Und wir freuen uns über jeden neuen Compañero, der Kuba unterstützen möchte.


Welche Projekte realisiert Cuba Sí augenblicklich?


Justo: Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht natürlich die Kampagne „Milch für Kubas Kinder“. Mit Spenden Milchpulver zu kaufen, war wichtig, aber eine Überwindung der Abhängigkeit von Importen konnte so nicht erreicht werden. Gemeinsam mit verschiedenen kubanischen Institutionen und mit wissenschaftlicher Betreuung aus Deutschland startete Cuba Sí 1993 in der Provinz Havanna ein Pilotprojekt zur weideabhängigen Milchproduktion. Ziele dieses ersten Projektes waren auch die Nutzung alternativer Energiequellen, die Entwicklung der sozialen Infrastruktur und der Bau von Wohnungen. So wurden mit Spendengeldern die dortige Tamara-Bunke-Schule und die gleichnamige Poliklinik in der Region des Projektes saniert. Unsere Kampagne „Milch für Kubas Kinder“ erhielt mit diesem Projekt eine neue Qualität.


Miriam: Bis heute hat Cuba Sí schon elf Projekte in der kubanischen Landwirtschaft abgeschlossen – sie werden jetzt von den Mitarbeitern dort in Eigenregie erfolgreich und rentabel weitergeführt. Ziel ist es dabei stets, ökonomisch und ökologisch nachhaltig zu wirtschaften und regionale Kreisläufe aufzubauen. Neben der Steigerung der Milcherträge geht es um die Erweiterung der landwirtschaftlichen Produktpalette an Obst, Gemüse und Fleisch. Einige Projekte davon haben in ihren Regionen ebenfalls eine Pilotfunktion. Unsere Projekte dauerten in der Regel drei Jahre und wurden mit je 300 000 CUC unterstützt (1 CUC, konvertibler kubanischer Peso, entspricht ca. 0,80 Euro). Zurzeit realisiert Cuba Sí vier Projekte: in der Provinz Havanna, in Pinar del Río, in Guantánamo und in Sancti Spíritus. Diese vier Projekte werden auf Wunsch der kubanischen Seite gerade um zwei Jahre verlängert, um die Nachhaltigkeit des Erreichten zu sichern und so einen stabilen Beitrag zur Ernährungssouveränität des Landes zu leisten. Unsere Arbeit trägt also auch dazu bei, die Abhängigkeit Kubas von teuren Lebensmittelimporten zu reduzieren und wertvolle Devisen zu sparen.


Wie wird die Hilfe von den kubanischen Menschen angenommen?


Konstantin: Einmal im Jahr besichtigen wir die Fortschritte auf unseren Projekten. Und es ist immer wieder ergreifend, wenn uns die Arbeiter voller Stolz ihr saniertes Wohnhaus, das neue Dach für den Rinderstall, den renovierten Speisesaal oder einen neuen Computer zeigen. Die Kubaner sind für diese Solidaritätsarbeit sehr dankbar. Und manchmal sind es die für uns ganz „normalen“ Dinge, die große Freude auslösen – eine Werkzeugkiste, Arbeitskleidung, ein Fahrrad ...


Wie können wir von der Partei DIE LINKE und unsere Sympathisanten Cuba Sí weiter unterstützen?


Justo: Zuerst hilft natürlich jeder Euro in der Spendenbox, jeder Spenden-Dauerauftrag. Wichtig ist aber auch die politische Arbeit hier in Deutschland – noch immer gibt es die US-Blockade und den „Gemeinsamen Standpunkt“ der EU, der eine Normalisierung der Beziehungen an die Aufgabe der sozialistischen Errungenschaften knüpft, und noch immer sitzen die Cuban Five in US-amerikanischen Gefängnissen. Wir kämpfen in unserer politischen Solidarität dafür, dass Kuba auch weiterhin seine Entwicklung als souveräner und eigenständiger Staat selbst bestimmt. Und wir tragen mit unseren Möglichkeiten bei, ein realistisches Bild von Kuba zu zeichnen, mit Veranstaltungen, Infomaterial, Stellungnahmen und Leserbriefen ...


Konstantin: Auch innerhalb der Partei DIE LINKE dürfen wir nicht nachlassen, den Gedanken der Solidarität wachzuhalten – Solidarität und Internationalismus müssen starke Säulen einer linken Politik bleiben.


Miriam: Nicht verzichten können wir bei unserer Arbeit auf die tatkräftige Unterstützung von Kubafreunden, die sich in unseren Regionalgruppen in ganz Deutschland einbringen können – nicht nur bei der Organisation eigener Veranstaltungen, sondern auch durch das Sammeln materieller Spenden, die in Solicontainern auf die Reise zu unseren Milchprojekten gehen. Die Kontakte vermitteln wir gern.


Cuba Sí (weitere Infos: www.cuba-si.org)



Wer Kuba unterstützen möchte:

Sonderspendenkonto beim Parteivorstand DIE LINKE/Cuba Sí, Konto-Nummer: 13 2222 10, Berliner Sparkasse, BLZ: 10050000, Verwendungszweck für unsere Solidaritätskampagnen bitte immer angeben: „Kuba muss überleben“ oder „Milch für Kubas Kinder“.