Das haben uns viele nicht zugetraut

Nach fünf erfolgreichen Jahren als Ministerpräsident haben wir Bodo Ramelow sehr persönliche Fragen gestellt, nicht nur nach seinen Wünschen, sondern auch worüber er lacht und worüber er sich ärgert.

Über welche Situation – oder Person –  hast du dich am meisten geärgert?

 

Ich ärgere mich, wenn Dinge nicht so schnell voran gehen, wie ich es mir wünschen würde. Dann bin ich ungeduldig und unduldsam. Aber mir geht es dabei immer um die Menschen, die auf uns und diese Regierung setzen und die sich Lösungen erhoffen.

 

Worüber konntest du besonders herzhaft lachen? 

 

Beim Kindergipfel zuletzt in Nordhausen konnte ich herzhaft mit den Kindern und Jugendlichen lachen und scherzen. Das hat mir Freude gemacht, gemeinsam mit ihnen darüber zu reden, wie wir ihre Zukunft mit ihnen gestalten.

 

Was hat dich besonders traurig gemacht?

 

Mich macht es traurig, wenn wir Chancen nicht nutzen, nicht nutzen können oder wollen. Ein Beispiel: Traurig macht mich, wenn jemand abgeschoben wird, der in Thüringen erfolgreich integriert wurde.

 

Welcher politische Erfolg von R2G war für dich persönlich der Wichtigste?

 

Der wichtigste politische Erfolg war, dass es den drei Parteien gelungen ist, über fünf Jahre hinweg, auf Augenhöhe miteinander zusammenzuarbeiten. Das haben uns viele nicht zugetraut. Und genau diese Zusammenarbeit von drei gleichberechtigten Partnern in der Koalition hat es möglich gemacht, dass wir viele politische Projekte erfolgreich gestalten konnten: Wir haben zwei Kindergartenjahre beitragsfrei gestellt, wir haben über 1.000 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt, mehr Polizistinnen und Polizisten, wir haben über eine Milliarde Euro Schulden abgebaut, wir haben daran gearbeitet, Thüringen sozialer und gerechter zu gestalten.

 

Gibt es etwas aus den letzten fünf Jahren, das du heute anders machen würdest?

 

Natürlich! Nicht in den Grundlinien, ich denke, aber ab und an im Detail. Bei dem Thema „Gebietsreform“ hätten wir geduldiger sein können, mehr erklären müssen. Trotzdem haben wir auch bei diesem Thema am Ende erreicht, dass sich mehr als die Hälfte der Gemeinden  neu organisiert haben. Wir haben also auf dem Weg gelernt. Was kann es Besseres geben?

 

Welches politische Anliegen möchtest du unbedingt in Thüringen noch umsetzen?

 

Ich würde gern noch erleben, dass wir eine Kindergrundsicherung einführen und Kinder nicht mehr Bittsteller sind, sondern jedes Kind, unabhängig vom Einkommen seiner Eltern, gefördert werden kann und alle gleiche Ausgangsbedingungen haben. Das wäre auch wichtig für Thüringen.

 

Wenn du 3 Wünsche frei hättest, welche wären das? 

 

1.  Ich hätte gern mehr Zeit für und mit meiner Frau.

 

2.  Ich würde mir wünschen, dass unserem Attila noch viele Jahre beschieden sind und ... 

 

3. Ich wünsche mir Frieden, das ist die Basis für alles.

 

Hat dich das Amt persönlich verändert und wenn ja wie?

 

Ich weiß nicht, ob mich das Amt verändert hat. Es ist eine neue Aufgabe gewesen, in die ich hineinwachsen musste. Ich repräsentiere den Freistaat Thüringen. Das ist erkennbar etwas anderes, als etwa Oppositionsführer zu sein. Manche meinen, das Amt hätte mich verändert, aber ich denke, das Amt erfordert Demut und Respekt, denn ich bin der Ministerpräsident aller Menschen in Thüringen, egal ob sie mich gewählt haben oder nicht.

 

Wann gehst du mit Jan Böhmermann Pilze sammeln? 

 

Diese Frage müsst ihr Jan Böhmermann stellen. Ich warte auch auf einen Terminvorschlag.

 

 

 

Für die Beantwortung der Fragen dankt Thomas Holzmann