Solidarische Zusammenarbeit und kritische Auseinandersetzung

Mit diesem Ansatz wollen die KandidatInnen des linksparteinahen Jugendverbandes [‘solid], Kati Grund und Christian Schaft, die Kooperation mit der Linkspartei verbessern. Natürlich haben die beiden dabei ihre ganz eigenen Vorstellungen.

Auf dem Landesjugendtreffen vom 18.-20. Oktober hat die Linksjugend [’solid] Thüringen euch beide als JugendkandidatInnen für die Landtagswahl nominiert. Stellt euch doch mal kurz vor:

 

Kati: Mein Name ist Kati Grund. Ich bin gelernte Veranstaltungskauffrau, wohne in Erfurt und bin Katzenbesitzerin. Geboren wurde ich vor 31 Jahren in Chemnitz, damals hieß es noch Karl-Marx-Stadt.

 

Christian: Ich, Christian Schaft, auch einigen besser bekannt als Schafti, studiere mit meinen 22 Jahren Kommunikationsforschung im Master an der Uni Erfurt. Aktiv bin ich zudem immer noch im Wartburgkreis, wo ich in Bad Salzungen geboren wurde und in Barchfeld-Immelborn ebenfalls zu Hause bin. 

 

Eure Biographien sind sehr unterschiedlich und trotzdem führt ein gemeinsamer Weg hierher. Wie seid Ihr eigentlich zum Jugendverband und zur Partei gekommen?

 

Christian: Politisiert wurde ich 2006. Damals stand die Schließung meiner Schule in Bad Liebenstein im Rahmen der Schulnetzplanung des Wartburgkreises zur Debatte. Die langen Wochen des politischen Hängen und Würgens, die Proteste und Diskussionen mit den SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen gaben mir das Gefühl, politischen Entscheidungen als Jugendlicher ausgeliefert zu sein. Das bewegte mich dazu, aktiv den Weg in politische Strukturen zu suchen. Mit 16 Jahren, sprich 2007, bin ich daher in die Partei und den Jugendverband eingetreten. Dass ich die Entscheidung getroffen, habe in DIE LINKE und die Linksjugend einzutreten, ist nicht ganz unwesentlich das Ergebnis der politischen Prägung durch meine Familie.

 

Kati: Als ich frisch nach Jena gezogen war, dachte ich mir, dass ich durch ein Hobby oder einen Verein am ehesten Anschluss finden würde. Ein Sportverein, ein Karnevalsverein oder eine Tanzgruppe kam damals für mich nicht in Frage, deshalb und weil ich mich gesellschaftspolitisch einbringen wollte blieb eigentlich nur eine Partei übrig. Da ich bereits in Chemnitz der alternativen Szene angehörte, stand daher für mich auch nicht zur Debatte, welche Partei das sein sollte. Das war Ende 2002. Im Januar 2003 erhielt ich dann meinen Parteiausweis. Über die damalige ['solid]-Gruppe in Jena fand ich dann auch schnell Anschluss an den Jugendverband.

 

Ich kenne euch nun auch schon eine ganze Weile durch euer langjähriges ehrenamtliches Engagement. Warum habt ihr euch nun entschieden, euch vom Jugendverband für die Landtagswahl nominieren zu lassen?

 

Christian: Meine bisherigen politischen Erfahrungen mit den sozialen Kämpfen und Konflikten im Rahmen meiner Arbeit in den Gremien der studentischen Selbstverwaltung und darüber hinaus in der antirassistischen Arbeit, waren  entscheidende Beweggründe, mich als Kandidat für den Jugendverband einsetzen zu lassen und deren Stimme im parlamentarischen Prozess vertreten zu wollen. Ob ich den Anforderungen und Erwartungen des Jugendverbandes an eine Kandidatur, denen ich mir bewusst war, gerecht werden kann, war aber eine Frage die mich lange beschäftigt hat. Mit Rückblick auf die Arbeit im Jugendverband und den erfahrenen Rückhalt in den Strukturen sowie ermutigenden Gesprächen mit Verbandsmitgliedern, wurde mir aber klar, für die Linksjugend möchte ich gerne diese Aufgaben wahrnehmen. 

 

Kati: Ich möchte die Zusammenarbeit von Jugendverband und Fraktion weiter ausbauen. Mit dem offenen Jugendbüros RedRoXX von Matthias Bärwolff und Susanne Hennig und dem „Haskala“ von Katharina König wurden in den vergangenen Jahren bereits erste grundlegende Schritte getan. Diese Arbeit möchte ich gern weiterführen und an manchen Punkten auch verbessern. Außerdem braucht die nächste Fraktion jemanden, der sich um die klassische Jugendpolitik kümmert. Als LINKE brauchen wir starke Netzwerke mit wichtigen jugendpolitischen Akteuren in Thüringen, ich denke da zum Beispiel an die DGB-Jugend, aber auch an viele andere.

 

Mal angenommen, die Gremien und die Vertreterinnen und Vertreter der Kreise schließen sich der Nominierung des Jugendverbandes an. Wie wollt ihr euch, im Falle einer erfolgreichen Wahl, in die Arbeit der Fraktion einbringen?

 

Kati: Ich möchte ein Bindeglied zwischen Jugend und Fraktion sein. Somit möchte ich Themen und Projekte der Fraktion in den Jugendverband tragen, aber andersherum auch Themen und Anliegen der Parteijugend in die Fraktion einbringen. Ebenso möchte ich mich innerhalb der Fraktion auch für eine stärkere Bindung an außerparlamentarische Bewegungen und Prozesse einsetzen.

 

Christian: Bildungs- sowie Migrations- und Asylpolitik und deren verschiedene Facetten wie Inklusion, Antidiskriminierung und Diversität, sind derzeit die Themenfelder mit denen ich mich im Rahmen meiner politischen Tätigkeiten intensiv und gerne auch in der Landtagsfraktion weiter auseinandersetzen möchte. Vor allem möchte ich aber auch vorrangig versuchen, die Themen und Inhalte des Jugendverbandes in die Arbeit der ganzen Fraktion einzubinden. Als möglicher Jugendabgeordneter ist es mir ein besonders wichtiges Anliegen, dass die Inhalte, die der Jugendverband, insbesondere der Landesarbeitskreise, in der parlamentarischen Arbeit der LINKEN Fraktion im Thüringer Landtag Beachtung finden.

 

Nicht nur die zukünftige Fraktion, sowie die Kreisverbände werden Anforderungen an euch stellen, auch der Jugendverband wird sicher das eine oder andere wollen. Welche Aufgaben seht ihr als mögliche Jugendabgeordnete? 

 

Kati: Wie bereits erwähnt, ist in meinen Augen die wichtigste Aufgabe, das Zusammen- wirken von Fraktion und Jugendverband zu optimieren, indem erst einmal eine grundlegende Kommunikationsstruktur zwischen beiden Organen geschaffen wird. Daneben ist es natürlich genauso wichtig, Jugendliche zu politisieren und an die Partei  heranzuführen und diese zu organisieren. Außerdem will ich ein offenes Büro, dass immer eine Anlaufstelle für außerparlamentarische linke Strukturen ist, um diese durch Räumlichkeiten und bereitgestellte Infrastruktur zu unterstützen.

 

Christian: Eine enge Verbindung mit dem Jugendverband und den Strukturen ist in meinen Augen die wichtigste Aufgabe die ich mit dem möglichen Mandat in Verbindung bringe. Die Linksjugend hat sich selbst in ihrem Bundesprogramm den Anspruch gegeben, „Kritik gegenüber der Partei DIE LINKE genauso zu üben wie eine solidarische Zusammenarbeit“. Genau diesem Ansatz entsprechend möchte ich für den Verband und die Fraktion arbeiten. Dazu gehört eine transparente und intensive Zusammenarbeit sowie Kommunikation zwischen Jugendverband und Landtagsfraktion. Der Erhalt von Jugendbüro’s spielt dabei in meinen Augen eine zentrale Rolle. 

 

Ich bedanke mich für das Gespräch. Zum Schluss noch ein Wunsch von euch  beiden für das nächste Jahr?

 

 

Kati: Ich wünsche uns erfolgreiche Wahlkämpfe mit möglichst wenig Regen.

 

Christian: Ich wünsche mir einen genauso engagierten Wahlkampf des Jugendverbandes und der Partei zu den anstehenden Wahlen, wie zu den Bundestagswahlen in diesem Jahr. 

 

 

 

Das Interview führte Robert Richter