Frauen*rechte zum halben Preis

Ob im Fernsehen, der Zeitschrift oder extra groß am Straßenrand: sexistische Werbung ist und war schon immer überall und penetrant. Dabei ist das Problem kaum gering, wir dürfen die Wirkung und Folgen sexistischer und geschlechtsspezifischer Darstellungen nicht unterschätzen.

Von Celine Heß

 

Ob im Fernsehen, der Zeitschrift oder extra groß am Straßenrand: sexistische Werbung ist und war schon immer überall und penetrant. Unternehmen nutzen schamlos Rollenbilder und ein übersexualisiertes Frauen*bild, um möglichst viel Gewinn zu generieren und im Prinzip hat sich das nicht verändert, nur scheint sich noch immer kaum einer daran zu stören. Dabei ist das Problem kaum gering, wir dürfen die Wirkung und Folgen sexistischer und geschlechtsspezifischer Darstellungen nicht unterschätzen. Ein übersexualisiertes Frauen*bild ist auch grundlegend für die Diskriminierung und sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen. Wird ein Model in Dessous gezeigt, um sie zu bewerben, dann ist das sexy. Steht dieses in ihren Dessous allerdings neben einem Kasten Bier und geht es nur um den, sprechen wir von Sexismus. Der Unterschied ist grundlegend. Bei Zweiterem handelt es sich nämlich lediglich um Blickfangwerbung. Es gibt keinerlei Bezug zu dem eigentlichen Produkt, hier das Bier. Das Model, in den meisten Fällen eine Frau, wird zur Dekoration und mit einer gewissen Verfügbarkeit assoziiert, wie das Produkt neben ihr. Werbung gehört zu unserem Alltag, wir sind ihr dauerhaft ausgesetzt, auch wenn es uns nicht passt. Umso schlimmer also, wenn sie Geschlechtsstereotype verfestigt oder überhaupt erst konstruiert. Vor allem jungen Menschen werden falsche Werte und Bilder vermittelt, geschlechtsdiskriminierende Werbung und auch Gendermarketing verschärfen Gesellschaftsbilder und vergrößern nur die Kluft zwischen zwei Geschlechtern, deren alleinige Exis-tenz und tatsächliche Notwendigkeit wir als Linksjugend ablehnen. Jeder Mensch soll seine Geschlechtsidentität ausleben und keinem die eigene Darstellung verboten werden, es geht um einen gesamtgesellschaftlichen Kontext. Jeden Tag lernen Frauen* und auch Männer durch Werbung, dass sie nicht schön genug aussehen, nicht schlank genug und nicht sexy genug sind. Die körperliche Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl können stark geschädigt werden und Sozialisation, das Verhalten und die Psyche werden beeinflusst. Wenn wir patriarchale Verhältnisse, die aktiv weitere Missstände und soziale Ungerechtigkeit schaffen, überwinden wollen, dann müssen wir sexistische Werbung als solche erkennen, die Darstellung reflektieren und endlich ein Verbot aussprechen. Das ist kein Zeichen von Spießigkeit oder Prüderie, wie es Heiko Maas bei dem Versuch eines solchen Gesetzesentwurfs und vermutlich jeder* und jedem Feminist*in wenigstens ein Mal vorgeworfen wurde. Das Verbot diskriminierender, frauen*feindlicher und sexistischer Werbung ist vor allem eins: der Schritt in eine richtige Richtung und deshalb dringend notwendig.