Die CSD-Saison in Deutschland ist fast vorbei – was bleibt?

Noch immer müssen homosexuelle Menschen für ihrer Rechte kämpfen, doch es nährt sich der Verdacht, das der CSD nur ein Party ohne politischen Anspruch ist.

Fast jedes Wochenende fand in den vergangenen Monaten in großen aber auch in kleineren Städten der so genannte Christopher Street Day (CSD) statt. Ursprünglich soll mit diesen Veranstaltungen an einen Aufstand der Schwulen erinnert werden, welche 1969 in New York am Stonewall erstmals auf die Straße gingen, weil sie staatlicher Repression auf Grund ihrer sexuellen Orientierung ,aber auch ihrer alternativen Lebensweise ausgesetzt waren. Doch was davon ist geblieben? 

Gerade die CSD-Veranstaltungen in den selbsternannten Homosexuellen-Hochburgen wie Köln oder Berlin gleichen mehr einer reinen Feierveranstaltung. Von politischen Hintergründen, geschweige denn ernsthaft gemeinten Forderungen, ist sehr wenig zu vernehmen. Manche Menschen erscheinen fast so, als wollten sie einen Orden dafür haben, dass sie nicht heteronormativ leben. Er wird sich deutlich und absichtlich vom Rest der Gesellschaft abgegrenzt. Ist das der richtige Weg? 

Wäre es nicht viel wichtiger, im Alltag jeglicher Diskriminierung entgegenzutreten und immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass allein die sexuelle Orientierung nicht alles ist, was einen Menschen ausmacht – ein Mensch aus viel mehr Facetten besteht?! Das erscheint mir persönlich sinnvoller als sich ganz bewusst abzugrenzen.

Dennoch werden nach wie vor homosexuelle Männer vom Blutspenden ausgeschlossen, sind die Opfer der Strafverfolgung in DDR und BRD aufgrund ihrer Homosexualität nicht rehabilitiert, sind alternative Lebensgemeinschaften nicht in Schulbüchern aufgenommen und die Ehe auch noch nicht für heiratswillige gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. 

Und genau um diese gesetzlichen, aber auch gesellschaftlichen Mauern als Zeichen der Abgrenzung zum Einsturz zu bringen, sollten gerade die Christopher Street Days auf die praktizierte Ungleichbehandlung aufmerksam machen, statt sich selber zu feiern. Nur zusammen mit den Menschen, die tagtäglich gegen die Ausgrenzung aller benachteiligten Gesellschaftsgruppen kämpfen, wird es irgendwann möglich sein, die bestehende Diskriminierung zu minimieren. Und dann hat man wirklich einen Grund zu feiern.

Jenny Renner