Eine optimale Verbindung zwischen Landes- und Kreisebene

Zur Sache

Notizen von Thomas Holzmann über Ute Lukasch, Regionalmitarbeiterin für DIE LINKE in den Kreisen Altenburg, Greiz und Gera

An ihrem 18. Geburtstag, den 22. August 1979, trat Uta Lukasch in die SED ein. Sie folgte damit einer kleinen familiären Tradition, denn schon ihre Oma war Parteisekretärin. Doch mit den, gerade in der Endphase der DDR, stark verkrusteten Staats- und Parteistrukturen hat die quirlige Ute Lukasch nichts gemeinsam. Aktiv war sie als junge Erwachsene auch in der Gewerkschaft und als FDJ-Sekretärin in einem Großhandelsbetrieb. Ihr politisches Engagement im Interesse der Menschen begann aber schon vor ihrer „Parteikarriere“.  Ute Lukasch wuchs im Gebiet des Braunkohletagebaus rund um Markkleeberg auf. Durch den Abbau entstand ein riesiges Loch, heute ist es der Cospudener See, ein für den Raum  Leipzig äußerst beliebtes Naherholungsgebiet. Die Behörden entschieden damals, den entstandenen See als Trinkwasserreservat zu nutzen. „In Markkleeberg gab es aber kein Schwimmbad und so sind wir als Jugendliche zum Schwimmen dorthin gegangen. Natürlich kam gleich die Polizei, um uns am Baden zu hindern. Das wollten wir nicht hinnehmen und haben spontan einen Sitzstreik organisiert. Wir haben alles an Schülern und Eltern mobilisiert und auch noch die ganze Gartenanlage, die direkt angrenzte und deren Bewohner natürlich auch ein großes Interesse an dem See hatten“, erzählt Ute Lukasch auch heute noch sichtlich amüsiert. Solche Geschichten lassen das Weltbild von so manchem alten Kalten Krieger zusammenbrechen. Ziviler Ungehorsam und das auch noch erfolgreich, so etwas war vielleicht nicht der Alltag in der DDR, aber es war möglich. „Ich kann mich nicht erinnern, dass die Stasi kam und jemanden verhaftet hat oder es sonst irgendwelche Repressionen gab. Schon gar nicht von der Polizei, die wollte ja eigentlich selber schwimmen. Wir hatten am Ende sogar den Bürgermeister hinter uns, der sich gegen die zuständige Bergbaubehörde durchgesetzt hat. Am Ende hat man eine Hälfte mit Strand zum Baden freigegeben und die andere Hälfte dem Anglerverein überlassen.“ Diese Aktion war ein Fingerzeig für Ute Lukasch, dass es möglich ist, Veränderungen zu erreichen, damit es gerechter zugeht. Gerechtigkeit ist überhaupt ein wichtiger Faktor in ihrem Leben. Schon in ihren Zeugnisse stand immer: „Ute verfügt über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“. Es gibt wahrlich schlechtere Beurteilungen. „Wenn jemand in der Schule auf die Kleinen eingedroschen hat, habe ich mich immer sofort eingemischt und gesagt: so geht das nicht!“ So hat sie sich schon von Kindesbeinen an für Schwächere eingesetzt. Das hat auch familiäre Gründe, denn ihre jüngere Schwester und ihre Eltern hatten mit schweren Krankheiten zu kämpfen. 


Kurz vor der Wende zog sie von Leipzig zu ihrem Mann nach Schmölln und fand einen neuen Job in der SED-Kreisleitung. Zu den Montagsdemos in Leipzig ist sie zuvor nie gegangen, auch wenn ihr bewusst war, dass so manche Dinge in der DDR verändert werden mussten. „Ich habe immer gesagt, nicht die Menschen müssen sich ändern, sondern die Parteileitung. Ich war immer kritisch und habe viel genölt und gemeckert. Als ich auf der Kreisparteischule war, habe ich gesagt, es ist Schwindel, was wir machen. Einerseits wurde gesagt, die Pläne sind übererfüllt, aber die Leute bekamen nur 85 Prozent der Jahresendprämie. Die Probleme hab ich klar gesehen, aber als dann die Wende so schnell kam, hatte ich schon auch Angst davor. Mir war immer bewusst, dass Marx Recht hat und an das Märchen, im angeblich Goldenen Westen würde einem alles geschenkt, habe ich nie geglaubt.“ 

In den ganzen Wirrungen der Wendezeit endete zunächst auch das politische Engagement von Ute Lukasch. Sie ist zwar nie offiziell aus der Partei ausgetreten, hat aber keinen Mitgliedsbeitrag gezahlt und es kam auch nie jemand, um ihn zu kassieren. Trotzdem hat sie immer die Entwicklung der PDS verfolgt, bis zum berüchtigten Geraer Parteitag 2002, kurz nach der verlorenen Bundestagswahl, welche die PDS den Fraktionsstatus kostete. „Ich habe damals vor dem Fernseher gesessen und mich aufgeregt, bis mein Mann sagte: höre auf nur rumzumeckern und mache endlich was! Darauf habe ich gesagt, wenn ich das mache, dann richtig und das heißt, ich bin oft nicht da. Damit war er einverstanden.“ Gleich am Montag Morgen nach dem Parteitag ging sie zu einer befreundeten Versicherungsmaklerin, von der sie wusste, dass sie in der PDS aktiv ist und bestand  darauf, sofort beitreten zu wollen, bzw. ihre offiziell nie beendete Mitgliederschaft wieder aufzunehmen. Damit war sie die erste, die in Schmölln nach 1990 der Partei beitreten wollte, entsprechend gab es nicht mal ein Formular dafür. Aber von solchen Nebensächlichkeiten lässt sich Ute Lukasch nicht aufhalten. So landete sie zunächst in der Ortsgruppe von Schmölln, anschließend im Kreisvorstand von Altenburg, ehe sie sich 2004 im Landtagswahlkampf für Michale Sojka engagierte. Zu dieser Zeit war sie arbeitslos, machte sich nebenberuflich mit einer kleinen Reinigungsfirma selbständig – alles andere als ein Traumjob, aber Arbeit. Das Angebot von Michaele Sojka, sie im Bürgerbüro Schmölln als Wahlkreismitarbeiterin einzustellen, nahm sie 2004 dankend an. Nach der letzten Landtagswahl  kam es zu Umstrukturierungen, auch durch die 14 von der LINKEN gewonnen Direktmandate  und dem Einzug von Grünen und FDP. Obwohl DIE LINKE im Vergleich zu 2004 mehr Stimmen geholt hatte, konnte Michaele Sojka das Schmöllner Büro nicht mehr mit einer ständigen Mitarbeiterin besetzen. Zu dieser Zeit erfuhr Uta Lukasch, dass der Regionalmitarbeiter Wolfgang Heise in Altersteilzeit geht. „Ich habe sofort gesagt: Parteiarbeit wäre auch etwas für mich. Daraufhin hat Michaele Sojka die Landesgeschäftsführerin Katrin Christ angerufen und sie hat sofort und ungesehen zugestimmt.“  

Die tägliche Arbeit als Regionalmitarbeiterin könnte unterschiedlicher kaum sein. Während Altenburg und Greiz eher ländlich geprägt sind, ist die Stadt Gera wieder etwas ganz anderes, mit eigenen, spezifischen Aufgaben. Natürlich ist Ute Lukasch auch hier mit vollem Einsatz dabei. Sie hat sich selbst die Pflicht auferlegt, an allen Vorstandssitzungen der drei Kreise teilzunehmen. „Ich versuche immer, meine Aktivitäten so zu koordinieren, dass eine optimale Verbindung zwischen Landes- und Kreisebene besteht.“ Dabei bringt sie ihre ganz eigenen Ideen ein. So hat sie zu den Aktionen im Heißen Herbst eine Strohpuppe gebastelt, die bei den Kampagnen gegen das Sparpaket oder gegen die Kopfpauschale Verwendung findet und mit entsprechenden Losungen ausgestattet werden kann.  


Der ihr schon in der Schule attestierte Gerechtigkeitssinn macht sich heute auch politisch bemerkbar und so engagiert sich Ute Lukasch ganz besonders für die Schwächeren in der Gesellschaft. Konkret sind das vor allem ALG-II-Empfänger und Senioren. Die Ausbeutung von Arbeitslosen ist ihr ein besonderes Dorn im Auge. Durch ihre Mitgliedschaft in der  Hartz-IV-Selbsthilfegruppe „ImARGEN“ weiß sie ganz genau, wovon sie spricht. „Egal ob man das SAM, ABM oder Bürgerarbeit nennt, es ist Betrug! Bei der Bürgerarbeit wurde den Leuten 1.000 Euro im Monat versprochen, die nicht einer von ihnen bekam. Die meisten bekamen nur 675 Euro und das Brutto. Ein Frau, die Hartz IV bezieht und noch nebenbei putzen geht, kriegt unter dem Strich mehr raus, als eine, die Bürgerarbeit macht. Nach einem Jahr Bürgerarbeit, ist man wieder im ALG II. Gehalt und Nebenjob sind dann auch noch weg. Es geht nur um reine Statistiktrickserei, so dass dem Bürger einen gesenkte Arbeitslosigkeit vorgegaukelt wird. Die derzeitige Arbeitsmarktpolitik und die Förderpraxis ist einfach Müll.“ In ihrem anderen politischen Schwerpunkt, der Seniorenpolitik, wünscht sie sich, dass der nächste Landesparteitag, auf dem dieses Politikfeld einen Schwerpunkt sein wird, die aktuellen seniorenpolitischen Leitlinien so auch beschließt. „Noch mehr wünsche ich mir aber – und das kann kein Parteitag beschließen – dass jeder, der in kommunaler Verantwortung ist, diese Leitlinien auch umsetzt. Das fängt bei simplen Dingen, wie einer Ampelschaltung an, bei der schon ein gesunder Mensch Probleme hat, bei Grün über die Straße zu kommen.“ Gerade über solche Kleinigkeiten muss stärker nachgedacht werden und darauf will Ute Lukasch vor Ort, in den Kommunen, aufmerksam machen. Mit dieser Einstellung kann man nicht nur die Situation, der von der kapitalistischen Gesellschaft benachteiligten Menschen verbessern, sondern auch das Motto der LINKEN:  „Partei für den Alltag, nicht nur für den Wahltag“ mit Leben füllen.