Gedenktag des Versagens?
Die Tage um den 17. Juni des Jahres 1953 waren spannungsgeladen und hochexplosiv. Der kalte Krieg lief zu seiner Höchstform auf. Die eine Seite erhoffte sich bei dem in der DDR entstandenen innenpolitischen Konflikt die Möglichkeit, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu Gunsten der kapitalistischen Welt zurück zu drehen, die andere Seite befürchtete eine Konterrevolution mit allen Folgen.
Von Uwe Pohlitz
Die Tage um den 17. Juni des Jahres 1953 waren spannungsgeladen und hochexplosiv. Der kalte Krieg lief zu seiner Höchstform auf. Die eine Seite erhoffte sich bei dem in der DDR entstandenen innenpolitischen Konflikt die Möglichkeit, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu Gunsten der kapitalistischen Welt zurück zu drehen, die andere Seite befürchtete eine Konterrevolution mit allen Folgen.
Es war offensichtlich eine Fehleinschätzung beider Lager zur realen politischen Situation. Walter Ulbricht hatte sich trotz aller Warnungen vor den wirtschaftlichen Folgen durchgesetzt, bereits 1952 den Aufbau des Sozialismus beschließen zu lassen.
Die ökonomischen Grundlagen zur Realisierung waren völlig unzureichend und führten zu außergewöhnlichen Belastungen der Bevölkerung. Die Arbeitsnormen wurden erhöht, ohne die technischen und ökonomischen Voraussetzungen zu berücksichtigen.
Die Arbeiter fühlten sich zurückversetzt in kapitalistische Zeiten und machten vom Streikrecht Gebrauch. Die Maurer der Stalinallee stiegen von den Gerüsten und verlangten von der SED-Führung eine Erklärung und Zurücknahme der überzogenen Arbeitsnormen.
Anstelle zu den Arbeitern zu gehen und die Probleme zu beraten und zu diskutieren, verkrochen sich die meisten der führenden Genossen in Karlshorst bei den sowjetischen Truppen. Sie ließen der Sache ihren Lauf und hofften auf Hilfe von außen. Ihnen war zumindest klar, dass die Sowjetunion den westlichsten Außenposten nicht aufgeben wird. Hier lagerte immer noch eines der größten Uranvorkommen der Welt und sicherte den Rüstungswettlauf. Westliche Strategen sahen ihre Zeit gekommen, um die DDR von innen aufzurollen und schürten mit ihren Mitteln und Möglichkeiten das auflodernde Feuer. Als die Panzer der Roten Armee rollten, fiel kein Schuss. Der Ausnahmezustand wurde verhängt und rigoros durchgesetzt. Die DDR-Führung duldete keine Fehlerdiskussionen. Es erfolgte auch keine ehrliche Analyse des Geschehens. Das Ganze wurde zum faschistischen Putschversuch erklärt und abgehakt. Der Westen erfand die Geschichte vom Volksaufstand und erklärte den 17. Juni zum Feiertag der deutschen Einheit. Das war er bis zum 2+4-Vertrag, denn im Inhalt dieses Tages wurden über Jahrzehnte die Grenzen von 1937 eingefordert.
Gemeinsam mit der Rosa-Luxenburg-Stiftung bereitete sich der Kulturverein Rotdorn und der Filmhistoriker Dr. Detlef Kanapin auf eine sehr informative Veranstaltung am 15.6. in Erfurt vor. Im Vorfeld erfolgte eine Analyse der vorhandenen Literatur verschiedenster Schriftsteller, welche unmittelbare Zeitzeugen waren und aus sehr persönlichen Sichten über das Gesehene berichteten. Weiterhin wurden Filmausschnitte und Fotos aus den bewegten Tagen gezeigt.
Es war eine sehr nachdenkliche Veranstaltung und machte Mut zur weiteren Aufarbeitung unserer Geschichte.