Eine Bildungsreise, die es wert ist, wiederholt zu werden

Ende Oktober weilte Knut Korschewsky, organisiert von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, in Israel – für die UNZ berichtet er exklusiv

Am 15. Oktober ging es von Frankfurt am Main nach Tel Aviv. Nach drei einhalb Stunden Flugreise landete unsere Reisegruppe, bestehend aus 23 Politikerinnen und Politikern des Thüringer Landtages, kommunalen Abgeordneten, Journalisten sowie Vertretern von Bildungseinrichtungen und der Staatskanzlei, auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv. Empfangen wurden wir nicht nur von unserer Reiseleiterin, sondern auch von 33 Grad im Schatten.

 Dann ging es mit dem Bus entlang der Küste des Mittelmeeres in die Stadt Tiberias, am 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegenden See Genezareth. Nach einer erholsamen Nacht im Hotel begann der zweite Tag unserer Reise mit Besuchen und Gesprächen zu den biblischen Städten, auf dem Berg der Seligpreisung, den Ausgrabungen von Capharnaum und in der Brotvermehrungskirche in Tabgha am Nordufer des Sees. Nach einem Mittagessen mit Petrusfisch am Ufer des Sees und einem anschließenden, durchaus erfrischendem Bad bei 27 Grad Wassertemperatur besuchten wir die Golanhöhen und informierten uns über die politische Situation an der Grenze zu Syrien. 

Der nächste Tag begann mit einer zweistündigen Busfahrt an die israelisch-libanesische Grenze, direkt am Mittelmeer. Hier wurden wir umfassend über die politische Situation an dieser sensiblen Grenze informiert. Bis heute gibt es zwischen Israel und dem Libanon nur ein Waffenstillstandsabkommen und keinen Friedensvertrag, was die gefährliche Situation in dieser Region deutlich macht. Nach einem Besuch der Mittelmeerstadt Akko, die auf Grund ihrer Geschichte und der noch vorhandenen Architektur aus der Zeit der Kreuzzüge zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, führte uns der nächste Weg in die Stadt Nazareth. Hier besuchten wir eine multikulturelle und interreligiöse Jugendeinrichtung, die die Vielfalt in der Region deutlich machte und gleichzeitig einen Beitrag dazu leistet, über Religionsgrenzen hinweg als Modellprojekt für junge Leute weit über die Grenzen von Nazareth hinaus, bekannt zu sein. In Diskussionen mit den jungen Menschen wurde uns deutlich gemacht, wie wichtig so eine Einrichtung, gerade in dieser Region, ist. Damit endete auch dieser interessante Tag. Der Weg nach Tel Aviv führte uns noch einmal nach Nazareth zur Besichtigung der Verkündigungsbasilika. In Tel Aviv besuchten wir die deutsche Botschaft und hatten ein ausführliches Gespräch mit dem Botschafter Dr. Kindermann. Dieses sehr intensive und informative Gespräch zur allgemeinen außen- und innenpolitischen Lage von Israel war nicht nur sehr aufschlussreich, sondern hat auch nachdenklich gemacht. Es ist noch viel zu tun, dass ein dauerhafter Frieden im Nahen Osten entsteht. Nach der Besichtigung der Mittelmeerstadt Jaffa an der alten Meeresstraße „Via Maris“ machte uns die abendliche Diskussion mit dem Leiter des ARD-Studios Tel Aviv,  Richard Schneider, noch einmal sehr deutlich, dass die Gefahr von kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten noch lange nicht gebannt ist und die Weltgemeinschaft täglich etwas dafür tun muss, dass der Frieden gesichert bleibt.

Am frühen Morgen verließen wir Tel Aviv und fuhren nach Jerusalem auf den Berg Judea. Bedrückend sind bei der Einfahrt in die Stadt die Stacheldrahtzäune und Mauern, die die Palästinensergebiete abtrennen. Nach einem hervorragenden Panoramablick über die Stadt Jerusalem vom Ölberg aus führte uns unser Weg in die Augusta-Viktoria-Stiftung, einem evangelischen Pilgerzentrum mit einem integrierten palästinensischen Krankenhaus.  Den Abschluss des Tages bildete ein Informationsgespräch mit dem bekannten israelischen Fernsehjournalisten David Fitztum. Beim Besuch der Schmidtschule Jerusalem, einer deutschen Schule unter katholischer Trägerschaft in Ostjerusalem für palästinensische Mädchen und einem Gespräch mit dem Direktor Herrn Kirchner wurde uns deutlich gemacht, dass einer der wenigen gangbaren Wege zum Frieden eine gute Bildung ist. 560 Schülerinnen werden in dieser Schule zu einem international anerkannten deutschen Abitur geführt. Prominenteste Absolventin der Schule ist die derzeitige Erziehungsministerin in Ramala. Unser nächster Weg führt uns zur Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Die Ausstellung zeigt in bedrückender und eindrucksvoller Weise die Art und Weise der Entwicklung und die Schrecken des Holocaust in Europa. Dabei stehen viele Einzelschicksale im Mittelpunkt. Das Ziel der Ausstellung ist zu zeigen, wie haben Menschen zu jener Zeit gelebt? Wie haben sie überlebt? Dieser Besuch machte mir noch einmal besonders deutlich, dass die Erinnerung an die Schrecken des Holocaust, hier an der Stelle in Yad Vashem, aber auch bei uns in Deutschland in solchen Erinnerungsstätten wie Buchenwald und Dora niemals sterben dürfen.

Bevor wir am nächsten Tag in die palästinensischen Autonomiegebiete fuhren, führte uns unser Weg auf den Tempelberg mit der Al Axa Moschee und den Tempeldom. Auf dem Weg nach Ramala passierten wir den größten Checkpoint zwischen Jerusalem und Ramala. Es ist bedrückend. Überall auf der Welt werden Mauern abgerissen. Hier wird eine neun Meter hohe Mauer aufgebaut. In Ramala findet ein Gespräch zur politischen Entwicklung in der Westbank mit einem Mitarbeiter der deutschen Vertretung statt. Es schließt sich ein Gespräch in der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Arbeit der politischen Stiftungen in den Palästinensergebieten an. Dazu gehört auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Danach folgte ein Besuch des Mausoleums von Jassir Arafat und eine Rundfahrt durch den alten Teil von Ramala. Bei einem Gespräch in der Birzeituniversität im Lehrstuhl für Rechtswissenschaften in der Nähe von Ramala, diskutierten wir noch einmal die politische Entwicklung in den palästinensischen Gebieten. Am nächsten Tag ging es wiederum in die palästinensischen Autonomiegebiete zu einer Besichtigung der Stadt Bethlehem mit der Geburtsbasilika der Hieronymusgrotte und der Geburtsgrotte sowie der Hirtenfelder von Bethlehem. Auf der Rückfahrt machten wir noch einen Abstecher in das jüdische Viertel sowie  an die Klagemauer zum Empfang des Sabbat. Der Tag endet mit einem orientalischen Abendessen.

Am vorletzten Tag unserer Reise führte unser Weg durch die Wüste Judea im Westjordanland über Jericho zur Festung Masada in die Nähe des Toten Meeres. Masada, der letzte Zufluchtsort jüdischer Freiheitskämpfer gegen die römische Armee, symbolisiert den Untergang Judäas. Masada wurde im Jahr 2001 von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen.  Zum Abschluss dieses Tages gönnten wir uns ein Bad oder besser gesagt ein Schweben im Toten Meer, mit einer entsprechenden Schlammpackung.

Spannende, interessante, aber auch sehr nachdenkliche neun Tage liegen hinter mir. Ich bin mit vielen Fragen auf diese Reise gegangen. Jetzt sind noch ein paar neue dazu gekommen. Trotzdem habe ich viel gelernt. Eines ist sicher, es wird noch ein langer Weg bis im Nahen Osten Frieden herrscht. Viel mehr Menschen müssten sich auf den Weg nach Israel machen, um das Leben dort zu erleben, aber auch die geschichtlichen Hintergründe, die politische Situation in Israel zu ihren Nachbarländern, aber auch in den palästinensischen Autonomiegebieten kennen zu lernen. Eines wurde mir wiederum bestätigt: Reisen bildet. Man lernt neue Freunde kennen und weitet seinen Blick. Niemals sollte man sich nur einseitig informieren, sondern immer versuchen, alle vorhandenen Seiten zu hören, bevor man sich ein abschließendes Bild macht. 

Ich kann jedem nur empfehlen, gerade angesichts der immer wieder aufflammenden Diskussionen um Israel sich selber ein Bild zu machen.