Lichter im Dunkeln

Politik im Land

Statt über Reichsbürger, Kriege und Krisen zu schreiben, stellen wir zur Adventszeit gute Nachrichten aus Thüringen in den Vordergrund. Davon gibt es mehr als viele denken, man muss sie nur auch sehen wollen.

Die Lage im Dezember 2022 ist ernst. Vielen steht das Wasser bis zum Hals. Es gibt tausend gute Gründe, um auf die Mächtigen und Regierenden wütend zu sein. Wir könnten hier jetzt mal wieder vor den Gefahren warnen, die sich für das bisschen mühevoll erkämpfte Demokratie aus dem anhaltenden Rechtsruck und bewaffneten Reichsbürgern ergeben. Oder wir könnten detailliert berichten wie Konservative mit Nazis den LINKEN Bürgermeister von Hildburghausen stürzen wollen. Aber wir wollen am Ende eines weiteren Krisenjahres der schlechten Nachrichten in Endlosschleife, einen optimistischen Blick in die Zukunft werfen. Es ist ja nicht so, dass in Thüringen überhaupt nichts voran gehen würde!

 

„Grüner Stahl“ aus Thüringen

 

Zum Beispiel Thüringens Stahlwerk in Unterwellenborn, dass zwei Weltkrieg und die Treuhand überlebt hat. Personalleiter Christian Güntsch bestätigt: „bis 2040 vollständig CO2-neutralen Stahl zu erzeugen.“  Bei so hohen Zielen ergibt dann auch das kitschige Graffito von Stahlarbeitern als Superhelden und holden blonden Knaben durchaus Sinn. Und nicht nur in der Max Hütte an der Saale, wird im Gegensatz zur  CDU oder AfD,  versucht, die Probleme der Menschheit zu lösen.

 

 

Housing for Future: Bauen mit Wüstensand

 

Dass klein- und mittelständische Betriebe das Rückgrat der Thüringer Wirtschaft sind, weiß selbst jeder Provinzpolitiker. Betriebe wie die Firma Polycare in Gehlberg haben ein Innovationspotential, bei dem wohl selbst manche Tech-Riesen vor Neid erblassen. Am Fuße des Schneekopfes wird schon seit einigen Jahren Baustoff aus Wüstensand produziert. Das galt lange als unmöglich. Mit der Beimischung von Polyester-Harz gelang es, ein sehr stabiles Bausystem zu entwickeln, quasi eine Art Lego-System in Groß. Eingesetzt wurde das zuerst für Notunterkünfte in Entwicklungsländern. Mit dem Prinzip „Housing for Future“ wurden außerdem vielen Menschen ermöglicht, Polycare-Häuser in Raten zu kaufen, statt Miete für Wellblechhütten zu zahlen. Explodierende Preise treffen das Team um Chief Technical Officer Robert Rösler zwar auch, aber ein guter Unternehmer jammert nicht, sondern findet Lösungen. Die heißt in Gehlberg Geopolymer. „Ohne eine Kunststoffkomponente ist das noch ökologischer, günstiger und bringt noch viele weitere Vorteile mit sich“, erklärt Rösler. Mehr dazu werden wir in einer der nächsten Ausgaben berichten.

 

 

Mit Hanf andere Ressourcen schonen

 

Noch ein Beispiel? Während die Ampel in Sachen Cannabis-Legalisierung nicht so richtig aus dem Quark kommt, schreiten Betriebe aus Thüringen längst voran. So wie die Firma Hainich-Hanf. „Wir denken, Hanf hat das Potenzial viele Branchen zum Umdenken zu bewegen, hin zu einer nachhaltigen und schonenden Verwendung unserer Ressourcen“, heißt es aus Bad Langensalza. Die Verwendung der Hanfpflanze ist extrem vielfältig, ob als Lebensmittel, Textil- und Papierfaser, in der Medizin- und Pharmabranche oder sogar als Plastikersatz. Außerdem kommt Hanf ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel aus und wächst selbst auf den kargsten Böden. Nur um sich zu berauschen braucht es spezielle Sorten. Industriehanf enthält nämlich kein psychoaktives THC.

 

Das sind nur drei Beispiele aus der Thüringer Wirtschaft, die Hoffnung machen. Wer genau hinsieht, kann noch mehr entdecken. Allein in der Gründerszene in den Uni-Städten Jena und Ilmenau sprudelt es nur so vor jungen Menschen mit Ideen und dem Willen sie zu verwirklichen.

 

 

Überall Kulturriesen

 

Jenseits von Weimar, Jena und Erfurt gilt Thüringen bei vielen als kulturelle Wüste. Dabei gibt es auch hier viele bemerkenswerte Projekte, die viel mehr Aufmerksamkeit verdienen. Zum Beispiele die Kulturbaustelle in Suhl. Die einstige DDR-Bezirksstadt ist sonst nicht gerade für gute Nachrichten bekannt. Aber was Boris Dietrich und viele andere geschaffen haben, kann sich mehr als sehen lassen. Seit 2015 gibt es regelmäßig Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Filmveranstaltungen, Workshops und Gesprächsrunden. Ohne den gemeinnützigen Verein „Kubus“ würden in Suhl wohl sonst abends die Bürgersteige hochgekappt. Solche Kulturriesen sind in Thüringen häufiger zu finden als viele denken. In Pößneck gibt es den „Pößnecker Alternativen Freiraum“. In Kannawurf haben Aktive das verfallene Renaissance-Schloss in ein blühendes Sozio-Kulturzentrum verwandelt.  In Mühlhausen muckt der Musik- und Kulturverein  gegen Rechts auf. In Erfurt hat sich im Norden im Kulturdreieck von AJZ, Klanggerüst und „Frau Korte“ eine der Art bunte und vielfältige Szene entwickelt, dass die lokalen Nazis deswegen regelrecht Schaum vor dem Mund haben.

 

Ohne Ehrenamt geht nichts

 

Nicht nur in der Kultur, auch in vielen anderen Bereichen gilt: Ohne Ehrenamt geht es nicht. Jenseits des Tages des Ehrenamtes am 5. Dezember wird das  aber nur selten gewürdigt. Ob Klimaaktivist oder Oma gegen Rechts: Wie würde die Welt aussehen, ohne die vielen, die sich für etwas einsetzen, ohne einen Profitgedanken? Besonders oft sind es  Menschen, die eigentlich längst die Füße hochlegen müssten, weil sie im Leben schon mehr als genug geleistet haben.  Stellvertretend für die Unzähligen, die in Thüringen ehrenamtlich tätig sind, seien  Karin Landherr,  Karin Badelt und Dr. Reinhardt Duddek genannt. Landherr sitzt nicht nur für DIE LINKE im Stadtrat, sie war auch stolze 15 Jahre Ortsteilbürgermeisterin von Salomonsborn und unterstützt auch ihre Nachfolgerin nach Kräften. Karin Badelt und Dr. Reinhard Duddek, setzen sich seit Jahrzehnten für Frieden und Völkerverständigung in der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft ein. Das bleibt, auch wenn es gerade nicht so populär ist.